12. Von schwerer Tat Unglück, von merkwürdigen Schicksalen

424. Auf Schloß Rottenegg wohnte eine stolze hartherzige Herrin. Einmal stand ein Bettelweib mit einer Schar Kinder um sich und einem unter dem Herzen im Schloßhof und bat um ein Almosen. Die Gräfin jagte sie aber mit Hohn davon und verspottete sie wegen ihrer großen Kinderschar. Die Bettlerin fluchte der Burgherrin und wünschte ihr zwölf Kinder auf einmal. Während nach Jahresfrist der Burgherr auf Jagd weilte, kam die Gräfin wirklich mit zwölf Knaben nieder. Sie ließ elf Kinder in einen Korb legen und von einer Magd zur Rodl zum Ersäufen tragen. Der heimkehrende Graf begegnete aber der Magd, schaute in den Korb, erfuhr den Zusammenhang und nahm die Kinder zu sich. Nach seiner Ankunft in der Burg wurde ihm die Geburt eines Sohnes mitgeteilt und bald wurde die Taufe festlich begangen. Beim Taufmahl erzählte der Graf die Geschichte einer Mutter, die elf Kinder ertränken ließ und nur das zwölfte bei sich behielt. Er fragte die Gräfin, welche Strafe solch eine Frau verdiene. Um keinen Verdacht aufkommen zu lassen, sagte sei, man solle die Rabenmutter einmauern und bei lebendigem Leib verhungern lassen. Dieses Urteil ließ der Graf an ihr selbst vollziehen. Die Mauer, in die die Burgfrau eingemauert wurde, soll noch stehen.

Nach einer anderen Sage wartete der Graf, bis die Knaben zwölf Jahre alt waren. Es werden auch vier und sechs Knaben genannt. Der Fluch der Bettlerin lautete nach einer Fassung, die Gräfin werde von ihren zwölf Söhnen zum Tode verurteilt werden.

425. Während der Ritter von Klingenberg an einem Kreuzzug in das heilige Land teilnahm, brach seine Frau die Treue und gebar neun Kinder. Bei der Heimkehr hörte der Ritter aus einem Nebengemach Gewimmer und fragte seine Gattin darum. Sie sagte, es seien neun kleine Hunde. Als der Gatte auf den wahren Grund kam, ließ er die Gattin mit ihren neun Kindern in ein inwendig mit spitzen Nägeln beschlagenes Faß stecken und dieses den steilen Abhang hinabrollen.

*426. Der Graf von Altheim, dessen Burg im heutigen Gemeindegebiet Feldkirchen im Innkreis stand, weilte im Krieg. Die Gattin brach ihm die Treue und gebar Zwillinge. Sie wollte die Kinder in einem Sack im Teich ertränken lassen. Der heimkehrende Graf traf aber den Diener am Weg zum Teich und zwang ihn zum Geständnis. Die Knaben ließ er heimlich erziehen und als sie herangewachsen waren, gab er ein großes Gelage. Dabei fragte er seine Frau, was eine Ehebrecherin verdiene. „Ich ließe sie in ein leeres Faß stecken und ersäufen“, war die Antwort. Der Graf deckte nun ihr Verbrechen auf und ließ trotz der Fürbitte der Söhne die Strafe, die sie selbst angegeben hatte, vollziehen. Am Kirchenportal ließ er zwei Hunde, die gegeneinanderschauen, in Stein meißeln. Die Söhne der Frau erhielten in ihr Wappen einen Hund und hießen die Hundsberger, woraus später Haunsberger wurde.

427. Ein Graf, der mit seiner Frau glücklich lebte, mußte in den Krieg und befahl seinen Schloßleuten, seiner Frau in seiner Abwesenheit treu zu dienen. Bald darauf schenkte die Gräfin einem Knaben das Leben. Ein Reitknecht ritt mit einem Brief, in dem die Botschaft stand, dem Grafen nach. Der Reitknecht schrieb aber hinein, ein junger Hund sei zur Welt gekommen. Der Graf wunderte sich, schrieb aber zurück, der Hund soll gut aufgezogen werden. Der Reitknecht fälschte wieder den Brief und schrieb hinein, Mutter und Kind sollten im Walde getötet und Lunge und Leber zum Zeichen ins Schloß gebracht werden. Der Waffenknecht, der den Auftrag bekam, hatte jedoch ein Herz, ließ die beiden in der Wildnis und tötete einen Hund. Als der Graf heimkam, erfuhr er die Unschuld seiner Frau und daß sie nicht getötet worden. Vergeblich suchte er sie überall. Sie hatte in einer Felshöhle Unterschlupf gefunden. Eine Hirschkuh lieferte dem Knaben die Milch. Einmal wurde die Gräfin krank und schickte den Sohn, der schon sprechen konnte, in das Schloß um Hilfe. Der Knabe verriet aber nicht, wer seine Mutter sei und wo sie sich aufhielt. Bald darauf veranstaltete der Graf eine Jagd, die von ihm verfolgte Hirschkuh flüchtete in die Felsenhöhle zur Gräfin und so fand der Graf Gattin und Sohn. Er brachte sie mit Jubel ins Schloß zurück.

*428. Der Schloßherr von Pürnstein ließ sein untreues Weib vom Turm in die Tiefe stürzen. Sie blieb aber am Leben und fristete im Walde ihr Leben. Zufällig kam der Kaiser mit großem Gefolge in die Gegend und fand die reuige Sünderin. Er führte Gatte und Gattin zusammen und verzieh beiden. Der Ritter aber blieb unversöhnlich, die Frau härmte sich zu Tode.

*429. Ein Bauer in der Gegen zwischen St. Peter und Weng war im Krieg verschollen, seine Frau heiratete wieder. An einem Weihnachtsabend trat ein Soldat ein, was in den Kriegsläuften nicht ungewöhnlich war, und bat um Herberge. An einem Muttermal am Hals erkannte die Bäuerin in ihm ihren ersten Mann. Auf diese Erkennung hin kam es zu einem Streit zwischen den beiden Männern und der eben heimgekehrte Bauer wurde erschlagen und hinter dem Haus verscharrt. Ein Hügel, der früher ein Kreuz trug, soll die Stelle noch andeuten.

*430. Der Graf von Dietach wollte „die Rose von Schellenstein“, wie die Tochter des Ritters von Schellenstein genannt wurde, als Gattin heimführen. Am Vortag wurde auf Dietach allerlei Scherz getrieben. Beim Versteckspiel schlüpfte die Braut in eine große Truhe, doch fiel der schwere Deckel zu, die Unglückliche mußte ersticken. Erst nach vielen Jahren fand man die Leiche.

431. Nach einem in den Fünfzigerjahren des vorigen Jahrhunderts gesungenen Moritatenlied floh die Schellensteinerin vor dem Gatten, dem sie nur gezwungen das Jawort gegeben hatte, durch die Gänge des Schlosses. Als sie nicht mehr aus konnte, lehnte sie sich an die Wand, versank aber vor den Augen des Gatten in einer Geheimtür, die sich hinter ihr so kunstvoll schloß, daß sie nicht aufzufinden war. Erst nach Jahr und Tag wurde bei einem Umbau die Geheimtür und in einem Versteck darunter die Leiche der Gräfin entdeckt.

432. Im Schloß Puchberg lebte einst ein Graf mit seiner Frau und zwei Töchtern. Die Mutter hielt stets zur jüngeren Tochter und kränkte die ältere ständig so, daß diese eines Tages fortwanderte, ohne Abschied zu nehmen. Da gingen Mutter und Schwester in sich. Alle Abend hielten sie vom Waldrand Ausschau nach der Entflohenen. Eines Tages sah endlich die Schwester die Langvermißte abgehärmt daherkommen. Zum Dank ließ der Vater zwei Statuen aus Stein hauen, die Mutter Gottes und die heilige Elisabeth darstellend. Die steinernen Frauen stehen noch heute am Ausgange einer Obstbaumallee im Norden des Schlosses.

*433. Der polnische Fürst Theodor von Lubomirski heiratete eine Fleischhauerstochter. Um sie den Nachstellungen seiner darüber erbosten Familie zu entziehen, ging er mit ihr in die Fremde und traf 1711 heimlich in Wels ein. Hier schenkte die Gattin einem jungen Prinzen das Leben. Inzwischen hatte die Familie den Aufenthalt erfahren. Während sie im Wochenbett lag und ihr Mann abwesend war, drang ihr Schwager bei ihr ein und bedrohte sei. Sie hielt ihm das Kind entgegen und entwaffnete ihn dadurch, starb aber wenige Stunden darauf an den Folgen der furchtbaren Aufregungen. Ihr Grabstein kündet noch heute an der Pfarrkirche in Wels:
„Höre wer du lest,
frag nicht wer ich gewest,
Hab zwar gebohren in das Leben,
Aber das verloren, was ich gegeben.“

434. Einem Gmundner starb 1677 seine Frau schon im zweiten Jahr der Ehe bei der Geburt eines Mädchens. Das nahm dem Mann so alle Freude und Kraft, daß er das Kind zu einer Frau in Pflege gab, sich darum nicht weiter kümmerte und in die weite Ferne zog. Für die Heimat war er verschollen. Als Landfremder kehrte er nach langen Jahren zurück, faßte Neigung zu einer schönen Wirtstochter und sah sie erwidert. Schon dachte er an die Hochzeit, da erzählte ihm das Mädchen, die als Pflegekind zweite Eltern gefunden hatte, ihr Schicksal. Er erkannte in ihr nun sein eigenes Kind. In der Verzweiflung stürzte er sich mit der Ahnungslosen beim Schloß Ort in den See. Fischer bargen am nächsten Morgen die Leichen, in Altmünster wurden sie bestattet. Auf den Grabstein der Gattin in Gmunden kamen aber nun die Worte:
Leser löse auf die Wort:
Halb an ein, halb an andern orth
Mutter, Tochter und ihr Mann,
Drey und eins man finden kann.
Wann das ein zu drey wird genommen,
Werden erst drey ganz vollkommen.

*435. Eine Frau, die guter Hoffnung war, ging auf dem Jahrmarkt in eine Schaubude, ohne zu wissen, was drinnen zu sehen war. Am Anblick mehrerer Wölfe schreckte sie sich. Als sie niederkam, hatte das Kind einen Kopf, der mehr dem eines Wolfes oder Hundes als eines Menschen glich.

436. Der letzte einer einst im oberen Mühlviertel hoch angesehenen Leinenhändlerfamilie, der am Löfflerhof in Hinterweißenbach ansässig war, verließ, als in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Hausleinwand von der Fabriksware auf den Märkten immer mehr verdrängt wurde, den ehrlichen Handel seiner Vorfahren; in die großen Leinwandballen wurde Schmuggelgut verpackt, das weit in den Balkan hinein, vielleicht sogar über das Meer versandt wurde. Als die Grenzwache eines Tages hinter dieses Schwärzen kam, wurde der Fuhrknecht aufs schwerste bedroht; nur mit Mühe konnte er sich vor strenger Kerkerstrafe retten. Heimgekehrt, verweigerte er seinem Herren jede weitere Fahrt. Ein junger Häuselmann aber ließ sich bereden und zog, aufs beste ausgestattet, mit Geld und Vorräten reichlich versehen, mit der nächsten Ladung freudig in die Weite. Doch kam keine Kunde mehr von ihm in die Heimat; nur die Pferde kehrten nach langer Zeit allein zurück. Als das Treiben des Leinwandhändlers ruchbar wurde, mieden ihn alle. Verlassen und verarmt verbrachte er ein von Leiden geplagtes Alter. An Stelle der vielen Freunde von einst war nur ein großer schwarzer Hund sein ständiger Begleiter. Mit dem Tage, an dem er starb, war auch der schwarze Hund verschwunden.
Nun wurden aber auch die fein gearbeiteten Grabplatten der Familie in der Pfarrkirche in Oberweißenbach von der Bevölkerung nicht mehr im Kircheninneren geduldet und mußten sich mit einem Platze an der Außenseite der Kirche begnügen.


*437. Der böse Graf von Sprinzenstein schenkte einen Bauernhof, der gar nicht ihm gehörte, einem Mann, den er gut leiden konnte, und verjagte den rechtmäßigen Besitzer. Als der Graf sich das Marktbrauhaus in Sarleinsbach aneignen wollte, konnte er den Marktrichter weder bestechen noch einschüchtern. Er schleifte ihn am Schweif seines Rosses bis zu einem Felsen. Nochmals bedrohte er ihn mit der Pistole, als er auch da noch standhaft blieb und auf Gottes Gericht wies, ritt der Graf erbleichend davon. Der mißhandelte Marktrichter starb bald darauf. Die Witwe ließ zum Gedächtnis eine Steinsäule errichten.

438. St. Oswald bei Freistadt hatte gegenüber der Herrschaft Weinberg besondere Vorrechte, die Urkunden hatte der Bürgermeister in Verwahrung. Seiner Frau schwatzte sie aber die Frau des damaligen Pflegers durch geschickte Reden ab und brachte sie ihrem Mann, der sie sogleich verbrannte. Als die Bürger von St. Oswald dahinter kamen, beschuldigten sie den Bürgermeister des Einverständnisses mit dem Pfleger und verlangten von ihm, er müsse die Urkunden zurückbringen. Das konnte er nicht und deshalb wurde er von den Bürgern ermordet. Eine Mariensäule an der Lasberger Straße gemahnt noch an diese Bluttat.

439. An der Ager stand die Burg Wasen, ihre Herren, die Grafen Ulrich und Heinrich Schaunberg, waren grausame Unterdrücker der Bauern. Zur Zeit der Pferdeseuche sagte Ulrich, er werde einfach seine hörigen Bauern satteln und auf ihnen reiten.

*440. Ein Graf von Rödern ließ eine junge Magd, die ihm zwölf Schilling gestohlen hatte, henken. An der Stelle, die Pfaffenberg heißt steht eine Säule.

441. Eine reiche Frau hatte bei Steinbach am Attersee ein Silberbergwerk, sie war sehr geizig und bezahlte den einzigen Arbeiter, den sie hielt, so schlecht, daß er sich kaum ernähren konnte. Als der Arbeiter einmal mit seiner Radeltruhe am Auboden Erdreich führte, setzte er sich ermattet nieder, schlief ein und stürzte ab. Der Radelbock blieb stehen. Seither heißt die Höhe Radeltruh.

442. Die Gräfin Trautsohn, die Schloßherrin von Köppach, war eine leidenschaftliche Spielerin. Einst lud sie einige Atzbacher zum Hasardspiel. Sie verlor unaufhörlich, schließlich verspielte sie das ganze Schloß samt Grund und Boden. Ein Bauer, der es gewann, wurde darüber nicht recht froh und verschleuderte das gesamte Anwesen wenige Tage später um dreitausend Gulden.

443. Ritter Haym wollte seine Burg Reichenstein neu aufbauen. Unter großer Feierlichkeit wurde der Grundstein gelegt. Den Abend darauf vermißte der Bauer Gaisrucker seinen zweijährigen Knaben. Da alles Suchen vergebens blieb, meinte er, Haym habe das Kind in die Grundfeste einmauern lassen, um die Burg uneinnehmbar zu machen. Er schoß Haym deshalb von einem Gebüsch aus nieder, als er durch einen Hohlweg heimritt. Die Schuld kam auf den Knecht, der auch gefoltert wurde. Bald darauf wurde beim Kornschnitt die Leiche des Kindes gefunden. Es hatte sich im hohen Korn verirrt und keinen Ausweg mehr gefunden.
Nach einem anderen Bericht fand man Kleiderfetzen und bekam dadurch den Beweis, daß ein Wolf das Kind geraubt hatte. Den Gaisrucker packte Pein und Reue, er siechte dahin und gestand am Sterbebett die Tat. Der Reitknecht wurde in Ehren frei gelassen.
Die Stelle des Mordes bezeichnet ein heute verschwundene Kapelle.

444. Ein Bauer, der aus Rache und Verzweiflung seinen Herrn erschlagen und sein Schloß in Brand gesteckt hatte, wurde dafür aufs Rad geflochten. Am ersten Tag wurden ihm die Hände gebrochen am zweiten die Beine, am dritten sollte ihm die Radspeiche ins Herz gestoßen werden. In der Nacht vor dem dritten Tag war er bei Bewußtsein, klagte aber nicht. Einen Pandur, der Wacht stand, bat er als letzte gute Tat um eine Pfeife Tabak. Der Pandur willigte ein, stopfte die Pfeife, zündete sie an und steckte sie ihm in den Mund. Als der Bauer ausgeraucht hatte, sagte er, der Pandur solle ihm die Sohle vom rechten Schuh abtrennen. Dort waren Goldstücke eingenäht und waren der Lohn für die gute Tat des Wächters. Am nächsten Tag starb der Gerichtete ohne Klage. Das Geschlecht des bösen Herrn aber ging glücklos zugrunde. Der letzte Sprosse endete als Selbstmörder.

445. Auf dem Glasererberg bei Überackern stürzte ein Bauer bei einer unglückseligen Teufelsbeschwörung ohnmächtig zusammen und schlug sich eine Kopfwunde. Am Morgen fand ihn ein Handwerksbursche erfroren und bemühte sich um den Leblosen. Er wurde dabei angetroffen, für den Mörder des Toten gehalten und hingerichtet. An der Stelle steht ein Stein mit der Inschrift: „Am jüngsten Tag wird alles offenbar!“.

*446. Bei Osternberg gerieten zwei Fischer in Streit, wobei der eine erschlagen wurde. Zur Sühne steht an der Stelle ein Steinkreuz, das schon stark verwittert ist.

*447. In Handenberg tötete zur Zeit des Mittagsläutens der Mesner auf der Stiege zur Kirche eine Frau. Deshalb kam das Elf-Uhr-Läuten in Handenberg ab und die Stiege, auf der da Blut der Ermordeten geflossen, bekam den Namen die rote Stiege.

448. Ein Bauerssohn bei Tollet wurde von einem Bauernknecht beschuldigt, im Schloß Tollet einen Silberlöffel gestohlen zu haben. Er beteuerte seine Unschuld, wurde aber zum Tode verurteilt. Als letzte Bitte verlangte er, auf dem Galgen oberhalb Tollet so gehängt zu werden, daß er auf sein Elternhaus sehen könne. Dies geschah. Nach einiger Zeit heiratete der Knecht, der falsches Zeugnis abgegeben hatte. Er erhielt vom Grafen von Tollte die Erlaubnis, sich einen Baum zur Anfertigung einer Wiege nehmen zu dürfen. Als man aber den Baum fällte, fand man in einem Nest den angeblich gestohlenen Löffel. Zum Gedächtnis errichtete man an der Richtstätte eine Kreuzsäule, die noch heute steht.

*449. Ein armer Bursche in Linz rettete im Schneesturm einem alten Mütterchen das Leben, der Landeshauptmann Graf Lamberg erfuhr davon und ließ ihn zur Anerkennung dafür beim Förster in Kürnberg zum Forstjungen ausbilden. Der Bursche bewährte sich. Als aber einmal der Graf in Kürnberg weilte, verschwand, während er schlief, ein wertvoller Ring. Die Schuld kam auf den Burschen, er wurde trotz seiner Beteuerung zum Tode verurteilt. Als der Baum für das Galgenholz gefällt wurde, fand man den Ring in einem Dohlennest auf dem Baum. Dadurch klärte sich alles.

450. An der Stelle des freundlichen Dorfes Stadlkirchen stand früher ein Schloß. Der Besitzerin ging eines Morgens der kostbare Ring, den sie täglich trug, ab. Ein armes Dienstmädchen wurde des Diebstahles beschuldigt, weil niemand sonst im Zimmer gewesen war. Obwohl sie ihre Unschuld bis zum Schluß beteuerte, wurde sie nach dem damaligen strengen Recht verurteilt und hingerichtet. Im Frühjahr darauf fällte ein Bauer in Tobl einen Baum, aus einem Rabennest fiel der Ring heraus. Die Bestürzung und Reue der Gräfin war nun zu spät.

*451. In Linz wütete eins ein furchtbarer Brand. Die reichen Kaufmannshäuser auf dem Hauptplatz brannten nieder. Das geschmolzene Gold rann in Strömen auf den Platz. Daran erinnert das Gold am Stadttor im Wappen von Linz.

452. Weit draußen vor Hallstatt steht das Sonnenhäusel. Hier wohnte einst ein Ehepaar, das sich durch Fleiß und Sparsamkeit emporgebracht hatte, aber von Gott und der Kirche nichts wissen wollten. Die Frau stürzte beim Salztragen, das einigen Geldzuschuß ins Haus brachte, so unglücklich, daß sie mit dem Tode rang. Gerade tobte der erste Frühlingssturm, da bat sie ihren Mann, einen Priester zu holen. Widerstrebend ging er. Eine Lahn versperrte ihm den Weg, er mußte umkehren und fand seine Frau noch elender als zuvor. Sprechen konnte sie nicht mehr, aber auf ihren flehentlichen Blick machte er sich nach dem Nachbardorf auf und kämpfte sich durch den Sturm hin. Der Pfarrer eilte sogleich um das Allerheiligste und ließ auch den Arzt zum Mitkommen holen. Dieser trat ihm das Pferd ab und der Priester ritt mit Allerheiligsten auf dem engen Pfade zwischen See und Bergwand voraus. Durch einen Steinschlag scheute das Pferd, stürzte und versank mit seinem Reiter im See. Währenddessen war droben im Sonnenhelles die Frau in Frieden mit Gott gestorben.
Am Pfaffengfäll, wie die Stelle nach dem Unglücksfall genannt wurde, errichtete man ein Marterl, es wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts vom Hochwasser weggerissen. Das Sonnenhäusel stand lange leer und verfiel. In der Zeit der Wohnungsnot wurde es wieder instand gesetzt.

453. Die Sage vom Sturz des Priesters wird auch folgend berichtet: Als Hallstatt noch keine Pfarre war, mußten die Priester in Goisern auch für das Seegebiet sorgen. Auf einem Versehgang kam einst ein Priester zu Pferd von Goisern herüber, den engen Saumpfad von der Gosaumühle nach Hallstatt benützend, an dessen Stelle 1873-1874 die breite Straße erbaut wurde. Sein Pferd scheute und stürzte mit ihm in die Tiefe. Das Allerheiligste blieb an einem Strauch hängen und wurde durch einen anderen Priester abgehoben.

454. Ein Leinwandhändler wurde im Haiderwald bei Königswiesen von Räubern überfallen. Sein Reitpferd wurde vom Schießen scheu und ging durch. Der Händler konnte nicht mehr aus den Steigbügeln kommen, das Pferd schleifte ihn mit, es wurde in der Ortschaft Haid aufgehalten, der Mann war aber schon tot. An der Stelle des Überfalles steht jetzt ein Steinkreuz.

455. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts verunglückte ein Tiroler Graf auf der Hochzeitsreise zu den Schwiegereltern nach Wien an einem stürmischen Abend im Strudel. Die Gräfin rettete sich an das linke Ufer, die Schiffleute und Reisenden gingen unter. Voll Leid kehrte die junge Frau zu den Eltern heim und betrauerte ihren Gatten. Nach zwölf Jahren drang aber durch Schiffer die Nachricht zu ihr, daß auf der Insel Wörth ein Einsiedler lebe. Dies trieb sie an die Stätte des Unglückes aufzusuchen. In dem Einsiedler erkannte sie den totgeglaubten Gatten. Sein Diener hatte ihn gerettet. Da der Graf seine Frau für tot gehalten hatte, hatte er beschlossen, sein Leben als Einsiedler auf Wörth zu verbringen, sein treuer Diener blieb bei ihm. Aus Dankbarkeit für die glückliche Wiedervereinigung ließ das Grafenpaar das Wörtherkreuz errichten. Es trägt die Jahreszahl 1552.

456. Als das Krämpelsteiner Schlössel an der Donau längst seine guten Zeiten hinter sich hatte, hause hier ein armer Schneider, der nur eine Ziege sein Eigen nannte. Als er eines Abend heimkam, fand er sie verendet und stand nun in verzweifelter Ratlosigkeit da. Er wollte das Tier in die Donau hinabwerfen, verfing sich aber in den Hörnern, stürzte selbst mit in die Tiefe und ertrank. Seither heißt das Schlössel auch das Schneiderschlössel.

*457. Auf dem Weg vom Altenhof nach Falkenstein befindet sich, bevor man die Falkensteiner Leite erreicht, ein steiler Felsabsturz „Das verlorene Reit“. Vor langer Zeit soll hier ein Mädchen spurlos verschwunden sein, das man trotz allen Suchens nicht gefunden hat.

458. Zur Karbachmühle kam jährlich ein Wellischer und durchstreifte von hier das Gebirge nach Erz. Einst brachte er ein Kind, die Tochter seines Sohnes, mit, ließ sie aber bei den Müllersleuten zurück. Er hatte sie dem mißratenen Sohn und dessen schlechter Frau weggenommen, um sie nicht durch böses Beispiel verderben zu lassen. Er vereinbarte mit den Müllersleuten, das Kind bei ihnen zu lassen und die Auslagen alljährlich bei seinem Kommen zu bezahlen. Er zog in die berge, kehrte aber nicht mehr zurück. Magdalena, so hieß das Mädchen, wuchs mit den Müllerbuben heran. Großgeworden streiten die beiden Burschen um das Mädchen. Um Unfrieden zu hindern, zog sich die Ziehschwester als Magd auf die Karbachalpe zurück. Schließlich gewann aber doch der ältere Sohn, den auch das Mädchen liebte, ihre Hand. Der jüngere zog als Soldat in die Ferne und kam im Krieg um. Nach langen Jahren entdeckten die beiden Buben Magdalenas in einer Höhle ein Menschengerippe und daneben ein Kreuzanhängsel. Sie nahmen es heim und Magdalena erkannte unter Tränen, daß es ihrem Großvater gehörte, der in den Bergen zugrunde gegangen war. Die Gebeine wurden auf dem Friedhofe in Traunkirchen bestattet.
Eine Sage fügt bei, Magdalena erstarrte zu Stein, das Steingebilde ist im Karbachgebirge zu sehen und wird die betende Magdalena genannt.

459. An der alten Straße von Grünbach nach Freistadt steht oberhalb des Simbauerholzes das Simbauerkreuz aus dem Jahre 1644, es trägt ein großes und vier kleinere Eisenkreuze. An der Stelle nämlich erfror eine, arme, ausgewiesene Frau in einer Winternacht mit ihren vier Kindern. Nach einer anderen Überlieferung schleppte sie sich hierher und gebar drei Kinder, nachdem sie trotz ihres Zustandes von der Bäuerin im nächsten Bauernhof nicht aufgenommen worden war. Am Morgen wurde sie mit ihren Kleinen erfroren aufgefunden, die sie mit den letzten Fetzten ihrer Kleider zu erwärmen gesucht hatte. Wieder nach einer anderen Wendung soll die Mutter zwei Kinder mitgehabt haben, das dritte kam neugeboren dazu. Es wird auch erzählt, daß die arme Mutter mit ihren vier Kinder vergeblich um Butter bitten ging. Als die Nacht einbrach, fand sie nirgends Einlaß und mußte mit ihren Kindern erfrieren.
Wenn in stürmischen Winternächten die Winde um die Säule, die zum Gedächtnis gesetzt wurde, heult wir ein geheimnisvolles Klingen vernehmlich, es ist die Klage der Erfrorenen.

460. Zur Zeit, als zu Steinbach am Ziehberg noch keine Kirche und Pfarre war, mußten die Leute den weiten Weg zur Kirche nach Kirchdorf machen. Im strengen Winter trugen einmal wahrscheinlich vom Oberperneckergut Leute ein neugeborenes Kind zur Taufe nach Kirchdorf. Auf der Höhe wurden sie vom Schneesturm überfallen und erfroren alle. Zur Erinnerung wurde ein Marienbild gesetzt, nach dem Grundbesitzer wurde es Ederbild genannt.
Dieses Ereignis soll der erste Anlaß zum Baue einer Kirche gewesen sein, der aber erst viel später möglich war.

461. Ein Hausierer verirrte sich im wilden Schneesturm auf dem Wege nach Brückelwald bei Königswiesen und drohte vor Erschöpfung zusammenzubrechen. Da sah er einen Hasen laufen und folgte ihm. So kam er zu einem Einödhaus. Weil aber der Schnee so gewaltig war, geriet er ahnungslos aus das Dach, der Schnee gab unter seinen Füßen nach und er fiel samt einer Kraxen durch den Kamin in die schwarze Kuchel. Über das Poltern erschraken die Leute im Haus, niemand traute sich aber in die Kuchel, erst bis sie die Stimme des Hausierers erkannten.

462. Ein Krainer kam einst über den zugefrorenen Almsee ins Forsthaus und fragte, wem die große Wiese gehöre; als er hörte, daß er über den See gegangen war, stürzte er ohnmächtig nieder.

463. Im Schloß Grub bei Obertraun steht eine Säule. Zwei Grafen gerieten auf dem zugefrorenen See um ein Mädchen in Streit und brachen beide ein. Zum Gedächtnis wurde die Säule gesetzt. Nach anderen erinnert die Säule an das furchtbare Seeunglück 1822. Bei der Rückkehr vorm Begräbnis der alten Frau Binder über den See gerieten die Teilnehmer in einen plötzlichen Sturm, so daß 40 Personen ertranken.

*464. Der Stadthauptmann von Braunau, Hans Steininger, hatte einen dreieinhalb Ellen langen Bart, den er in einem Doppelzopf trug. Achtzehnmal hatte er ihn schneiden lassen. Beim Ausgehen pflegte er ihn in einem samtenen Beutel zusammengerollt jedesmal dreimal um seinen Fuß zu schlingen.
Der lange Bart wurde zur Veranlassung seines Todes. Eine Feuersbrunst brach 1567 aus. Steininger wollte sich retten, vergaß aber seinen Bart hinaufzuschlingen, daher stürzte er über ihn, fiel die Stiege hinab und brach sich den Hals. Nach einer anderen Überlieferung stolperte er sich über den Bart zu Tode, als ein Reiter mit der Meldung vom Tode des Kaisers in die Stadt sprengte und dadurch Steininger von den Urkunden aufschreckte, bei denen er gerade saß.

465. Der Straßengadern, der sich vor Jahrhunderten bei Vöcklamarkt zur Absperrung des Viehs befunden, wurde den Fremden, die vorüberfuhren, von einem aufgeweckten, armen Knaben gerne aufgemacht. So lernte ein Wiener Kaufmann den Jungen kennen und nahm ihn mit sich und ließ ihn erziehen. Der begabte Knabe wuchs heran und gelangte zu Ansehen und Wohlhabenheit. Es war Freiherr Christoph Weiß. Er erbaute die Weißmühle und das Bürgerspital und gründete die Kirche von Weißenkirchen.

466. Au dem Wege durch den Sonnleitner Wald zur Spreumühle bei Attnang liegt eine kleine Wiese, die Predigtstuhl heißt, hier soll einmal eine Predigt gehalten worden und dabei eine Frau gestorben sein.

*467. Ein Bauer hatte ein wildes und bösartiges Pferd, war aber nicht zu bewegen es wegzugeben, obwohl immer die Gefahr war, daß jemand erschlagen werde. Deshalb stürzte es ein Knecht in den Abgrund. Die Stelle heißt seither unter den Leuten „Der Hengst“.

*468. Das Haus zur Eisernen Hand in Linz mit der alten Hausnummer 517 war ein Freisitz. Das Haus gehörte einem adeligen Fräulein, die einen bösen Hund besaß, den sich niemand zu füttern traute. Deshalb ließ sich das Fräulein einen eisernen Handschuh machen, um den Hund selbst zu füttern. Aber auch den zerbiß der Hund. Zum Wahrzeichen wurde der eiserne Handschuh auf dem Hause angeheftet.

*469. Sigmund Hager, Freiherr von St. Veit, machte 1568 einen Krieg in den Niederlanden mit. Während er unter einem Baum schlief, näherten sich Feinde, der Hund bellte, aber Hager erwachte nicht, da zwickte ihn der Hund ins Ohr, Hager erwachte und konnte sich vor dem Feinde retten.
Als der treu Hund einging, ließ ihm der Herr eine Tafel setzten:

Mein Herrn hab ich mit Trey bewacht,
Drumb ist mir dieser Stein gemacht,
Delfin ward ich von ihm genannt,
Allhier lieg ich verscharrt im Sandt,
Die Zeit, so ich am Leben war,
Seynd gewesen 17 Jahr.