2. Räuber und Raubritter

b) Räuberbanden

389. Alte Leute denken es noch, daß in der Gegend von Kirchham eine Diebs- und Räuberbande hauste und von einer alten Sölde in Edtholz aus Weg und Steg unsicher machte. Eine richtige Zweigstelle hatten sie in St. Konrad, der Pohneder Hans war dort der Anführer. Einst ging ein altes Weiblein abends durch den Wald. Auf dem Wege holte sie ein hochgewachsener Mann ein und beide gingen miteinander sprechend dahin. Als sich das Weiblein verabschiedete, dankte sie und sprach: „Bin froh, daß du mit mir durch den Wald gegangen bist, denn der Pohneder Hans raubt die Leute auf dem Weg aus.“ Der Fremde aber erwiderte freundlich: „Nein, nein, der Pohneder läßt die armen Leut in Ruh, er packt nur die Reichen. Bhüt di!“ Es war der Pohneder Hans selbst gewesen.

390. Im 14. und 15. Jahrhundert trieb sich um Linz eine Räuberbande herum, die viel Unheil stiftete. Einer von ihnen wurde gefangen und endete auf dem Galgen. Aus Rache raubten die Räuber die Tochter eines Ratsmitgliedes und mauerten sie in einer Höhle an der Steilwand des Freinberges gegen die Donau ein. Nach einiger Zeit wurde wieder einer aus der Räuberbande gefangen und teilte das Versteck des Mädchens mit. Man fand es noch am Leben an, eine Quelle, die durch die Höhle rann, hatte es so gesättigt, daß es am Leben bleiben konnte. Die Quelle wurde eingefaßt und in eine Kapelle, die man errichtete, geleitet. Diese wurde im 17. Jahrhundert neu gebaut und in ihr die Marienstatue aufgestellt, die sich heute im Stadtpfarrhof befindet.

*391. Um 1560 rotteten sich unter der Anführung eines Lambacher Wirtes namens Höritzer bei 1500 Männer und Frauen aus der Gegend in der Eismannstaferne – heute ein Bauernhaus in der Gemeinde Neukirchen bei Lambach – zusammen, verheerten das Land und trieben viel Mutwillen. Auch Welser Bürger waren darunter. Als sie sich aber einst sorglos einer Lustbarkeit hingaben, wurden sie überfallen und niedergemacht. Drei Steinsäulen wurden errichtet, bei jeder sollen 500 Menschen begraben liegen. 1777 standen die Säulen noch, eine außer dem Krautgarten, die zweite am Reintalhügel im Nordwesten von Lambach, die dritte im Schmiernschlägl, einem Grundstück bei Stadl-Paura.

*392. Zu Aichkirchen bei Lambach stieß man, als man das alte Schulhaus zum Pfarrhof umwandelte, beim graben des Kellers auf eine unterirdische Höhle mit einem runden Tisch und einer Art Sofa aus Lehmerde. Es soll der Unterschlupf einer Räuberbande gewesen sein, die in Ort bei Gmunden hingerichtet wurde.

393. Die Wälder des unteren Mühlviertels waren einst unsicher durch Räuber, die – oft zu 60 – in Räuberhöhlen hausten. Niemand wagte ihnen Widerstand zu leisten, denn sie stachen gleich jeden nieder. Vor mehr als 100 Jahren war dort, wo jetzt das Schatzenhaus in Aist steht, der Sitz einer Räuberschar, ihr Hauptmann war ein gewisser Graßl.

394. Als bei Laab noch dichte Wälder zu beiden Seiten der Straße waren, hielt sich dort eine Räuberbande von über 100 Räubern auf und machte weite Raubzüge auf Lastfuhrwerke. Die Häuselleute hatten vor ihnen Ruhe.

395. Vor 100 Jahren hauste im Gebiet der damaligen Pflegschaft Berg bei Rohrbach der Steinhauer Gröger, ein verwegener Geselle, mit seiner Bande, die sich mit Diebstahl, Raub und Schwärzerei abgab. Sein Name war daher weit berüchtigt. Einmal saß er unerkannt bei Bauern im Wirtshaus. Ein Bauer sagte zu einem anderen, der heiratslustig war. „I wissat da ane vom Stoanhauer Kröger, åber stehln tuats!“ Gröger sagte nichts und ging ruhig fort, aber nach 14 Tagen schickte er dem Bauer die Nachricht, es habe ihn gefreut, daß er von ihm gesprochen, er werde ihn dafür heimsuchen. Das tat er auch und brach bei ihm ein. Ein andermal führte er ein Mädchen, das ihn bat, sie vor dem Gröger zu schützen, sicher durch den Wald.
Er hatte immer großen Zulauf. Von ihm ging das Sprüchel:

Wen d’Arbeit nit gfreut,
Wer in GÃ¥lgen nit scheit,
Geht zum Steinhauer Gröger,
Der braucht ållerhånd Leut.

Auf einem Streifzug wurde einer seiner Gesellen festgenommen und in das Marktgefängnis gebracht. Gröger rief die Lackerhäusler Schwärzer zu Hilfe. Sie kamen in hellen Haufen und umzingelten Haslach, der erschreckte Marktrichter gab ihnen den Gefangenen heraus, der nun im Triumph fortgeführt wurde, nachdem die Eindringlinge in den Wirtshäusern sich eine unentgeltliche zeche verschafft hatten. Nun wurde aber ein Soldatenkommando aus Linz aufgeboten, Gröger und seine
Bande wurden umzingelt und gefangen, in seinem Hause wurde ein großes Diebslager entdeckt. Nachdem Gröger seine Strafe in Linz verbüßt hatte, fand er als alter Mann in einem Schiffergasthaus in Urfahr Unterschlupf. Als eisgraues Mandl saß er an der Lände und wackelte mit dem Kopf.

396. Als die alte Pflegegerichtsbarkeit abkommen sollte, trieb in der Gegend von Oberneukirchen, Zwettl, Gramastetten und Pöstlingberg eine Räuberbande ihr Unwesen. Ihr Anführer war Michl Landl. Seine Gesellen warb er, indem er auf Straßen und Plätzen Zettel verstreute, auf denen geschrieben stand:

Wen d’Arbeit net gfreut
Und wer in GÃ¥lgen net scheicht,
Soll za mir kemma,
Denn i brau(ch) a Leit!

Die Bande raubte und plünderte und ging mit den Leuten fürchterlich um. So schnitten sie ihnen die Sohlen auf und streuten ihnen Salz in die Wunden. Einer Bäuerin, die Landl beim Krapfenbacken traf, tauchte er beide Hände in das prasselnde Schmalz; in Oberneukirchen schoß er ein altes Weiblein aus Übermut vom Kirschbaum, weil er meinte, hier dürfe nicht mehr gerichtet werden. Doch er fiel der Gerechtigkeit in die Hand und endete als letzter am Galgenbichl in Oberneukirchen.

397. Am Galgenbichl, der einstigen Richtstätte von Reichenstein, hausten vor Zeiten Räuber und Wegelagerer, die die Leute furchtbar mißhandelten, sie mit Zangen zwickten, an Räder banden und sei den Abhang hinabrollen ließen.

398. In der Gegend von Schwandtendorf hausten einst Räuber, zuerst sieben, später vier und schließlich nur einer. Ihr Sammelplatz war dort, wo jetzt das Fitzinger Bildstöckl steht. Sie vereinbarten, daß der, der von ihnen übrig bleibe, an der Stelle ein Bildstöckl errichte. Und so geschah es. Nach einer anderen Erzählung waren die Leute durch die Räuber in arger Not und wandten sich an die Herren von Weinberg um Hilfe. Denen gelang es im Verein mit den bewaffneten Bauern die Räuberbande auszurotten. Zum Dank wurde das Bildstöckl errichtet.

*399. Im Saurüsselwald hauste eine Räuberbande. Zwei Leute davon kamen als Pilger verkleidet zu einem Fischer am Mondsee. Während der Vater die Söhne um Fische schickte, erschlugen sie ihn und entführten die Tochter. Die Brüder wandten sich an den Herrn von Wildenegg, unter dessen Schutz sie standen, um Hilfe. Sie suchten ihn in Puchheim auf, wo er sich mit der Tochter des Schloßherrn vermählen wollte. Der Wildenegger ersann eine List, ließ das Gerücht aussprengen, in den nächsten Tagen werde der Brautschatz von Puchheim nach Wildenegg gebracht. Wohlausgerüstet brachen die Knechte nach ein paar Tagen auf und führten zur Täuschung bepackte Wagen mit. Die Räuber überfielen den Zug, unterlagen aber nach erbittertem Kampf. Was nicht gefallen war, wurde gefangen. Ein fliehender Räuber wies den Weg zur Höhle im Saurüsselwald. Die wenigen Räuber, die dort zurückgeblieben waren, wurden rasch überwältigt. In der Höhle fanden sich viele geraubte Schätze und in einem kellerartigen Raum auch die Tochter des erschlagenen Fischers. Sie hätte dort so lange schmachten müssen, bis sie den Hauptmann der Bande das Jawort gegeben hätte.

400. Eine Dirne war in einem Bauernhaus allein daheim. Es kamen Räuber in das Haus und schleppten sie mit sich. Im Walde sagten sie zu dem Mädchen: „Wart hier bei dieser dicken Fichte auf uns.“ Dann gingen sie auf Raub aus. Das Mädchen kletterte auf den Baum und versteckte sich im Wipfel. Als die Räuber zurückkamen und das Mädchen nicht fanden, kletterte einer auf den Baum und stach mit der Lanze in das Astwerk. Das Mädchen wurde zwar in die Füße getroffen, rührte sich aber nicht. Die Räuber suchten nicht länger und zogen weiter. Das Mädchen hielt sich verborgen, bis auf dem Weg ein Fuhrmann vorbei kam, weil das Mädchen mit seinem wunden Fuß nicht gehen konnte, nahm er es mit auf seinem Wagen. Nach einer Weile kamen die Räuber und fragten, ober er kein Mädchen gesehen habe. Er verneinte es. Nun wollten die Räuber unter die Plache sehen: „Tut das nicht, mein bissiger Hund würde euch anfallen!“ Die Räuber glaubten ihm und zogen in den Wald zurück. Das Mädchen ging zu Gericht, die Räuber wurden gefangen und zum Tode verurteilt.