10. Fahrend Volk, Räuber und sonderbare Gestalten

1. Allerlei Volk

371. In den Freistädter Bergen hatten sich Zigeuner seßhaft gemacht und betrieben Roßhandel. Hatten sie die Pferde verkauft, so zogen sie nach Ungarn und holten neue. Oft kamen sie in die Gegen von Naarn und verkauften schöne Rosse.

*372. In der Nähe von Aschach rasteten die Schiffszüge. In ihrem Übermut prügelten sich die Schiffer hier gegenseitig durch, daher heißt die Stelle im „Prügelhaufen“.

*373. Eine besondere Gattung Menschen waren vor 100 Jahren auch noch die Wurzengraber. In den weiten Wäldern des oberen Innviertels trieben sie sich um. In den napoleonischen Kriegen war dort auch eine Zufluchtsstätte für Räuber und Landstreicher.

*374. Im 18. Jahrhundert entlief ein Holzbauernsohn aus Ulrichsberg vom Militär und trieb sich als gefürchteter Wildschütze in den Wäldern um den Plöckenstein herum. Nach sieben Jahren konnte er wieder heim und wurde ein ordentlicher Mensch.

375. Ein kühner Wildschütze hatte durch seine Stücklein die Jäger besonders auch sich erpicht gemacht. Einmal war ein Jäger knapp hinter ihm, er aber schwamm über die Enge des Wolfgangsees und drüben verhöhnte er den am andern Ufer zurückgebliebenen Jäger. Dieser wurde zornig, schoß nach ihm und traf ihn zu Tode. An der Stelle wurde ein Kreuz errichtet, das aber das Hochwasser wegnahm.


*376. Ein besonderes Volk waren die Schwärzer an der bayerischen Grenze im Mühlviertel. Sie waren in Gruppen geteilt, die in bestimmter Reihenfolge arbeiteten und in einem Grenzwirtshaus ihren Unterschlupf hatten. Sie aßen und tranken lustig, um Mitternacht machten sie sich auf, wenn kein Aufseher in der Nähe war. Manche wollten ihre schwere Last nicht selber tragen, immer waren Frauen und Mädchen da, die dies für zwei alte bayrische Zwanziger taten.

377. Zu Leisling, einer Waldschlucht zwischen Goisern und Altaussee steht der Spielstein. Hier überfielen zwei Wildschützen eine Frau, die in gesegneten Umständen war, um sich durch den Genuß des Herzens „fest“ zu machen. Keiner wollte aber der armen Frau den Todesstoß geben, daher losten sie durch das Kartenspiel aus, wer es tun müsse. Zum Glücke für die Frau kam ein Jäger hinzu und schoß den einen Unhold nieder, der andere entfloh.