4. Teufel und Sünder
d) Feiertagsschänder und Brotfrevler
*408. Als Fischer in der Nacht vom Gründonnerstag auf den Karfreitag bei Rotenbuch fischten, sprang der Teufel aus dem Netz. Das Loch, in das er verschwand, heißt noch das Teufelsloch.
409. Ein Knecht in Reichersberg schnitt einmal in der Mettennacht Futter. Deshalb zerriß ihn der Teufel.
410. Ein Knecht, der in der Mettennacht allein zu Hause blieb, legte sich statt zu beten nieder und sagte: „Sollen die andern für mich beten!“ Auf einmal wurde er munter, weil er vor dem Haus ein Fuhrwerk rollen hörte. Er glaubte, es sei der Bauer. Als er aber das Tor aufmachte, stand ein glühender Wagen draußen und der Teufelskutscher rief: „Hättest du während der ganzen Mette geschlafen, hätte ich dich mitgenommen wie die anderen im Wagen.“ Dann verschwand der Spuk.
411. Ein Knecht in der Freistädter Gegend blieb in der Mettennacht daheim und lag im Bett. Er hörte am Bettrand eine Maus scharren und wollte sie zerdrücken. Die Maus war aber der Teufel, der den Knecht sogleich tötete.
*412. Ein Bauernbursch in Kremsmünster, der in der Mettennacht daheim blieb, trank und rauchte, statt zu beten. Es klopfte ans Fenster, draußen stand der Teufel in Gestalt eines Ochsen.
413. Zwei Knechte in Windhagmühl gingen nicht in die Mette, sondern saßen beim Tisch und schliefen. Da kam der Teufel und biß sie in die Zehen, daß sie lange Zeit hinkten.
414. Eine Bauerndirne ging zu spät von daheim zur Rorate in Putzleinsdorf, obwohl die Bäuerin alle Hausleute gemahnt hatte, ja nicht zu spät zu kommen. Plötzlich kam hinter ihr ein schwarzer Hund daher und stieß sie fortwährend in die Kniekehle. Von Angst getrieben, lief sie den anderen Kirchgängern nach. Als sie diese eingeholt hatte, verschwand der Hund. Die Dirne wagte sich nie mehr allein auf den Weg und verspätete sich nie wieder.
415. Ein Knecht war schon ein Jahr nicht beichten gegangen und wollte auch nicht in die Mette. Er ging zwar mit den Ehalten fort, ging aber an der Kirche vorbei und streifte umher. Als er um 1 Uhr wieder heimging war plötzlich eine schwarze Katze neben ihm, die immer größer wurde, so daß er sich recht fürchtete. Als er an einem Feldkreuz vorbeikam und das Kreuz machte, verschwand die Katze.
416. Ein Schuster von Reichenstein kam immer zur Kirche zu spät, so auch in der Mettennacht. Da kam ein großer schwarzer Hund zu ihm und verfolgte ihn auf Schritt und Tritt. Erst vor der Kirchentür verschwand er.
417. Ein Frankinger Bauer mußte in der Mettennacht gamen, die Zeit wurde ihm lang und er ging gegen das Ibmer Moos auf den Anstand. Er sah zwei Hasen, die miteinander schwatzten und auf ihn zukamen. Er schoß hin, sie kümmerten sich aber nicht darum, sondern kamen näher und wurden immer größer und sahen schon wie Hirsche aus. Der Bauer begann rückwärts zu gehen, sah aber noch immer hin. Da waren es zwei Rössel, die sich herumbissen, aber auf ihn loskamen. Jetzt hatte er genug und rannte heim. An der Stelle, wo er hingeschossen hatte, fand er am nächsten Tag ein Häuflein schwarzer Wolle.
418. Ein Niederwaldkirchner Bauer blieb in der Mettennacht daheim um zu gamen. Es war eine helle Nacht und der Bauer kam auf den Gedanken, Hasen zu schießen. Vor dem Haus streute er Kleie und paßte am Fenster. Bald kam ein Hase, der Bauer schoß auf ihn, traf ihn jedoch nicht. Nun waren aber zehn Hasen da. Nach dem zweiten Schuß waren es 20. Sie sprangen lustig vor der Tür herum. Dem Bauer kam das spassig vor und er ging vor die Türe. Wie er sah, daß die Hasen lange Schwänze und feurige Augen hatten, sprang er erschrocken ins Haus zurück, schlug die Türe hinter sich zu und griff zum Rosenkranz. Die Hasen waren verschwunden.
419. In einer Mettennacht krachte es von allen Seiten vom Rauhnachtschießen. Das wollte ein Wilderer in Gallneukirchen benützen, um ungestört zu jagen. Wie er im Mondschein dahinbirschte, kam ihm ein Hase in die Quere. Da schoß er hin, auf einmal waren es aber 15, 50, und noch mehr Hasen, nun bekam er Angst und lief eilig heim.
420. Ein Wilderer in Ort i. I. schoß in der Mettennacht mehrere Hasen und steckte sie in seinen Rucksack. Er sah aber immer mehr und mehr Hasen, so daß es ihm unheimlich wurde und er nach Hause eilte. Als er sich beim Betreten der Stube mit Weihwasser besprengte, war die Beute aus dem Rucksack verschwunden.
*421. In St. Wolfgang wilderte ein Bauer am heiligen Abend und es war ihm, als ob jemand hinter ihm wäre; er schoß einen mächtigen Hirsch und wollte ihn eben ausweiden; als eine undeutliche Männergestalt vor ihm stand, die immer größer und größer wurde. Der Bauer wußte, daß es der Teufel war, warf Gewehr und Messer fort und lief heim. Nie mehr ging er zu heiligen Zeiten wildern.
422. Zwei Mädchen in Naarn wollten nicht glauben, daß der Teufel jeden holt, der in der Christnacht einen Kriechenbaum schüttelt. Sie gingen zur Mettenzeit hinaus, eine blieb unten, die andere stieg auf einen Kriechenbaum. Der Teufel holte sie, ihr Gewand fiel herunter, sie blieb verschwunden. Voll Schreck eilte das zweite Mädchen in das Haus. Kriechbaumsschütteln wagt aber nun niemand mehr zu gehen.
423. Zu St. Oswald bei Freistadt stieg ein Mädchen in der Mettennacht auf einen Baum in der Nähe der Kirche und sprach zu ihrer Begleiterin: „Ich hör so schön musizieren und orgeln, komm auch herauf!“ Das wollte die andere eben tun, da hörte sie ein Jammern und Weinen. Die Holzschuh und das Gewand des anderen Mädchens fielen herab. Der Teufel hatte sie geholt.
424. Eine böse Dirn wollte in der Thomasnacht Bettstaffel treten, sie schlug mit dem Schuh an den Bettfuß und begann:
„Bettstaffel i tritt di,
Heiliger Thomas i bitt di... „
„Und i schlick di!“ schrie plötzlich der Teufel, der unter dem Bett auf sie gelauert hatte, und fuhr mit ihr davon.
425. Ein Knecht legte sich in der heiligen Nacht in den Kuhbarren, um die Tiere reden zu hören. Die Rinder begannen zu sprechen:
Da liegt a Prügl in Bårrn,
Morgn wern ma’n Freithof fåhrn.
Um Mitternacht kam der Teufel und holte die Seele des Knechtes. Wenn nun der Teufel einen Menschen holt und man findet am nächsten Morgen sein Gewand auf dem Misthaufen, so kehrt der Entseelte wieder zurück. Auch das Gewand des Knechtes lag am nächsten Morgen auf dem Misthaufen und wirklich kehrte der Knecht nach einigen Monaten zurück. Befragt, sagte er nur das einzige: „I håb fleißi Holz schneidn müaßn, damits wås zan Brenna ghåbt håm und z’ößen håms ma lauta Schuaschmier göbn.“
426. In der Hinterleiten, einem Walde bei Unterweitersdorf heißt eine Stelle Hexenkeller, dort sieht ein Stein wie eine versteinerte Heufuhr aus. An der Stelle fiel nämlich ein zur Erntezeit mit Heu beladener Wagen um, der Teufel kam vorbei und verwandelte die Fuhr in Stein.
*427. Ein Bauer zu Pichl bei Wels führte vor einem Feiertag fast bis vor Mitternacht Getreide ein, weil Regenwetter drohte. Wie der Knecht wieder mit einer Fuhr vom Feld wollte, kam ihm ein mit Getreide hochbeladener Wagen entgegen. Der Fuhrmann, der anfangs ein Zwerg war, wurde immer größer, die Pferde schnauften entsetzlich, unter ihren Tritten prasselten Flammen. Die Bauernpferde gingen durch, wiewohl sie aber nur eine Viertelstunde nach Hause gehabt hätten, trafen sie erst um das Morgenläuten dort ein.
*428. Ein Bauer ackerte am Samstag noch nach dem Abendläuten, ein paar Hasen kamen ihm so nahe, daß er nach ihnen haschte. Erwischen konnte er aber doch keinen. Warf er nach ihnen, so wurden ihrer noch mehr. Dem Bauer verging die Lust zum Weiterackern. Er eilte heim, die Haare standen ihm zu Berg, die Hasen waren Teufel gewesen.
428a. Die Liebensteiner hatten nur einen Brunnen, der stand beim Moser Schuster. Als die Leute einmal an einem Frauentag arbeiteten, hörten sie plötzlich in der Luft ein Sausen und den Ruf: „Dahü! Dahü!“ Das war der Teufel. Als die Leute später Wasser holen wollten, waren alle Wasserrohre zersprengt.
429. Ein Spielmann wußte durch sein wunderbares Spiel die Leute gefangen zu nehmen. Am Sonntag spielte er auf der Klarinette am Kirchweg, die Leute blieben stehen, horchten ihm zu und versäumten darüber den Gottesdienst in Unterweißenbach. Da erschien der Teufel und verschlang den Spielmann. An der Stelle wurde ein Steinmarterl errichtet, darauf eingemeißelt ist eine Klarinette zu sehen.
Eine andere Sage vermeldet, daß an der Stelle ein Spielmann an einem Schlangenbiß starb.
429a. Bei Niederwaldkirchen stand eine Raubburg. An einem hohen Feiertag schoben zwei Ritter zur Zeit des Gottesdienstes Kegel. Der Teufel fuhr zwischen sie und holte sie. Nach einer anderen Darstellung wurde die Kugel, die sie beim Spiele benützten, größer und größer, fuhr feuerspeiend umher und begrub die beiden Ritter unter sich. Als runder Felsen liegt die „Teufelskugel“ noch heute an der Stelle. Es wird auch erzählt, daß der eine Ritter den Teufel verspottete und daß ihm dieser die Felsenkugel an den Kopf warf.
*430. Als Enns noch Mauern und Türme hatte, schlich sich ein Wüstling allabendlich auf Untaten bei einem Türl hinaus. Der Teufel lauerte ihm einmal auf, um ihn nach dem Abendläuten im Feien zu fassen, er hatte sich aber doch zu wenig sorgsam versteckt, der Mann bemerkte ihn und ergriff die Flucht. Es glückte ihm noch vor dem letzten Schlag der Abendglocke in die Stadt zu kommen. Der Teufel glitschte aus, daher ist neben der Mauer des Schlosses ein Teufelstritt oder Teufelshuf zu sehen.
431. Eine hochmütige reiche Bauerstochter ging mit einem stolzen, aber leichtsinnigen Bauernburschen und verfeindete sich mit den Eltern. Die Hochzeit war festgesetzt und das Mädchen mußte den weiten Weg nach Ottensheim zu Fuß machen. Als sie an eine kotige Stelle kam, höhlte sie zwei Semmeln aus und steckte sie vorne an die Schuhe, damit diese nicht schmutzig würden. Es war beim Felde bei der Käfermühle. Da brach plötzlich ein furchtbares Wetter los und vernichtete die Felder. Das Mädchen aber blieb verschwunden, der Teufel hatte es geholt. Im Felsen war ein Loch zu sehen und ein Büschel Haare hing daran. Ein Hirte wollte sie wegnehmen, hatte aber eine Erscheinung und stürzte plötzlich vom Felsen ab, ohne Schaden zunehmen. Nur war er lange ohnmächtig. Als er wieder zu sich kam, brachte er ein Kruzifix neben dem Loch an. Nun konnte man die Haare entfernen. Über die Erscheinung, die er gehabt hatte, sprach sich der Hirte nie aus.
Nach einer anderen Erzählung war es ein Mädchen, das von Freudenstein nach Walding ging. Nach dem Brotfrevel entführte sie der Teufel durch die nahe Felsspalte, noch sind die heraushängenden Haare der armen Sünderin sichtbar. Ein Holzkreuz ist an der Wand angebracht.
*432. Eine Näherin ging bei Eferding von einer Hochzeit heim. Als sie zu einer Wasserlache kam, band sie sich Semmeln an die Schuhsohlen, um trocken hinüber zu kommen. Darauf begegneten ihr zwei Männer und fragten sie, mit wem von ihnen sie gehen wolle. Sie sagte: „Mir ist es gleich, ich gehe mit einem jeden!“ Da packten sie die beiden Männer bei den Füßen und rissen sie mitten auseinander. Es waren zwei Teufel.
433. Ein Bauer sott sich mittag Knödel. Sie zerfielen ihm, er wurde zornig und warf die Knödelstücke gegen das Kreuz im Herrgottswinkel. Das sauste der Teufel zum Fenster herein und entführte den Frevler.