5. Der Teufel als Diener
*537. In Steyrling hatte ein Tischler in einem Flaschel einen „Spiritus familiaris“, der ihm arbeiten half. Schließlich verkaufte er ihn um drei Pfenninge an einen Holzarbeiter. Dieser war aber nun der neunte Besitzer des Geistes und als er ihn aus der Flasche ließ, damit er ihm helfe, wurde der Geist riesengroß und holte den Holzarbeiter.
Solch ein Spiritus darf nämlich nur um drei Pfenninge verkauft werden, sonst bleibt er nicht. Der neunte Besitzer bringt ihn aber nicht weiter an und wird von ihm geholt, wenn er ihn herausruft.
538. Der Prügel in Hehermoos hatte den Teufel in seinem Schneuztüchel und wollte ihn gern los haben. Er ging nach Altötting und ließ im Gedränge das Schneuztüchel weit herausschauen. Es wurde ihm auch gestohlen. Allein der Teufel kehrte ohne Tüchel zurück, denn der Dieb nahm ihn nicht an. Als es mit dem Bauer zum Sterben kam, mußten ihn zwei Männer halten, er konnte nicht sterben und ließ sich ins Vorhaus tragen. Ein Wischer und ein Sauser, und der Teufel hatte ihn geholt. In Haigermoos wurde er so begraben, daß der Kopf unter der Fiedhofmauer hindurchgeschoben wurde, die Füße aber noch im Friedhof lagen. Ein 85jähriger Mann in Ibm hat es noch gesehen.
539. In Weißkirchen bei Wels hielt es ein Bauer mit dem Teufel. In der Westentasche hatte er einen kleinen Käfer, mit dem vollbrachte er unerhörte Arbeiten. Mit einem geringen Gespann brachte er jede Last über den steilsten Berg, er verschaffte sich ein großes Bauerngut und wurde reich. Als seine Zeit abgelaufen war, ging er aber elend zugrunde, auch der Käufer war verschwunden. Es blieb seit seinem Tode kein Tor und keine Tür in den Angeln Sobald nämlich die Tore eingehängt wurden, fielen sie mit großem Gepolter wieder aus. Schließlich wurde das Haus niedergerissen und an einer anderen Stelle neu aufgebaut. Mehrere Geschlechter hindurch starb der jeweilige Besitzer des Hofes in den besten Jahren.
*540. Bei einem Mühlviertler Bauern diente ein fauler Knecht. Er hatte in der Truhe ein kleines Flaschel, in dem ein Teufel eingesperrt war, dieser mußte ihm alle schweren Arbeiten verrichten. Während nacht alle ruhig im Bette schliefen, schnitt er für den Knecht das Gsod. Einmal an einem Sonntag sagte der Bauer, am nächsten Tag wäre es zum Düngen. Spät abends wie immer kam der Knecht vom Wirtshaus heim. Der Bauer machte ihm selbst die Tür auf. Der Knecht fluchte und schimpfte über das Düngen und als der Bauer entgegenredete, wetterte er, er wolle noch diese Nacht den Mist ausführen. In der Nacht hörte der Bauer tatsächlich Peitschenknallen, Wagenfahren und Leutestimmen, am Morgen war die Arbeit getan. Wieder hatte sie der Teufel leisten müssen. Die Strafe kam aber: Auf dem Acker, wohin der Teufel den Dünger geführt hatte, wuchsen lauter Steine, nicht ein Halm war zu sehen. Dadurch kam der Knecht in der ganzen Umgebung in Verruf. Er verlor seinen Dienst und mußte fortziehen. Man hat von ihm nie mehr etwas gehört.
*541. Ein anderer Mühlviertler Knecht trug einen Teufel im Glas bei sich. Er verdingte sich nur gegen hohen Lohn, denn er leistete Arbeit für zwei. Wo der Knecht aber mit dem Teufel im Glas gearbeitet hatte, blieben die Spuren von Klauen eines Ziegenbockes. Schließlich wurde der Knecht des Teufels überdrüssig und vergrub das Glas in einem Sumpf. Beim Futterschneiden spritzte aber von der Höhe eine Flüssigkeit auf ihn und verursachte einen unheilbaren Aussatz.
542. Ein liederlicher Mensch ging einmal durchs Holz bei Wildshut und fand am Boden ein Flascherl mit einem kleinen Frosch. Er nahm es zu sich und brachte es heim, ohne auf den Frosch weiter zu achten. Seither aber hatte er keine Ruh mehr. Wenn er das Flascherl in den Kasten stellte und fortgehen wollte, dachte er daran und hatte es schon wieder in der Tasche. Er wußte nun, daß er den Teufel im Glas hatte. Gerne wäre er ihn los gewesen, er ging zur Beichte und der Geistliche riet ihm, das Glaserl in den Zipfel eines Taschentuches zu binden, das Tuch weit herausschauen zu lassen und dann durch abgelegenes Walddickicht hin und her zu springen, damit er das Tuch unvermerkt verliere. So brachte der Mann das Flascherl richtig an. Er wurde nun ein anderer. Wenn er aber in sein früheres Leben zurückfallen wollte, war es ihm, als spüre er das Flascherl in der Tasche. Das half.
*543. Ein Bauer grub in der Steinmühle, in der Steinmühle, einem verfallenen Schloß zwischen Molln und Leonstein, nach Gold, fand aber nichts. Als er wieder herauskam, sah er in einer ausgehauen Nische ein schönes Glasfläschchen und nahm es mit. Am anderen Tag war ein kleines Mandl darin. Seither hatte der Bauer, in allem, was er unternahm, Glück und bekam eine solche Stärke, daß ihm die schwersten Arbeiten ein Kinderspiel wurden. Aus Neugierde öffnete er aber einmal das Fläschchen, das Männchen schlüpfte heraus und wurde immer größer, zugleich erhob sich ein gewaltiger Sturm und alles in der Stube wurde zerschlagen. Durch vieles Bitten gelang es, den Geist wieder in die Flasche zu bringen, der Bauer stopfte das Glas wieder zu und wollte es an die Stelle bringen, wo er es gefunden, konnte sie aber nicht mehr auffinden. Er legte die Flasche aufs Geratewohl weg und lief davon. Hinter ihm entstand ein Gekrach, als ob Steine über ihn herabfallen wollten. Schweißgebadet kam er heim. Sein Glück und seine Stärke waren von da an dahin.
544. In einem großen Bauernhof bei Königswiesen waren zwei faule Dirnen, die mit dem Ausmisten nicht fertig werden konnten, die eine tat einen Käfer in eine Flasche und rief den Teufel an und richtig, in der Flasche wurde der Käfer immer größer und wuchs darüber hinaus. Da wurde den Mädchen angst und als die Bäuerin hinzu kam, schickte sie gleich um den Geistlichen. Mit vieler Mühe vertrieb dieser den Teufel, worauf der Käfer wieder in der Flasche war. Sie wurde mit ihm vernichtet.
545. Ein alter Dachdecker deckte einst eine Mühle; die Strohschaube gingen ihm aus und er mußte ein Loch offen lassen. Die Nacht schlief er im Heustock. Es träumte ihm, daß durch die ungedeckte Stelle des Daches Strohschaub hereinfiele. Als er erwachte, sah er, daß es wirklich so war, Der Bauer hatte einen Teufel, den trug er im Sacke bei sich, der hatte die Arbeit getan. Als der dienstbare Teufel dem Bauern schon unbequem wurde, schickte er nach St. Leonhard nach einem Neupriester. Der befahl, den Teufel nach St. Leonhard zu bringen. Drei Männer schleppten ihn mühsam dahin. Den Priester aber schrie der Teufel an: „Dich fürcht ich nicht, du hast einmal deiner Mutter ein Ei gestohlen.“ „Ich habe dafür Tinte und Feder eingehandelt, um das Wort Gottes schreiben zu können!“ sagte der Priester und besprengte den Teufel mit Weihwasser, bis er endlich verschwand.
546. Ein Hirtenknabe namens Franz in der Gemeinde Au bei Naarn, hütete täglich zweihundert Schafe. Ein kleines, schwarzes Mandl half ihm dabei, daß sich nie ein Schaf verlor. Franz brauchte sich darum gar nicht zu kümmern. Oft machten sich die beiden ein Hirtenfeuer, das Mandl setzte sich gerne hinein. Dadurch aufmerksam gemacht, erkannte Franz, daß das Mandl der Teufel sei. Er durfte auch nicht zur Kirche, sonst wäre ihm das Mandl davongegangen. Einmal zerstritten sie sich aber doch, das Mandl kam nicht wieder. Nun mußte Franz selber laufen und die Schafe hüten.
547. Ein Bauer wurde immer so schnell mit aller Arbeit fertig, daß sich die Leute wunderten. Er hatte aber einen Teufel zum Knecht. Dieser bekam nur ein Koch zum Lohn. Deshalb stahl er das Fleisch aus dem Rauchfan. Der Bauer konnte gar kein Fleisch mehr in den Rauchfang hängen, denn immer verschwand es gleich.
548. Ein Häusler verkaufte in einem Bauernhaus ein Stück Kleiderzeug. Als er fort war, fanden die Hausleute dareingewickelt einen kleinen Teufel, der ihnen Künste vormachte. Der Bauer lief nach einer Hacke, schlug den Teufel nieder und warf ihn auf den Misthaufen. Schnell warfen sie Mist darüber, daß nichts mehr vom Teufel zu sehen war. Jetzt hatten sie wieder Ruhe.
549. Beim Rauch in Liebenstein fand einmal ein Bauer ein Binkerl, trug es heim und machte es auf. Da fuhr mit Gestank der Teufel heraus.
550. Legte eine Henne ein ganz kleines Ei, ein sogenanntes Arigelei, so kann ein Mensch, der durch neun Tage nichts gebet und kein Weihwasser genommen hat, den Teufel ausbrüten, wenn er sich das Ei unter die Achsel einbindet. Der Teufel kommt wie eine Spinnerin heraus und läßt sich zu Arbeiten, wie Futterschneiden und Holzmachen verwenden. Auch Geld bringt er.
551. Zwei faule Mägde waren mit ihrer Stallarbeit immer die letzten und wollten deshalb vom Teufel Hilfe haben. Die eine nahm ein Ei, das eine ganz schwarze Henne an einem Lostag gelegt hatte, und gab es unter die Achsel, um es auszubrüten. Beide nahmen kein Weihwasser mehr und machten sich zur Gebetszeit draußen zu schaffen. Die Bäuerin wurde argwöhnisch und beobachtete die Mägde. Nach acht Tagen fiel aus dem Ei ein kleiner Teufel, der rasch wuchs. Da niemand etwas gegen ihn ausrichten konnte, wurde der Pfarrer geholt; er bannte den Teufel und jetzt konnte ihn der Knecht mit einer Hacke immer kleiner schlagen, bis er verschwand.
552. Die Teufels Wonerl-Leut in Spital am Pyhrn hatten unter der Achsel aus einem bestimmten Ei einen Teufel ausbrüten lassen, seither war immer Geld im Haus und alle Arbeiten gingen leicht. Das Teufelchen wuchs aber rasch. Weil kein Wasser im Haus war ging der Teufel vor die Tür und sagte: „Da grabt bis zu einer Steinplatte hinein, dann habt ihr Wasser.“ So entstand der Ziehbrunnen beim Haus. Je größer aber der Teufel wurde, desto kecker wurde er. Er brachte das Vieh durcheinander, schlug das Geschirr zusammen und trieb derlei Unfug. Ein Priester wurde um Hilfe ersucht und bannte den Teufel. Er sagte den Hausleuten: „Wenn ihr ihn aber nochmals herbeiwünscht, dann bringt ihr ihn nicht mehr los“. Einige Zeit war Ruhe, dann verschafften sich die Leute aber doch wieder den Teufel, der nun noch mutwilliger war als früher. Erst als andere Hausleute auf den Hof kamen, verschwand er.