4. Teufel und Sünder

c) Flucher und Spötter

381. Ein Bauer bei Putzleinsdorf war weitum als Gotteslästerer und Flucher bekannt und führte ein Leben voll Ärgernis. Er haßte die Priester und erklärte, er wolle nichts vom Versehen wissen. Wenn er einmal schon halbtot sei, wolle er vor dem Geistlichen die Tür verriegeln, wenn er es nicht könne, müsse es an seiner Stelle der Teufel tun. Eines Tages erkrankte der Bauer schwer, sein Zustand wurde hoffnungslos, ohne daß er von seiner Verstocktheit ließ. Die Bäuerin sah das Ende kommen und schickte um den Priester. Als der Kaplan aber eben mit dem Allerheiligsten ins Haus treten wollte, schlug ein gewaltiger Windstoß die Tür ins Schloß, der Heiland war ausgesperrt. In ihrer Angst und Aufregung fand die Bäuerin den Schlüssel nicht sogleich und als endlich aufgesperrt werden konnte und der Priester in die Stube trat, lag der Bauer mit verzerrten Zügen tot im Bett. Beim Begräbnis ging im Friedhof solch ein Sturm, daß die Pappel an der Mauer ächzte und stöhnte. Außerhalb des Friedhofes rührte sich aber kein Blatt.

*382. In der Nähe der Teufelsmühle bei Viechtenstein befindet sich der Teufelsstein. Hier hat der Teufel einen Jägerburschen, der fürchterlich fluchte, mit sich genommen, am Felsen sieht man noch die Klauenspur des Teufels. Auch soll der Lauf der Büchse aus dem Felsen ragen.

*383. In Vordernebelberg, Pfarre Peilstein, war ein Bauer an einem Wintertag damit beschäftigt, die Kette für eine Hausleinwand zu schweifen. Weil es nicht zusammenging, fluchte er: „Der Teufel soll das ganze Zeug holen!“ Der Teufel schleuderte schwarze, pechige Steine durch das kleine Dunstfenster in die Stube. Der Bauer wurde getroffen und starb an den Folgen seiner Verletzungen.

*384. In einem Gasthaus zu Kollerschlag kehrte regelmäßig ein Fuhrmann ein, der immer wieder unbändig fluchte. Als er wieder einmal recht wetterte, erschien der Teufel, würgte ihn und verschwand mit ihm durchs Fenster. Ein höllischer Gestank blieb zurück.

385. Ein Fleischhauer kaufte bei Prandegg einem Bauer ein Stück Vieh ab und beteuerte: „Wenn das Vieh wo mehr kostet, soll mich der Teufel holen.“ Da war plötzlich ein schwarzer Mann in der Stube und fuhr mit ihm durch die Mauer. Die Blutsprizter sollen noch zu sehen sein.

386. Ein Bauer zu Parschallen am Attersee spottete über die Religion. Nachdem er einmal wieder im Wirtshaus wüste Reden geführt und gefrevelt hatte, sah er auf dem Heimweg vor sich eine schwarze Sau laufen und fürchtete sich sehr. Als sie zu einem Bach kam, sprang die Sau hinein. In seiner Angst und seinem Grauen konnte er sich nicht halten, sprang nach und ertrank.

387. Ein alter Einleger, der früher Pfannenflicker gewesen war blieb in einem Bauernhaus in St. Georgen bei Tollet über Nacht und wurde sterbenskrank. Er bat einen von den zwei Knechten, sie sollten ihm um einen Geistlichen gehen. Sie gingen hinaus. Der eine von ihnen zog ein Hemd über, der andere schnitt aus einem Erdapfel eine Hostie und nun traten sie ein. Der Einleger kannte sich nicht mehr aus und so trieben sie mit ihm ihren Spott. Anstifter war der kleine Knecht. Plötzlich klopfte jemand an das Fenster, der kleine Knecht solle hinauskommen. Der andere fragte, ob er auch mitkommen solle. „Nein!“ hieß es. Der kleine Knecht ging hinaus und kam nicht wieder.

388. Als ein Bursche in gleicher Weise in Alkoven mit einem sterbenden Handwerksburschen frevlerischen Spott trieb, klopfte es draußen. Der Bursche ging nachsehen, da holte ihn unter Krachen und schrecklichem Gestank der Teufel.

389. Auch in St. Oswald bei Freistadt speisten zwei Burschen einen todkranken Einleger mit einer aus einer Rübe geschnittenen Hostie ab. Er erstickte daran. Eine Stimme rief die Burschen hinaus, als sie nicht kamen, fuhr der Teufel zum Fenster herein, packte die beiden und fuhr mit ihnen zur Hölle.

 

Dieselbe Sage wird von einem Bauernhaus in Liebenau berichtet.

390. Es war eine Zeit, in der die Leute oft und viel fluchten. Um ihre Seele zu gewinnen, lauerte der Teufel um sie. Fruchteten alle Warnungen nichts, so verschwand der betreffende Mensch eines Tages, der Teufel hatte ihn geholt. Einem Papst gelang es aber, den Teufel zu bannen und ihm die Macht zu nehmen, die Leute verschwinden zu lassen.

391. Eine Frau in Waxenberg hatte es auf einen Mann abgesehen und sagte: „Diesen muß ich heiraten und wenn der Teufel bei der Hochzeit ist!“ Es kam wirklich zur Hochzeit. Am Brautwagen saß ein fremder Mann und als ihn die Braut ansah, bemerkte sie seinen Roßfuß. Sie schrie auf, da verschwand der Teufel.

*392. In Mühlholz fluchten drei Burschen beim Gebetläuten. Plötzlich saß der Teufel in der Stube und war nicht von der Ofenbank wegzubringen. Erst der Pfarrer Kogler von Ranariedl jagte ihn mit der Stola, die er zu einem Strick gedreht hatte, hinaus.

393. In der Gegend von Laakirchen hatte eine Dirne die böse Gewohnheit, bei jeder Arbeit zu fluchen. Eines Tages stand der Teufel im Hof und verlangte, sie sollten ihm die Magd herausbringen. Die Bäuerin befahl ihr, den Teufel mit Weihwasser zu besprengen, als sie es zitternd tat, verschwand der Teufel, eine stinkende Wolke blieb zurück. Trotz des Schreckens entfuhr der Magd ab und zu beim Melken ein Fluchwort, jedesmal zeigte sich der Teufel, so daß sie sich schon nicht mehr in den Stall traute. Erst als sie sich das Fluchen ganz abgewöhnte, hatte sie Ruhe.

394. In Gampern kam ein Knecht mit dem Futterschneiden nicht zurecht und fluchte: „Da soll der Teufel Futter schneiden!“ Sogleich begann der Futterstock von selbst zu schneiden und eine ungeheure Gestalt stand fluchend dabei. Der Knecht begann voll Angst zu beten. Die Gestalt wurde kleiner und kleiner und floß schließlich – nach Nebel riechend – durch die Dachlucke.

395. In der Klammleiten bei Königswiesen fiel einem Zimmermann ein Bloch Holz in das Wasser. Voll Zorn fluchte er. Da sprang ein schwarzer Hund dort in das Wasser, wo das Bloch hineingefallen war. Vor Schreck verschlug es dem Zimmermann die Rede, er fluchte nicht mehr.

*396. In Kematen im Traunkreis fluchte ein schwerkranker Jäger vor Schmerzen und rief den Teufel an. Dieser erschien als großer Hund und konnte nicht aus der Stube gebracht werden, bis der Priester mit dem hochwürdigsten Gut erschien.

397. Der Teufelsbauer in Aurach, ein arger Flucher, ging mit dem Riedl Peter von Vöcklabruck heim und fluchte so, daß ihn Peter verließ. Der Bauer holte ihn aber wieder ein. Bei der Straßenkreuzung Aurach – Schörfling trennten sie sich. Peter war kaum 50 Schritte weggegangen, hörte er den Bauer jammern und schreien, lief rasch zurück und fand ihn, am Boden liegend, mit etwas Unsichtbarem kämpfen. Er wollte ihm aufhelfen, brachte ihn aber keine Handbreit weg, erst als er zu beten begann, gelang das Werk, dabei rauschten die Bäume und eine dunkle Gestalt glitt in den Wald. Peter trug den bewußtlosen Bauer heim. Der siechte dahin und starb unbußfertig, wie er gelebt hatte.

*398. Zwei Nagelschmiedlehrlinge gingen in die Koglerau bei Linz Vögel fangen. Weil sie bis zum Abend nichts gefangen hatten, traten sie scheltend den Heimweg an. Als es schon ganz dunkel war, hörten sie hinter sich Tritte wie von Holzschuhen. Sie fingen zu laufen an, die Tritte bleiben hart hinter ihnen und verwandelten sich in den Hufschlag eines Pferdes, Feuerfunken sprangen herum. Der eine Lehrling brach zusammen, der andere rannte davon. Wie er nach einer Weile umkehrte, um seinen Kameraden zu suchen, kam ihm dieser ganz erschöpft entgegen. Er hatte ein Untier gesehen von der Größe eines Kalbes mit großen grimmigen Augen, herabhängendem Haar und aufgesperrtem Rachen. Der Leib war wie aus Feuer.

*399. Zwischen Wendling und Winkling führt die Straße durch einen düsteren kleinen Wald. Durch ihn kam einmal abends vor nun fast mehr als 150 Jahren ein Maurer, der einst beim Militär ein kühner Reiter gewesen war, mit zwei Gehilfen von der Arbeit und ärgerte seine Begleiter fort durch frevelhafte Reden. Am Waldesrande graste ein prächtig gesattelter Schimmel. Angemuntert von seinen Begleitern sprang der Maurer auf, um nochmals in seinem Leben einen Ritt zu tun. Das Pferd aber raste mit ihm gegen Osten fort und war im Nu mit ihm verschwunden. Nach drei Tagen kam der Mann zerschunden und elend wieder heim. Das Pferd hatte ihn im wilden Laufe kreuz und quer geführt. Als die Morgenglocken am Linzer Kalvarienberg läuteten, machte er unbewußt das Kreuz, da schleuderte ihn das Pferd an der Felswand ab, daß ihm Sehen und Hören verging. Von seinem Unglauben und seiner Wildheit war er geheilt. Der Wald bekam den Namen „Toifling“, da das Pferd sicher der „Gottseibeiuns“, der „Toifl“, gewesen war.

400. Im sogenannten Himmelreich in der Pfarre Regau gingen einmal zwei Männer scheltend miteinander. Plötzlich wurde der eine in die Lüfte gehoben und schrie erbärmlich. Der andere ergriff ihn bei den Füßen und nur mit vieler Mühe und unter Anrufung der heiligen Namen Jesu, Maria und Josef gelang es ihm, den Bedrängten zu retten.

401. Ein alter Bauer, der auf der Heid bei Gschwandt daheim war, fand sich in stockdunkler Nacht nicht zurecht und rief: „Wenn mir nur der Teufel leuchten möchte!“ Da stand auch schon der Teufel als Flamme vor ihm. Der Bauer gelobte eine Kreuzsäule, wenn die Gestalt verschwinde. Es geschah und der Bauer ließ das Wetterkreuz auf der Heid errichten.

402. Holzfuhrleute fuhren mit großen Blochen auf der Straße, die am eisernen Bild vorbei nach Sarmingstein führt, und fluchten, wie die Pferde die schwere Last nur langsam vorwärts brachten. Aus einer Steinmauer kam ein schwarzer Hund heraus und lief dem Fuhrwerke nach. Er ließ sich nicht vertreiben. Die Pferde gingen nun überhaupt keinen Schritt mehr vorwärts. Ein Geistlicher wurde geholt und beschwor den Teufel, der in die Erde fuhr; ein tiefes Loch blieb zurück.

403. Ein Bauer fuhr mit einem schwer beladenen Wagen nach Freistadt. Bei einem Kreuzstöckl hielt er an und betete um einen guten Markt. Er machte aber schlechte Geschäfte. Beim Heimfahren schnalzte er beim Kreuzstöckel laut, stieg ab und ließ den Knecht vorfahren. Dieser war nur ein kurzes Stück weiter, da kam ein schwarzer Hund nachgelaufen, sprang auf den Wagen und ließ sich nicht verscheuchen. Daheim setzte er sich sogleich auf den Platz des Bauern. Da wußte der Knecht sogleich, daß der Teufel den Bauern zur Strafe für sein Schnalzen in einen Hund verwandelt hatte. Erst ein Priester konnte ihn wieder erlösen.

*404. In Geiersberg blieb einmal spät abends ein Fuhrmann stecken. Im Zorn rief er den Teufel um Vorspann an. In der Luft ertönte ein schauerliches Lachen. Der schwere Wagen flog wie ein Kinderwagen den Berg hinan. Der Fuhrmann hat aber kein zweites Mal einen solchen Vorspann verlangt.

405. In einer Neujahrsnacht saßen Henharter Bauern beisammen, sie spotteten und verkauften „Gelts Gott“. Auf einmal ritt der Teufel auf einem Pferd in die Stube herein. Da sprangen alle auf und liefen davon. Ein andermal wurden einst Spötter über die Mette zur Mettenzeit angfrert.

406. Nahe der Straße zwischen Gutau und Prandegg gerieten zwei Holzarbeiter in Streit, der eine rief: „Der Teufel soll mich holen, wenn ich nicht recht habe!“ Da erschien der Teufel auf einem großen Stein. Die beiden Männer waren sprachlos und arbeiteten von nun an friedlich mitsammen. Auf dem Stein blieb aber die Gestalt des Bösen eingedrückt.

*407. Eine eitle Frau war zu einer Hochzeit geladen und hatte sich ein prächtiges Kleid machen lassen. Ein Band, das sie dazu haben wollte, bekam sie bei keinem Krämer und rief voll Zorn: „Ist denn kein Teufel mehr im Land, der mir das rechte Band bringt.“ Abends kam ein fremder Krämer mit Bändern. In seinem Kram fand die Frau das gesuchte Band und bewirtete voll Freude den Krämer. Diesem fiel die Gabel zu Boden, die Frau wollte sie aufheben und sah nun, daß der Fremde einen Pferdefuß hatte, sie stieß einen Schrei aus und wollte fliehen. Der Teufel packte sie aber und fuhr mit ihr durchs Fenster. Drei Tage vernahm man in den Lüften ein Klagen, Weinen und Heulen.