8. Von schwerer Seuche und Hungersnot

2. Hungersnot und Teuerung

348. Einmal war ein so furchtbarer Winter, daß man noch im Mai von Frankenmarkt nach Vöcklabruck auf gefrorenem Schnee wandern konnte. Auch von einer Hungersnot erzählen noch alte Leute die so groß war, daß die Leute mit einem Grasbüschel im Munde im Straßengraben umkamen.

349. Als in Holzleiten bei Naarn die furchtbare Pest vorüber war, brach eine Hungersnot aus. Ein Metzen Weizen soll 50, ein Metzen Korn 40 fl. gekostet haben.

350. In der Greinburg befindet sich ein gewölbter Raum, dessen Wand mosaikartig mit Kieselsteinen ausgelegt ist. Wie die einen sagen, ließ sich der Schloßherr zur Zeit einer großen Hungersnot diesen Schmuck von armen Leuten herstellen, um ihnen Brot und Arbeit zu geben. Andere erzählen, daß Gefangene des alten Landgerichtes Grein gezwungen wurden, diese verschiedenen Figuren in weißem Mörtel auszulegen.

351. In den Drangsalen der Hungersnot tauschte ein Bauer sein Grundstück gegen ein Trum Brot und einen Schinken. Davon bekam die Ortschaft den Namen Pratztrum, was entweder Bratentrum oder Brottrum bedeutet.

352. Bei einer großen Hungersnot verkaufte ein Bauer in Au bei Naarn von Hunger getreten seinen Hof um einen Hahn. Am nächsten Tag hätte er schon wieder etwas zu essen bekommen, konnte aber den Kauf nicht mehr rückgängig machen. Das Gut bekam den Namen Hahnlbauernhaus.

*353. Am „Totenweg“, einem Straßel, das von Kleinraming den nördlichen Damberghang hinanzieht, liegt eine Wiese, die den Namen „Sauhammer“ hat. Zur Zeit einer furchtbaren Hungersnot tauschte sie nämlich der Besitzer gegen einen Sauhammer, einen Sauschlager, ein.

354. Die Breitwiese am rechten Mühlufer in der Pfarre Rohrbach verkaufte der Besitzer in der schweren Zeit der Hungersnot um einen Laib Brot. Ihm blieb nur mehr die anschließende Leiten, er nannte sie Elendleiten.

*355. Dem Schwedenkriege folgte Pest und Hungersnot. Damals wurde in der Viechtau das Haus „am Anger“ um einen Laib Brot verkauft. Die schönste Wiese bekam man um etwas Getreide oder Brot.

356. Beim Almsee führt eine Wiese den Namen Laib Brot-Wiese, weil sie in der Hungersnot nach den napoleonischen Kriegen um einen Laib Brot abgegeben wurde. Ebenso wurde vom Mörtelmann-Gut ein Stück um sechs Laib Brot abgetrennt.

357. Auch in Ebensee wurde in der Hungersnot, die den napoleonischen Kriegen folgte, eine Wiese um einen Laib Brot hergegeben, seither heißt sie die Laib Brot-Wiese.

358. In Mistlberg bei Tragwein heißt ein Acker „Scherzlacker“. Zur Zeit der Hungersnot hat ihn ein Kleinhäusler einem Bauer um einen Scherz Brot überlassen.

359. In Hiering bei Grieskirchen wurde ein Acker zur Zeit der Hungersnot nach den Franzosenkriegen um einen Laib Brot verkauft und heißt seitdem „Ofenschüssel“. Aus einem ähnlichen Grund bekam ein anderer Acker den Namen „Pfannkoch“.

360. In St. Konrad saß der Pfleger in der Herrenwies. Zur Zeit einer großen Hungersnot verkaufte er eine zum Haus gehörige Bergwiese, den Brandstätterberg, um eine Pfanne Koch.

361. In Scharnstein herrschte einmal eine so große Hungersnot, daß die Leute eine Wiese um eine Schüssel Krapfen hergaben. Es ist die Krapfenwiese, fünf Minuten vom Rauschenberg.

*362. Früher wurde in Kirchham am Laurenzitag Markt abgehalten. Infolge einer furchtbaren Teuerung wurde er um einen Metzen Schwarzpfennige an die Stadt Gmunden verkauft.

*363. Im Teufelsturm bei Waldneukirchen ging ein tiefes Loch in die Erde. Da wurde zur Zeit einer großen Seuche das gefallene Vieh hinabgeworfen.

*364. In Weng raffte eine Viehseuche alles Vieh weg, in der ganzen Pfarre blieb nur ein einziges Tier übrig, ein Schimmel.