2. Räuber und Raubritter

c) Raubritter

*401. Heimgekehrt vom Kampf gegen die Sarazenen baute sich Ritter Mangold auf einem Felsenhügel bei Feldkirchen an der Donau eine feste Burg. Er machte sie aber bald zur Stätte wilder Gelage, so daß sie Freudenstein genannt wurde. Mangold hauste übel als Raubritter, lauerte den Donaufahrern auf und raubte sei aus. Dabei führte er ein so wüstes Leben, daß ihn einer seiner Knechte nach dem andern verließ.

Nach heftiger Gegenwehr wurde ein größeres Handelsschiff genommen und der Kaufherr und seine Tochter vor Mangold gebracht, der sogleich in Leidenschaft zu dem schönen Mädchen entbrannte. Er versprach ihr die Freiheit des Vaters, wenn sie sein Weib werde. Weil sie nicht darauf einging, ließ er die beiden einkerkern. Die letzten Knechte verließen in der Nacht die Feste, der allein zurückgebliebene Diener des Ritters ließ heimlich die Gefangenen frei. In der Frühe ging Mangold mit einem Giftschälchen in den Kerker, um den Vater zu beseitigen, hinter ihm schlug aber die Tür zu, Mangold war sein eigener Gefangener und als er keinen Ausweg mehr fand, endete er selbst durch das Gift. Die Burg aber zerfiel.

402. In Wildenau hausten einst grausame Ritter. Ihre Gefangenen und alle Leute, die ihnen nicht paßten, warfen sie in einen tiefen Teich, daß sie jämmerlich ertranken.

403. Auf Haichenbach häufte ein wilder Ritter Raubtat auf Raubtat. Weil einst der Burgkaplan einem Gefangenen die Wunden verband, erschlug er ihn und ließ ihn an Ort und Stelle am Weg zur Brodlspitze unter einem Stein, der noch bekannt ist, verscharren.
Des Ritters Bruder, dem die unferne Burg Oberwesen gehörte, führte ein rechtliches Leben und suchte den Bruder oft zu gewinnen, sein Leben zu ändern, alles war aber in den Wind gesprochen.
Dem Haichenbacher wurde wegen seiner vielfachen Schandtaten nachgestellt, doch war seine Burg auf der Donauhöhe uneinnehmbar. Hatte man aber erfahren, daß der Ritter auf Raubzug ausgeritten war, und wollte man ihm den Weg verlegen, erkannte man immer an den Hufspuren, daß es schon zu spät war. Sah man aber an den Spuren, daß er heimgeritten sein mußte und hatte auf die Burg acht, wurde man nicht selten vom Ritter selbst von hinten überfallen. Er hieb nieder was ihm im Weg stand und verschwand mit den Seinen in der Burg. Das kam daher, daß er den Pferden die Hufe verkehrt aufnageln ließ. Endlich wurde aber diese List verraten und den Ritter ereilte die Gerechtigkeit.

404. Gegenüber dem Kerschbaumerschlössel, der Burg Haichenbach, wie sie früher hieß, lag die starke Burg Schlögen, auch ein Raubnest, dessen Besitzer die Reisenden brandschatzte. Als aber einst die Donau zufror, drangen die Feinde über den Strom, bestiegen die Burg und töteten alle Bewohner.

*405. Auf der Westseite der Burgruine Werfel stand der Pein- oder Teufelsturm, an ihm war eine Kette festgemacht, die als Doanausperre verwendet wurde, um die Kaufschiffe zum Landen zu zwingen, wenn sie nicht früher schon ein Lösegeld gezahlt hatten. Opfer, die nicht bezahlen konnten, mußten im Peinturm schmachten oder wurden ersäuft.

406. Auf der Insel Wörth hielt das graue Mandl Ausschau und wenn es ein Schiff durch den Donaustrudel fahren sah, gab es den Raubrittern auf dem Haustein und Langenstein ein Zeichen. Von ihnen wurde dann das Schiff zum Landen gezwungen und ausgeraubt.

407. Auf der Burg Säbnich über Sarmingstein hauste einst ein gar schrecklicher Raubritter. Er überfiel die Schiffe, raubte die Ware und warf die Gefangenen in den Turm. Schließlich wurde das Raubnest belagert und nach zähem Widerstand erstürmt. Als auch das Tor des inneren Hofes schon nachgab, verband der Ritter seinem Pferde die Augen, schwang sich auf und spornte es zum Sprung in die Tiefe. Roß und Reiter blieben dort zerschmettert liegen.

*408. Die Burg Losenstein an er Enns war ein gefürchtetes Raubnest, von hier aus lauerten „losten“ die Burgleute auf die vorbeikommenden Kaufleute, plünderten sie und schleppten sie auf die Burg, nur mit hohem Lösegeld konnten sie die Freiheit erkaufen.
Von dem Losen von der Höhe erhielt die Burg den Namen „Los am Stein“, Losenstein.

409. Auf dem Hartschlosse bei Naarn saßen Raubritter, die vorbeifahrende Donauschiffe überfielen, denn die Donau floß damals unmittelbar bei Naarn vorüber. Auch auf dem Karlinghof, der zum Hartschloß gehört haben soll, saß ein böser Raubritter, der mit seinen Gesellen von den Beutezügen in die unterirdischen Gänge verschwand, die zum Schloß führten.

410. Schloß Haus lag günstig an der alten Verkehrsstraße nach Böhmen. Von hier aus überfielen die Raubritter die Kaufmannszüge. Um die Leute sicher zu machen, hefteten sie beim Ausritt die Hufe der Pferde verkehrt an, beim Heimritt richtig, so daß die Spuren immer heimwärts zeigten. Daher fühlten sich die Fuhrleute sicher und gingen leicht in die Falle.