4. Teufel und Sünder
b) Vom Teufel geholt
351. Auf einer Burg im Attergau lebte eine schlimme Burgfrau, vor der alles zitterte. Sie hieß darum nur: „Das böse Weib.“ Eines Tages holte sie der Teufel. An der Drachenwand fuhr er mit ihr durch den Felsen, weil der Schwung nicht darüber „glangte“. So entstand das Drachenloch.
Nach einer anderen Erzählung war es eine Pfarrersköchin, die vom Faschingsdienstag bis zum folgenden Freitag in der Mühle am Fuße des Drachensteines, die seither die Teufelsmühle heißt, tanzte. Manchmal flattert beim Teufelsloch die Wäsche, die die Köchin zum Trocknen aufhängt.
Eine dritte Fassung erzählt die Sage von einer bösen Jungfrau aus St. Wolfgang.
An der Felswand erblickt man zwei Felsgebilde, das eine stellt den Teufel dar, das andere die Entführte.
352. In Steinbach am Attersee war eine Pfarrersköchin so zanklustig, daß sie schließlich der Teufel holte. Noch in der Luft stritt sie mit ihm, bis er mit ihr hoch oben im Höllengebirge durch den Berg fuhr und dabei das Teufelsjoch aufriß. Nach anderen soll es eine hartherzige Burgfrau von Wildenegg am Zeller See gewesen sein.
*353. Eine herrsch- und gefallsüchtige Köchin lebte auch auf der Burg Wildberg im Haselgraben. Als einmal die Speisen nicht gerieten, während die Gäste schon warteten, rief sie im Zorn: „Jetzt soll mich der Teufel holen!“ Er kam auch sogleich um sie, schlug ihren schönen Leib um die Steine der Burg und verschwand mit ihr in den Lüften. An der Mauer über dem Fenster blieb ein roter Blutstreifen, der sich nicht wegbringen ließ.
354. Zu einer liederlichen Magd in Buchkirchen kam nachts unter riesigem Gepolter eine schwarze Gestalt in die Kammer und entführte sie trotz ihres Wehrens und Schreiens zum Fenster hinaus. Die Hausleute waren vom Entsetzen gelähmt und konnten lange wegen des höllischen Gestankes nicht in die Nähe. Das Fenster, durch das der Teufel ausgefahren war, war ganz schwarz und auch als man es vermauerte, blieb ein schwarzer Fleck, der sich nicht wegbringen ließ.
355. Auch vom Kalvarienberg in Kallham entführte einmal der Teufel ein Weib in die Luft. Hätte sie einen Laib Brot unter dem Arm gehabt, wäre ihr nichts geschehen.
356. Die Näherin Katl am Kirmeshaus zu Rabla in Andorf nähte einmal beim Fenster, da entführte sie der Teufel. Sie war groß uns so nannte man sie öfter das Teufelsroß.
*357. Ebenso fuhr der Teufel mit einem Müller durch die Lüfte davon, der nicht glaubte, daß es einen Teufel gebe.
*358. Bei Blankenbach sahen Leute den Teufel, wie er einen ihnen bekannten Mann auf der Achsel über den „schreienden Brunn trug. Bald darauf starb der Mann.
*359. Als ein Wagnersohn bei Ãœberackern gestochen wurde und am Heimweg verblutete, sah ihn ein Bauernsohn, der ahnungslos an der Stelle vorbeiging, mit einem schwarzgekleideten Herrn in einer Kutsche fahren, die zwei Rappen zogen.
360. Eine Wöchnerin, die noch nicht „fürgsegnt“ ist und nichts Geweihtes bei sich hat, darf den Erdboden nicht verlassen, sonst holt sie der Teufel. Nun ging in der Gegend von Mitterkirchen eine Wöchnerin, die sich noch nicht hatte segnen lassen und nichts Geweihtes bei sich trug, zu einer Hochzeit. Sie mußte über ein Zaunstiegel. Kaum aber hatte sie den Erdboden verlassen, holte sie der Teufel. Nur mehr ihre Kleider fand man an der Stelle.
*361. Ein Frevler ließ sich in der Michaelerkirche in Steyr an einem Tag zehnmal Abspeisen. Der Teufel holte ihn bei lebendem Leib und fuhr mit ihm durch die Mauer, das Loch ist noch zu sehen.
362. Der böse Graf von Sprinzenstein, „der letzte Graf“, wie er hieß, bedrückte seine Untertanen auf das ärgste. Sein Maß war voll als er einem armen Häusler, der seine Schuld nicht zahlen konnte befahl, bis zum nächsten morgen eine gewaltige Eiche samt Krone und Wurzeln vom Hochgföhret in das Schloß zu bringen. Ein fremder Jäger, der in Wirklichkeit der Teufel war, nahm dem Mann die unmögliche Arbeit ab. Er brachte den Baum zur verlangten Zeit mit sechs Rappen vor das schloß, holte aber den Grafen. Der brach, wie die einen sagen, vom Teufel gejagt, tot zusammen, andere wollten wissen, daß der Teufel mit ihm durch die Mauer fuhr. Als der Leichenzug an die Stelle kam, wo die Eiche gestanden, sprang eine große schwarze Eichkatze aus dem Sarg, den nun der Pfarrer von Rohrbach leer nicht übernehmen wollte. Seither begrub man die Sprinzensteiner zu Sarleinsbach.
*363. Eine arme Witwe im Innviertel, die sich mit ihren drei Kinder kümmerlich fortbrachte, fand beim Holzsuchen ein Säckchen mit Dukaten und meldete es dem Pfleger. Sie erbat sich die Erlaubnis, einen Dukaten für Brot und Mehl herauszunehmen. Als der Vorrat zu Ende war, kam sie wieder bitten und bekam die Erlaubnis, einen zweiten Dukaten herauszunehmen. Den Pfleger packte aber der Geiz und trachtete trotz der Abmahnung seiner Frau, in den Besitz des Schatzes zu kommen. Als Teufel verkleidet, brüllte er nachts vor der Hütte der Frau und wollte ihr das Geld abzwingen. Weil sie nicht aufmachte, kündete er den Besuch für die nächste Nacht an. Am folgenden Abend bat ein Jägerbursch um Herberge, um 12 Uhr müsse er so wieder weitergehen. Durch sein freundliches Wesen gewann er sich das Zutrauen der Frau und sie erzählte ihm ihre Furcht, daß der Teufel wiederkäme, er beruhigte sie. Als nun gegen Mitternacht der Pfleger in seiner Vermummung daherlärmte, ließ ihn der Jäger ein und fragte ihn „Wer bist du?“ „Der Teufel!“ war die Antwort. „Dann gehören wir ja zusammen“, rief der Jäger, ergriff den Pfleger, fuhr mit ihm durchs Fenster und zerriß ihn in den Lüften. Eben schlug es 12 Uhr.
364. In Maria Lach war früher eine große Burg. Hier hauste ein hartherziger Ritter, der die Bauern unterdrückte. Wenn sie in bösen Mißjahren den hohen Zehent nicht leisten konnten, ließ er sie in den Burgberg einsperren und verhungern. Ihre Weiber mußten die härteste Arbeit leisten, die Kinder wurden von seinen Knechten mit Geißelhieben gezwungen, über die Felsen hinabzuspringen. Wenn sie unten zerschmettert liegen blieben, hatte der Burgherr seine Freude daran. Als er am Sterbebett lag, holten ihn so viele Teufel, als er arme Kinder in den Tod gejagt hatte, und schleppten ihn in den Berg, in dem er noch heute leiden muß Bisweilen hört man aus dem Berg das Jammern der Männer und das Geschrei der Kinder.
365. Auf der Burg Stein bei Reichersberg hauste ein Raubritter. Als er einst bei Nacht heimritt, befand sich auf einmal vor der Burg ein hoher Berg. Droben saß der Teufel und schleuderte ein Felsstück herab, daß Roß und Reiter tot zusammenbrachen.
366. Ein Ritter von Haichenbach saß als Raubgeselle auf dem Kerschbaumerschlössel. Einmal riß ihn der Teufel vom Pferd und ertränkte ihn in der Donau.
367. Mehrere Bauern gingen an der Vöckla dahin. Einer unter ihnen war ein Neusonntagskind, er allein sah einen Riesenkrebs in einem Uferloch auf einem Schaff voll Gold sitzen. Weil er ein Geizhals war, sagte er nichts, machte sich los und kehrte zur Stelle zurück, um den Schatz zu holen. Er ging aber im Wasserwirbel elend zugrunde. Der Krebs war der Teufel gewesen.
*368. Ein Schneider bei Hohenstein schnitt beim Schweineschlachten dem Tier, während es noch lebte, ein großes Stück Fleisch heraus, dafür holte ihn der Teufel.
369. Ein Verbrecher sollte am Galgenbichl bei Prägarten hingerichtet werden, am Abend vorher schlich ein schwarzer Hund um die Richtstätte. Ein Knecht verfolgte ihn, der Hund flüchtete und fiel in eine Grube. Weil er nicht herauszubekommen war, schüttete der Knecht die Grube zu. Der Hund war der Teufel, der auf die Seele des Verurteilten wartete.
*370. In Kremsmünster lag ein Lederer nach einem bösen Leben im Sterben. Ein schwarzer Vogel kam ans Fenster und ließ sich nicht vertreiben. Wie der Sterbende den letzten Atemzug getan hatte, flog der Vogel fort. Es war der Teufel, der auf die Seele des Sünders gewartet hatte.
*371. In Neukirchen a. d. E. lebte ein gescheiter, aber schlechter Mensch, der sich als Winkeladvokat mit seinen drei Schwestern durchbrachte. Als er sterbenskrank wurde, wollte er vom Versehen nichts wissen, auch seine Schwestern nicht. Da konnte niemand mehr mit einem brennenden Licht an sein Bett kommen, außer es wurde auf einen gesegneten Laib gestellt. Als er nachts starb, klirrten alle Fensterscheiben und ein entsetzlicher Sturm erhob sich. Drei Knechte, die gerade des Weges kamen, mußten sich aneinander halten, um nicht umgerissen zu werden. Einer von ihnen sagte zum Spaß: „Jetzt holt der Teufel den Winkelschreiber.“ Kaum hatte er es gesagt, sahen sie auch schon den Teufel auf feurigen Roß. Sie fielen in Ohnmacht und kamen erst beim Morgenläuten zu sich. Bald darauf starben auch die beiden Schwestern und wurden gleich ganz schwarz. Seither sah man um das Haus drei Lichter irren und niemand fand mehr im Hause Ruhe. Ein Geistlicher wurde gebeten, den Spuk auszutreiben; als er die drei Lichter sah, rief er sie dreimal an, dann schoß mit einer Flinte hin; durch einen furchtbaren Schlag wurde ihm aber das Gesicht in den Nacken gedreht. Er mußte deshalb Neukirchen eilig verlassen.
*372. Im obersten Mühlviertel wurde ein Pfarrer zu einem Sterbenden gerufen, der im Ruf stand, die Schwarzkunst zu treiben. Trotz Sturm und Schnee machte sich der Priester auf den Weg. Er hörte eine klägliche Stimme rufen : „Laß mich mitgehen!“ Einen Augenblick schwankte er, doch der Bote trieb zur Eile. So schnell es im Wintersturm möglich war, eilten sie vorwärts, obwohl das Klagen und Rufen immer näher kam. Das Haus war schon in Sicht, da rief der Unbekannte: „So wårt do a wengerl, i muaß da wås Wichtigs sågn!“ Der Geistliche wartete aber nicht, sondern trat in das Haus. Gerade konnte er dem reuigen Sünder die Beichte abnehmen, als draußen ein Winseln und Fluchen ertönte. Es war der Teufel, der es hatte verhindern wollen, daß ihm die Seele des Schwarzkünstlers abgejagt werde.
373. Ein Wildschütze hatte sich dem Teufel verschrieben. Als es mit ihm zu Ende ging, wurde er von Gewissenspein geplagt und wollte sich „zu guter letzt“ doch versehen lassen. Der Priester konnte nur schwer zu dem Häuschen auf dem Berge kommen, weil ein Gebirgsbach den Steg weggerissen hatte, er brauchte eine Stunde länger. Währenddessen sah der Wilderer von seinem Lager aus einen Rehbock am Fenster, der ihn unverwandt ansah. Als der Priester endlich ganz durchnäßt eintrat, entfuhr dem Sterbenden ein Schrei und als der Priester das Allerheiligste auf den Tisch stellte, war er verschieden. Der Rehbock war der Teufel gewesen, der sich die Seele nicht entgehen hatte lassen.
*374. Ein frommer Abt wollte einem Menschen, der sich dem Teufel verschrieben hatte, die Seele retten und erwartete den Teufel zur Zeit, als er kommen sollte. Der Teufel aber erschien nicht, da beschwor ihn schließlich der Abt und fragte ihn, warum er die Frist versäumt habe. „Gerade starb einer und da mußten wir alle zusammen!“ „Und habt ihr den Armen auch wirklich bekommen?“ fragte der Abt. „Nein“, sagte der Teufel. „Er war zu sehr mit Bettelsäcken verhängt.“
375. Ein geiziger Bauer in der Gegend von Ried i. I. war schwer krank und hatte sein Geld unter dem Kopfpolster versteckt. Als es zum Sterben kam, ließ er sich eine Schüssel mit Honig bringen, dann nahm er einen Dukaten nach dem andern, an vierzig Stück, tauchte sie in den Honig und verschluckte sie. Dann starb er. Es war ein stürmischer Wintertag, gegen Abend bat ein kleines altes Mandl um Herberge und legte sich in die Stube, in der der Tote aufgebahrt war, hinter den Ofen. Nach dem Essen kamen die Leute beten. Während sie den Rosenkranz begannen, wurde das Mandl riesengroß, packte die Leiche beim Fuß und rief: „’s Geld ghert in d’ Welt und der Beutel mein!“ Dabei schlenkerte er den Körper, daß die Geldstücke herausfielen und fuhr durch die Wand ab, ohne daß ein Loch zu sehen war.
376. Ähnliches geschah in Königswiesen. Ein sterbender Geizhals verschluckte sein Geld, brachte es aber nur zur Hälfte hinunter. Abends verlangte ein Fremder Nachtherberge, ließ sich nicht abweisen und nahm den Leuten auch die Totenwache ab. Um Mitternacht wurden sie aber durch ein Poltern geweckt und sahen durchs Schlüsselloch, wie der Fremde den Toten auf der Achsel hatte und ein Geldstück um das andere aus dem Mund beutelte, dabei sprach er dasselbe Sprüchel. Voll Furcht liefen die Leute um die Nachbarn, als sie aber mit ihnen zurückkamen, war der Fremde mit dem Toten verschwunden.
377. Auf Burg Wildenstein starb ein wohlbeleibter Ritter, der viel schlechte Taten auf dem Gewissen hatte. Leichenmänner trugen ihn nach Ischl, er war so schwer, daß sie öfter rasten mußten. Als sie den Sarg wieder aufhoben, war die Last leicht und der Sarg leer. Der Teufel hatte den Sünder geholt.
*378. Am Spadenberg erschoß ein Jäger einen Wildschützen und rannte, erschreckt über seine Tat, davon. Als man den Wildschützen beerdigen wollte, war er nicht mehr zu finden. An der Stelle, wo dies geschah wurde eine Kapelle erbaut.
379. Durchs Kettental bei Prägarten führte der Teufel eine Frau in einem gläsernen Wagen, kam aber wegen ihrer vielen Sünden nicht vorwärts und holte sich von einem Bauern Vorspann. Oben am Berge entließ er den Knecht und gab ihm als Trinkgeld zwei Glasscherben. Als sie der Knecht der Bäuerin zeigte, waren es zwei Goldstücke.
*380. In der Ramsau im Dachsteingebiet lebten sechs Bauern, die die Kirche mieden, dafür aber im Wirtshaus bis tief in die Nacht zechten. In einer Nacht, als schon alles ruhig war, hörte der Wirt in der Stube ein sonderbares Klirren. Er ging hinab, fand aber nichts, doch wiederholte sich der Lärm vor dem Hause. Draußen erblickte der Wirt zu seinem Schrecken den Teufel auf einem Pferdegeripp in fürchterlicher Gestalt, an einer Kette hatte er die sechs liederlichen Gäste angehängt. Der Wirt sah noch, wie der Teufel mit lautlosem Peitschenhieb das Pferdegeripp antrieb, dann stürzte er ohnmächtig zusammen. Zur selben Zeit wurde der Schmied des Ortes durch eine unerklärliche Gewalt getrieben, in die Schmiede zu gehen und sechs Paar Hufeisen mit den nötigen Werkzeugen zu nehmen. Er trat vor die Schmiede, da hielt auch schon der Teufel mit seinen sechs Opfern. Als wenn es so sein müßte, schlug der Schmied jedem Bauer Hufeisen an die Füße. Als die Arbeit geschehen war, warf ihm der Teufel einen Geldbeutel zu und trieb dann sein Pferd gegen die Scheichenspitzebene. Dem Schmied schwanden die Sinne, als er wieder zu sich kam, hatte er einen Beutel mit 12 Goldstücken neben sich. In der Lade, in die er sie gab, verwandelten sie sich aber zu Unrat. In der selben Nacht zog von der Scheichenspitzebene ein furchtbares Hagelwetter herab und vernichtete die Saaten der Ramsau. Der erste Gemsjäger, der sich hinaufwagte, sah in den Felsen Eindrücke wie von Pferdehufen und fand Hufeisen. Der Wirt und der Schmied starben bald darauf an den Folgen des Schreckens. Die sechs Bauern aber hat niemand mehr gesehen.