4. Teufel und Sünder

f) Nacharbeiten

486. Als noch die Schiffszüge auf der Donau und Traun gingen, kam den Schiffleuten und Schiffreitern das Fluchen leicht an. Nachts arbeitete ihnen dann der Teufel nach, man hörte den Lärm der Schiffszüge durch die stille Nacht, auch das Fluchen und Schelten, aber mit näselnder Stimme. In der Nähe der Kirche verstummte aber der Lärm. „Heunt håts wider nåchgfåhrn“, hieß es nach solch einer Nacht.

*487. In einem Felsen bei Vichtenstein ist des Teufels „Gelieger“. Der Fels liegt hat an der Donau und der Strom bildet einen Schwall. Daher hatten es die Schiffleute hier strenge. Sie scholten, was sie konnten und behaupteten, so gehe es leichter. Nachts war es oft, wie wenn ein großer Schiffzug stromauf ginge. Man hörte rufen, schreien und fluchen. Die Stimmen „schnofelten“ aber.

488. Wenn der Teufel nachts den Schiffszügen nacharbeitete, rief er stets „Hüo-hott“. Ein Bursch schrie ihm einst nach: „Hütt! Fåhr amål hütt!“ Der Teufel konnte dem Burschen nichts anhaben, weil er einen Zwickel Brot bei sich hatte.

*489. Wie an der Donau bei Grein, bei Ottensheim, beim Prügelhaufen bei Aschach und bei Neuhaus, so hörte man an der Traun zu Paura und Lambach das Nacharbeiten, wenn die Schiffsknechte bei Tag recht geflucht hatten. Bei der Kirche von Stadl-Paura aber nahm der Spuk immer sein Ende.

490. Als das Salz noch die Traun aufwärts gebracht wurde, hatten die Traunreiter ein mühseliges Geschäft, sie mußten die Trauner durch alle Hindernisse des reißenden Flusses bringen. Dabei schimpften und fluchten sie, daß frommen Leuten das Grausen ankam. Sei ihnen aber der Teufel nacharbeitete und nachts auf feurigem Roß die Traun auf und ab ritt, hielten sie sich mehr zurück. Als sie einmal über die Ortschaft Stötten ritten, erschien ihnen der Teufel zu Pferd und verfolgte sie. Als sie sich bekreuzten, verschwand er. An der Stelle wurde ein Kreuz gesetzt.

491. Wenn der Teufel den fluchenden Traunreitern nacharbeitete, war sein näselndes Schrein und Peitschenknallen vernehmbar. Alte Leute versichern, in der Kesselbachmühle nachts das Schnalzen und Peitschen gehört zu haben, wie es der Teufel den Traunreitern nachmachte.

*492. Stadlinger Knaben hörten einmal nach dem Aveläuten einen Traunzug und sahen ihn gleich darauf herankommen, Roß und Reiter waren aber kohlschwarz. Da bekamen die Knaben Furcht und als gar die Reiter Miene machten, quer zu ihnen hinüberzureiten, liefen sie in das Haus und erzählten den Eltern die Erscheinung. Diese verboten ihnen streng, etwas weiterzusagen.

*493. An Stellen, an denen die alte Landstraße steil emporführte, hatten die Fuhrleute viel zu schaffen und machten ihrem Ärger durch Fluchen und Schelten Luft. nachts fuhr dann der Teufel den Berg hinan, fluchte und kleschte, kurz, machte den Fuhrleuten alles nach. Solch eine Stelle war beim Bichlwangerholz bei Thanstetten.

Auch vom Kühstein oberhalb Rampetsreith im Mühlviertel hörte man den Teufel vorreiten und immer „Hi“ rufen.

*494. In der Pfarre Leonstein führt die Straße durch einen schaurigen Graben, den eine Brücke überquert. Nacht lärmt hier der Teufel und knallt mir der Peitsche. Er läßt die Fuhrleute nicht weiter, auch wenn sie noch so auf ihre Pferde losschlagen. Er hat seine Gewalt im Graben daher, weil unter Tags von den vorüberkommenden Fuhrleuten oft schrecklich geflucht und gescholten wird.

495. Im „tiefen Weg“ zwischen Aurach und Aurachkirchen steigt die Straße steil an, die schwerbeladenen Salzfuhrwerke hatten es nicht leicht. Die Fuhrleute fluchten und hieben auf die Pferde ein. Um Mitternacht wiederholte sich der Lärm, als ob 20 und mehr Fuhrwerke den Berg hinauf rollten. Schnalzen, Geschrei und Stimmengewirr war hörbar. Niemand wagte sich vorbei und die Leute im nahen Födingerhaus hatten schlaflose Nächte, bis Födinger eine Kapelle errichtete und dadurch dem Spuk ein Ende machte.

496. Über den steilen Weinberg bei Wufing, eineinhalb Stunden von Schwanenstadt, mußten früher die Fuhrleute Steine führen. Weil die Pferde nicht vorwärts kamen, schrien und fluchten die Fuhrleute. In der Nacht aber arbeitete der Teufel nach.

Dasselbe wird vom Köppachberge bei Atzbach erzählt.

497. Zwischen Gschwandt und Moosham hört man den Teufel unter Schnalzen und Wagengerassel nacharbeiten. Wo er fuhr, blieb ein roter Streifen auf den Wiesen und Stauden zurück. Um den Teufel zu bannen, wurde am Ausgang eines kurzen Hohlweges eine Kreuzsäule errichtet.

*498. Zwischen Wels und Grieskirchen hatte die Straße eine starke Steigung. Mancher schwerbeladene Wagen blieb stecken. Und gab es dabei Flüche, dann trieb um Mitternacht der Teufel solange sein Wesen an dem Platze, bis ein altes Mütterlein aufmerksam wurde und den Fuhrmannssegen sprach.

499. Der Hammermayrberg bei Rottenegg machten den Fuhrleuten wegen seiner Steilheit viel Sorge, manche glaubten ihn nur mit Fluchen bewältigen zu können. Deshalb nahm der Teufel hier Aufenthalt und half ihnen beim Fahren und Fluchen. Nachts hörte man dann sein Nacharbeiten. Einmal aber leistete der Teufel wirklich Vorspann. Ein Fuhrmann hatte eine recht schwere Ladung. Vergeblich schlug er auf die Pferde und fluchte aus Leibeskräften. Plötzlich stand ein Mann mit einem prächtigen fuchsroten Pferd vor ihm und spannte vor. Mit Leichtigkeit ging der Wagen die steile Straße hinauf. Das Pferd aber war eine verdammte Seele, die dem Teufel gehörte.

*500. Am Hohen Stein zwischen Walding und Rottenegg war ein Teufelssitz. Die Straße hier war früher steil und entlockte den Fuhrleuten manchen Fluch, was den Teufel anzog. Nach Sonnenuntergang fügte er ihnen allerlei Bosheiten zu.

501. Als noch die Pferdeeisenbahn Gmunden – Lambach ging, wetterten die Roßknechte oft ganz fürchterlich. Nachts lag der Verkehr still, die Leute, die nahe wohnten, hörten aber deutlich den Teufel nacharbeiten. Er hängte die Speiling, wie man die Bahnwagen nannte, ab und zusammen. Unter Fluchen und Lärmen trieb er die Pferde an.

502. Wenn die Bauern früher im Winter mit den Knechten bei Anbruch der Dunkelheit die Holzarbeit im Walde einstellten und heimkehrten, begann der Teufel in mondlosen Nächten Bäume zu fällen, Scheiter zu klieben und aufzuladen. Wer es hörte, den überkam ein unheimliches Gefühl und er suchte weiterzukommen.


*503. Eine Hebamme ging spät nachts heim, sie kam an einer Harstube vorbei und hörte deutlich, wie drinnen gebrechelt wurde. Verwundert trat sie näher und öffnete die Tür, doch war alles leer. Da floh die Frau davon.

504. In einem Holz in Bruckleiten bei Taiskirchen hörte man nachts einmal Holz klieben, mit großem Geräusch flogen die Scheiter durch die Luft, der Teufel selbst aber war nicht zu sehen.

*505. Auch im Frauengraben, Pfarre Auerbach, hörte man den Teufel ganze Nächte Holz spalten und dabei gotteslästerlich schelten.

*506. Als der Teufel wieder einmal die Fuchsleiten hinauffuhr und die Nacht störte, rief ein Bauer: „Geht’s wieder so zach, mågst nöt weiter? Treib ån, du Luderskerl!“ Da tat es einen Knall, Funken folgten, dann wurde es ganz still, der Spuk hatte ein Ende.

*507. In Weißkirchen im Traunkreis unterhielten sich einige Bauern mit Eisschießen bis in die Mondnacht hinein und fluchten dabei viel. Der Totengräber des Ortes ging früher heim. In der Nacht erwachte er und hörte die Eisstöcke aufeinanderprallen. Da hat ihn „der Narrisch grüaßt“, er stand auf, nahm seinen Eisstock und lief hinaus, um an dem unterhaltlichen Spiel teilzunehmen. Als er in die Nähe des Platzes kam, hörte er zwar das Kleschen, sah aber niemanden. Wie er sich näherte, kam das Geräusch von den Wiesen des nahen Waldes herab. Da wurde ihm „anders“, wie ein gehetztes Reh eilte er heim und schlug das Kreuzzeichen, er wußte, daß der Teufel nacharbeite.

*508. Im Schloß Wildberg im Haselgraben führte ein Gutsherr ein wüstes Leben und jagte mit seinen vier Pferden über Berg und Tal, er fluchte lästerlich, wenn es ihm nicht schnell genug ging. Nachts sprengte dann der Teufel mit vier Rappen über die Felder und Wiesen und verschwand in der Nähe des Schlosses.

509. Beim Düngen fluchte ein Bauer in Kollerschlag und sagte: „Soll der Teufel Mist ausführen!“ Nach dem Abendläuten kam wirklich der Teufel und führte die ganze Nacht aus. Er rief seinen Rossen nie „ho“, immer nur „hi“ zu! Wo er Mist hinführte, wuchs nichts mehr.

*510. In einem Wirtshaus in Kirchham im Traunkreis unterhielten sich Gäste mit Kegelspiel unter Fluchen und Schelten bis tief in die nacht. Der Wirt war unterdessen schlafen gegangen. Um Mitternacht weckte ihn das Rollen der Kugel und die kreischenden Stimmen der Spieler. Ärgerlich, daß gar kein Ende herausgehe, stand er auf und rief seinen Hund, um die liederlichen Spieler zu verjagen. Er fand jedoch die Kegelstatt leer, hörte aber immer noch das Rollen der Kugel und das Fallen der Kegel. Erst als er Weihwasser sprengte, hatte der Spuk ein Ende.

511. In einem Bauernhaus bei Laakirchen waren Dachdecker mit dem Aushacken von Dachrinnen beschäftigt. Nach Feierabend saßen sie in der Stube und spielten Karten. Wie bei der Arbeit fluchten sie auch beim Spiel. Da hörten sie bei den Dachrinnen hacken, gingen hinaus, sahen aber nichts. Nach einer Weile trat der Teufel herein und fing an, mit der Hacke auf die Bank zu schlagen. Als sie ihm wehren wollten, war er verschwunden. Das Loch wurde noch lange zeit gezeigt.

*512. Ein Mann ging nachts am Hause eines unfriedlichen Ehepaares vorbei, hörte zanken und streiten und sah durch da erleuchtete Fenster drinnen riesengroß den Teufel stehen. Der Mann schlug das Kreuz, der Teufel verschwand im nahegelegenen Eichengrund, doch blieb das Fenster erleuchte und das Gezänke dauerte fort.

513. Ein alter Bauer auf der Schanz bei Liebenau verprügelte sein Weib. Einmal lief sie ihm davon. Da hörte er um Mitternacht auf dem Dachboden einen großen Lärm. Er ging hinauf und sah den Teufel in Gestalt einer schwarzen Sau. Von da an behandelte der Mann sein Weib immer gut.

514. In einem Bauernhaus in Wufing bei Schwanenstadt mußten zwei Knechte oft bis spät abends Futter schneiden. In der darauffolgenden Nacht hörten Leute immer den Teufel auf dem Boden Futter schneiden und unterschieden genau das Einlegen und Schneiden. Dabei rief er: „heo, heo!“ Niemand getraute sich nachzusehen.

515. Ein Bauer in Dauerbach ließ von seinem Knecht an einem Samstag auch noch nach Feierabend Futter schneiden. Er rief dem Knecht, aufzuhören, doch es schnitt immer stärker. So ging er in den Stadel, dort saß der Teufel beim Schneidstock und schnitt, daß der Stock in Trümmer ging. Der Bauer hat an keinem Samstag mehr in der Nacht arbeiten lassen.

*516. Ein Weber in Steinerkirchen im Hausruck saß an einem Samstag noch gegen Mitternacht am Webstuhl. Da rief jemand zum Fenster herein: „Simon, måch Feierabend.!“ Der Weber antwortete: „Hålts Maul dås geht die nix ån.!“ Wie er aufstand und zum Fenster ging, war draußen ein Jäger und machte die Handbewegung wie am Webstuhl. Dabei war das Schwirren der Webschützen zu hören und wieder erklangen die Worte: „Simon, måch Feierabend.“ Da wußte der Weber, daß der Teufel nacharbeite, schlug ein Kreuz und der Spuk war verschwunden.

517. Der Ehnl eines noch lebenden Bauers schlug nach dem Gebetläuten nur noch einen Deichselnagel ein. Das war aber dem Teufel genug, daß er die halbe Nacht nacharbeitete und Deichselnägel einschlug. Endlich rief der Ehnl zum Fenster in den Hof hinab: „Na, wårs denn so spåt, daß d’ går so a Tuan hast?!“ Da hörte der Teufel auf.

518. Ein Mann ging spät abends durch einen Wiesengraben. Übern Zaun hörte er mähen und reden, wußte aber, daß die Wiese schon am Vortag vom Bauer, dem sie gehörte, gemäht worden war. Er getraute sich nicht näher, sondern ging in sein Haus, das nicht weit weg war. Weil er das Mähen noch immer hörte , rief er: „Machts Feierabend, es ist ja schon Mitternacht!“ Die Mäher setzten aber ihre Arbeit fort und einer rief : „Ein Stück ist noch geblieben, das müssen wir auch noch machen.“ Es waren Teufel, die nacharbeiteten, weil der Bauer beim Mähen am Tag zuvor recht geflucht hatte.

519. In Sipbachzell entheiligte ein Schmied aus Habsucht den Sonntag und schmiedete noch am späten Abend. Bauern, die vom Wirtshaus  heimgingen, sahen noch Licht in der Schmiede, hörten auch das hämmern. Wie sie aber hineinsahen, stand der Leibhaftige am Amboß.

520. Ein Fuhrmann kam in einer Samstagnacht an einem Bauernhaus zwischen Freistadt und Waldenfels vorbei und hörte auf der Tenne dreschen. Im Haus sah er noch Licht und klopfte. Er fragte den Bauer, warum er seine Leute so spät dreschen lasse. Der Bauer wollte dem Fuhrmann nicht glauben, doch hörte er selbst den Drischelschlag. Da rief der Fuhrmann: „Feieråbend ist’s. Hörts auf in Gottsnåm, wers auch seids in Gottsnåm.“ Sofort hatte das Dreschen ein Ende.

521. Als die Leute in einem Bauernhaus bei Gschwandt Most machten, vergaßen sie auf das Niedersegnen. Wie sie schon im Bett lagen, krachten die Presse und die Preßtremel, wie wenn mehrere Personen an der Presse arbeiten würden. Der Bauer stand auf, sprengte mit Weihwasser und segnete nieder Sogleich war alles ruhig.

522. Ein Bauernmädchen hatte mit den anderen Weibsleuten bis spät abends in der Stube gesponnen. Sie hatte ihr Bett im ebenerdigen Keller und nahm ihr Spinnrad mit in den Schlafraum. Doch vergaß sie, die Schnur des Rades auszulegen und „In Gottes Namen“ zu sagen. Das Mädchen schlief bald ein, wurde aber durch das Schnurren des Rades geweckt. Sie fürchtete sich zwar, nach sich aber den Mut, zu rufen: „In Gottes Namen, hör auf!“ Das Rad stand sogleich still. Das Mädchen vergaß nie mehr, nach dem Spinnen „In Gottes Namen“ zu sagen.

523. Ein Holzhauer arbeitete allein im Walde und weil er dabei gang vergaß, was für ein Tag war, arbeitete er auch an einem Sonntage. Er brauchte sich gar nicht zu plagen, das Holz ging von selbst auseinander. Wie er darüber nachdachte, fiel ihm ein, daß Sonntag sei. Gerade hörte er das Läuten einer Kirche und machte das Kreuz. Da mußte der Teufel, der unsichtbar mitgearbeitet hatte, weichen.

524. Als die Leute einmal zur Sonntagsmesse gingen, hörten sie im Walde Futter schneiden. Es kam ihnen nicht geheuer vor, sie verständigten den Pfarrer. Er hielt mit ihnen Nachschau. Ein Man saß auf einem Futterstock und schnitt Futter. Ein Wagen mit zwei Rappen führte das geschnittene Futter weg. Der Teufel wars, der diese Arbeit während des Gottesdienstes am Sonntag ausführte.