4. Teufel und Sünder

a) Der Teufel als Versucher

330. Übereinander getürmte Felsblöcke bilden am Hange des Waschenberges bei Windhaag die Jankusmauer oder Jankuskirche. Dort predigte der Teufel, um das Volk zu verführen.

331. Am Schnelzenwald, nördlich von Diersbach, schneidet der Schnelzenbach ein tiefes Granittal aus. Ein Fels hier heißt die Teufelskanzel. Von ihr aus hat der Teufel in früheren Zeiten gepredigt.

*333. Der Teufel hauste als Einsiedler am nordöstlichen Hang des Damberges bei Kleinraming und mußte sich von süßen Wurzeln nähren. Er hielt es aber nicht aus und fuhr durch einen mächtigen Stein in die Hölle. Seither ist der Stein gespalten und führt den Namen Höllstein oder auch Teufelskanzel.

334. Vor dem Teufel muß man sich in acht nehmen, sonst bekommt er Gewalt über einen. Wer morgens, ohne sich gewaschen zu haben, ißt, mit dem ißt der Teufel, wer ohne Not rücklings geht, geht dem Teufel entgegen, wer lange in den Spiegel schaut, dem blickt der Teufel entgegen.

*335. Das Rauchen und Schnupfen hat der Teufel aufgebracht. Beim Rauchen freut er sich, wenn es nicht brennt und die Raucher schimpfen. Das Schnupfen hinwieder geschieht auch in der Kirche und stört die Andacht.

336. Ein junger Teufel verdingte sich bei einem Bauer als Knecht verriet ihm einen besonders fruchtbaren Korngrund. Die Ernte war so reich, daß der Bauer nicht wußte, wohin mit dem Korn. Der Teufel aber braute ein Getränk daraus. Die Nachbarn wurden eingeladen, der Trank schmeckte ihnen gut und sie sprachen ihm reichlich zu, bald aber begannen sie zu schelten und zu fluchen. „Die gehören alle mir“, dachte der Teufel, brannte im nächsten Jahr noch mehr von dem Trank und machte reichen Fang. Seither ist der Schnaps bekannt.

337. Am Maria Himmelfahrtstag 1834 sollte das erste Dampfschiff donauaufwärts fahren. Eine Hexe hatte es den Leuten als ein Ungetüm beschrieben, das ohne Räder und Roßzeug gegen das Wasser fahre und aus einem Rohr in der Mitte Rauch auslasse. Schon am Morgen standen viele Menschen am Ufer, die Naarner standen bei Ruprechtshofen. Da sahen sie hinter einer Biegung Rauch aufsteigen und liefen dem vermeintlichen Schiff donauabwärts entgegen. Der Rauch aber rückte immer weiter stromab. Es war ein Trugbild des Teufels, um die Leute vom Gottesdienst am hohen Feiertag abzuhalten. Das Dampfschiff kam erst am nächsten Tag.

338. In St. Laurenz bei Altheim gab es einmal eine Primiz. Der Primiziant war verheiratet gewesen und nach dem Tode seiner Frau Theologe geworden. Der böse Feind suchte ihn durch allerlei vorgetäuschte Hindernisse auf der Straße von der Fahrt zur Kirche abzuhalten. Während der Messe sah der neue Priester den Teufel hinter dem Altar hervorschauen und wäre entsetzt davongelaufen, hätten ihn nicht die anderen Priester zurückgehalten. Nach der Wandlung fuhr der Teufel so wütend beim Chor hinaus, daß der Sprung noch sichtbar ist. Die Leute meinten, die Kirche stürze ein und drängten voll Schreck zum Ausgang, manche sprangen in ihrer Verwirrung vom Chor herab. Es gab Tote und Verwundete.

Nach einer anderen Erzählung richtete ein altes Weiblein das Unglück an. Sie sah den Bösen und schrie: „Der Teufel! Der Teufel!“

339. Ein Mann sah bei Seewalchen sieben Rappen auf einer Straße und wollte sie einfangen, da waren aber plötzlich fünfzig um ihn. Ein Mann mit einer roten Hahnfeder auf dem Hut kam herbei und sagte ihm, wenn er seinen Namen in das Buch, das er ihm hinhielt, eintrage, könne er sich den schönsten Rappen auswählen. Da ahnte der Mann, wer vor ihm stand lief eilends heim, verfolgt vom Teufel und seiner Roßherde.

340. Ein Holzknecht, der auf einer Waldwiese am Richtberg sein Häuschen hatte, lebte in bitterster Armut. Auf seinem Gang zur Arbeit begegnete er einem Fremden, der versprach, seiner Not ein Ende zu machen, wenn er ihm folge, aus der Erde Schätze zu heben. Daheim erzählte der Holzknecht die Begegnung seiner Frau, sie erkannte sogleich den Bösen und warnte ihren Mann vor ihm. Als ihm nun der Fremde zum zweiten Mal erschien, sagte er im Namen Jesu seinen Entschluß, christlich zu leben und der Teufel verschwand. Bald besserte sich die Lage des Holzknechtes, wegen seiner Redlichkeit schätzte ihn jung und alt. An der stelle der Teufelsbegegnung ließ er ein Holzkreuz errichten.

341. Traxenbichl bei Grünau wurde mit Hilfe des Teufels gebaut. Wenn die Zimmerleute am Abend aufhörten, verschwanden die Sachen, am Morgen war aber immer genügend Baustoff vorhanden. Nach dem Abendessen schaffte der alte Traxenbichler alle Leute ins Bett. Eine Magd aber schlich sich einmal in die Küche, um zu sehen was der Alte treibe. Gerade kam ein Mann und sagte zu ihm: „Wenn du mir das Lebewesen gibst, was in der Küche ist, werde ich weiterbauen!“ Dem Alten wurde bange und er sagte „Nein!“ Gleich war der Mann verschwunden und wurde nimmer gesehen.

*342. Zu einem Einsiedler, der in der Gegend von Weyer in einer Felshöhle lebte, kam der Versucher als fremder Mann und suchte ihn durch die Schilderungen der Herrlichkeiten der Welt zu verführen. Schon hatte er den Einsiedler an der Hand, um ihn fortzuziehen, da griff dieser schnell noch zum Rosenkranz an der Wand. Wie er ihn berührte, verschwand der Teufel mit einem Fluch. Die Goldstücke, die er dem Einsiedler in die Hand gedrückt hatte, wurden zu „Knopfhölzern“.

343. Der Bauer Wohlkauf aus Goldwörth hatte sein Weib erschlagen und saß gefangen in Oberwallsee. Nachts besuchte ihn der Teufel und forderte ihn zum Leugnen auf, dann könne ihm nichts geschehen. Dies tat der Mann auch hartnäckig, noch knapp bevor er auf dem Galgenhügel bei Pesenbach gehängt wurde, beschwor er seine Unschuld. Dies geschah 1800.

*344. Der Burgherr von Plankenberg war im Kreuzzug verschollen. Seine Witwe legte die Trauer ab und häufte Feste und Gelage. Auf dem nahen Teufelsstein hatte sich ihr ein gespensterhafter, gewandter Spielmann gezeigt, den sie nicht aus dem Sinn brachte. Als die einmal ein glänzendes Fest gab, sah sie den fremden Geiger, der niemand anderer als der Teufel war, unter den Spielleuten. Im selben Augenblick wurde das Schloß von Feinden überfallen und ging in Flammen auf.

345. Ein Mann ging – wie schon so oft – rauschig heim und hörte Gebetläuten, er setzte sich nieder und betete. Da hörte er Teufel reden. Der erste sagte: „Das Weib fürchte sich beim Aufmachen und flüchtet gleich wieder hinter die Haustüre.“ Der zweite setzte hinzu: „Ich vertrage den Löffel in die Hühnersteige, wenn ihn der Mann nicht findet, wettert er.“ Der dritte fügte bei: „Ich lege mich mitten in die Stube, dann fällt die Frau mit der Suppe über mich und der Mann kommt nicht aus seinem Zorn.“ Bei diesen Reden wurde der Mann ganz nüchtern und ging nachdenklich heim. Darüber, daß der Löffel fehlte, wurde er nicht zornig und als die Frau mitten in der Stube mit der Suppe hinfiel, meinte er: „Macht nichts, es ist schon noch etwas Suppe im Geschirr.“ Er erzählte seinem Weib, was er am Heimweg gehört hatte. Am anderen Tage gingen beide beichten und wurden verträgliche Eheleute.

*346. Wenn Mann und Weib aus einem Teller essen, kann der Teufel zwischen ihnen keine Zwietracht säen. Ein Bauer tat dies nicht und lebte mit seiner Frau im steten Zank. Einmal nun ging er über eine Brücke und belauschte ein mageres und ein wanstiges Mandl, es waren zwei Teufel; der magere sagte eben: „Mein Bauer und sein Weib essen zusammen und sagen immer ‚Gesegne es Gott!’ So fällt für mich nie etwas ab. „ Der Dickwanst erwiderte: „Mein Bauer tut das alles nicht, drum leb ich gut. Wenn er heut heimkommt, treib ich wieder mein Spiel. Die Frau findet den Schlüssel nicht, das Licht verlöscht ihr und wenn sie das Essen bringt, fällt sie nieder, daß die Schüssel zerbricht. Darüber werden sich Bauer und Bäuerin raufen und ich habe mein Teil.“ Der Bauer hatte genug gehört, er aß von nun an mit seinem Weib von einem Teller, vergaß nie „Gesegne es Gott“ zu sagen und lebte von da an im häuslichen Frieden.

347. Ein alter Hofstätter in St Gotthard lebte schlecht mit seinem Weib und mißhandelte sei. Als einmal der größere Bub allein daheim war, kam ein fremder Jägerbursch, vor dem sich der Knabe fürchtete. Der Fremde sagte aber: „Fürchte dich nicht!“ Er nahm Papier und Bleistift aus der Tasche, fragte allerlei über den Vater und schrieb es sich auf. Als er fortging, bemerkte der Bub, daß er einen Pferdefuß hatte. Es war der Teufel.

*348. Der Teufel sucht sich auch in religiöse Handlungen einzudrängen. In Weng war er in der Mettennnacht beim Opfergang dabei und hatte indes seinen Hut bei der Kirchentür aufgehängt. Beim Auer in Handenberg erschien er beim samstägigen Rosenkranzbeten, bis ein Priester durch Mitbeten Abhilfe schaffte.

*349. Einer Innviertlerin, die zum Kirchgang nicht fertig werden konnte, erschien der Teufel in der Stube.

*350. Im oberen Mühlviertel lebte eine alte Frau, die am Sonntag nie recht fertig wurde, sich zu schmücken und in der Kirche durch ihren Putz glänzte. Beim Gloria sahen einige Leute, wie ein ganz kleines Teufelchen an ihrem schwarzen Kopftuch emporkroch, die Falten richtete und dann mit dem Ordnen der Frisur begann. Die es bemerkten, rückten von ihr ab, andere folgten und so saß die Frau bald ganz allein. Als sie nachher den Grund erfuhr, ging sie in sich und wurde eine andere.
Einmal sah ein altes, frommes Mütterchen, wie der Teufel in der Kirche die Leute, die sich nicht ordentlich verhielten, auf einer großen Haut aufschrieb. Als er beide Seiten vollgeschrieben hatte, biß er mit den Zähnen in einen der vier Zipfe und zog an, das Leder dehnte sich, zum Schluß glitt der Teufel aber ab und schlug mit dem Kopf an die Wand. Da mußte das Mütterchen lachen und wurde nun auch aufgeschrieben, seither sah sie den Teufel nie wieder.