8. Von den armen Seelen

3. Fuchtelmandl und Lichter

65. In sumpfigen Gegenden zeigen sich die Fuchtelmandl, diese leuchteten Irrwische sind herumirrende arme Seelen.

66. Fuchtelmandl wurden früher oft in der Gegend von Naarn gesehen. Sie sind aus Dunst und Feuchtigkeit entstanden. 1925 wurde beim Keindl in Brand ein Fuchtelmandl gesehen, wie es zu den Fenstern hineinleuchtete.

Auf den Gründen hinter der Sattlerkapelle und hinter dem Pfarrhof, sowie auf den Wiesen rechts von der Aist ließen sie sich oft sehen. Zwischen dem Kreuzstöckl in Wimm und dem in Pratztrum sollen sie hin- und hergegangen sein. Angerufen, leuchteten sie einem, man mußte sich dann bedanken und ihnen ein Vaterunser versprechen. Wenn es finster war, leuchteten sie den Bauern zur Kirche in Naarn. In Pratztrum schauten sie auch zu den Fenstern hinein. Wenn man sie schalt, so verbrannten sie. Wenn ihnen jemand nicht dankte, führten sie ihn in die Felder, daß er sich verirrte.

67. Auf der Straße vom Birnbaumer in Pregartsdorf bis zum Kirchmairkreuz wurden Fuchtelmandl gesehen, ebenso erscheinen sie um Mitternacht am Weg von Prägarten nach Greisingberg. Seit das Mairkreuz errichtet wurde, sind sie verschwunden. Auf der Oisenwiese in Prägarten tanzen sie jede Nacht.

*68. In dunklen Nächten sind die Fuchtelmänner auf der Donau zu sehen. Wer sie anredet, der bekommt eine Ohrfeige, das Fuchtelmandl erlöscht aber.

69. Der Fuchtelmann, wie ihn die Königswiesener kennen, ist schwarz und klein; er hat eine Laterne, mit der er gerne den Fuhrleuten leuchtet.

*70. In der Gegend von Moosdorf bei Kirchdorf i. I. sind Irrlichter nichts Seltenes. Auch tönen manchesmal vom Sumpf herüber klagende Töne, die durch Mark und Bein gehen.

71. Am Ufer des Attersees zeigen sich oft in der Nacht Lichtl, er sind verbannte Seelen, wer sie mutwillig reizt, dem bringen sie Schaden.

*72. Lichtel tanzten auch nachts um eine Bildsäule in Aufhausen, niemand wagte sich dann vorbei.

*73. Im Anthallerbrack, in dem es früher nicht ganz geheuer war, wurden oft bläuliche Lichter gesehen. Einmal war es eine blasse Hand mit einem alten Laterndl, ein andermal ein Lichtel zwischen Brust und Rippe.

*74. An der Grenze eines Bauern in Roßbach, der es mit dem Grenzrecht nicht genau nahm, sah eine Nachbarin ein Lichtl und stieß im Schreck ein Fluchwort aus. Da war es ihr, als bekäme sie einen Guß Wasser über den Rücken. Sie ging heim und betete, da verschwand das Licht.

*75. In einer Frauennacht des Jahres 1895 gingen zwei Knechte von Haigermoos nach Trimelkam. Da kam hinter ihnen ein Lichtl daher und folgte ihnen in gleichbleibendem Abstand. Es war wie eine Menschengestalt mit einem flackernden Licht in der Brust. Wie der eine der Knechte aber einen Schelter tat, zischte das Licht turmhoch auf und verschwand als Feuerstreifen in der Ferne.

76. Ein Bursch, der 1916 verstorben ist, kam einmal in einer Frauennacht um Mitternacht von Tarsdorf heim. Auf einmal sah er über Ostermiething eine Feuerröte. Er dachte: „Dort brennts!“ und begann zu laufen. Plötzlich aber sah er vor sich einen großen Mann mit langem Rock, weißen Strümpfen und Schnallenschuhen. Brust und Kopf des Mannes waren nicht zu sehen, das war lauter Feuer. Der Bursch wußte nicht, wie er heim nach Stöllberg kam.

77. Ein Mann kam spät abends an einem Haus in Königswiesen vorbei und sah bei einem großen Stein in der Nähe ein Licht wie von einer Laterne. Er fragte im Hause nach, wer draußen sei, aber alle saßen schon lange beim Kartenspiel beisammen. Alle sahen jetzt das Licht, aber niemand wagte sich hinaus zum Stein. Das Licht wurde später noch öfter gesehen, niemand konnte es sich erklären.

78. Ein Bauer sah spät abends bei einem Haus in Reinpertsdorf bei Königswiesen ein Licht. Er fragte im Haus, wer draußen sei, aber alle waren im Haus. Da ging er dem Lichte entgegen, es wurde größer und größer. Der Bauer begann zu beten, worauf das Licht verschwand.

79. Ein Königswiesener bemerkte bei der Einsiedelmauer beim Rainstein ein kleines Licht hin und hergehen. Er konnte es sich nicht deuten und stieg hinauf zur Einsiedelmauer, er fand aber kein Licht vor. Andere Leute machten dieselbe Beobachtung.

80. Grenzsteinfrevler müssen nach dem Tode als Fuchtelmandl beim Grenzstein stehen, auch die armen Seelen von Selbstmördern, Doppelmördern und reuelos Hingerichteten werden Fuchtelmandl.

*81. Im roten Moos an der Straße von Windischgarsten nach Spital wurden einst die Leichen von Selbstmördern begraben. Ihre Seelen gehen dort als Irrlichter um und ziehen jeden hinein, der nahekommt. Leute sahen sie in langen, weißen Gewändern herumschweben und hörten ein jämmerliches Geheul.

82. Als 1914 ein Naarner starb, sah man alle Abend bei der Froschlacke ein Licht wandeln. 1912 wurde in Naarn ein Schiffer während eines Streites erstochen. Nachher sah man öfter eine feurige Kugel, es soll der Geist des Getöteten gewesen sein.

83. Die armen Seelen schweben überhaupt oft als feurige Kugeln oder als Lichtlein dahin. Einmal sah ein Bauer in Burbach auf der Straße eine feurige Kugel auf sich zuschweben. Sie wandte sich aber dann und verschwand im Walde.

84. Ein Mann in St. Oswald hatte sich erhängt, an der Stelle gehen nachts Lichteln auf und ab. Der Witwe erschienen an der Stelle zwei Rappen ohne Kopf.

85. Im Garten des Faltlhauses in Rindbach sind auf einem Eschenbaum öfter geheimnisvolle Lichter zu sehen. Es sind die armen Seelen, die einen verborgenen Schatz hüten.

86. Ein Mann ging angeheitert vom Wirtshaus heim. Bei einem Holz sah er viele Lichtlein. Es waren arme Seelen, die ihm zur Mahnung erschienen waren.

87. Zwischen Pichlwang und den Siebenmühlen befindet sich die lutherische Wiese. Hier liegen Protestanten begraben, die als Lichtel herumgehen. Ein Knecht schnitt einmal abends auf einem Futterstock, da setzte sich ein Lichtlein auf den Stock, daß er nicht weiterarbeiten konnte. Der Knecht erschrak so, daß er sich zu Bett legen mußte und wenige Tage darauf starb.

88. Ein Knecht in Kimpling ging spät abends heim, da sah er ein Licht, das immer näher kam und um ihn tanzte. Voll Furcht kam er heim.

*89. In den Siebzigerjahren des vorigen Jahrhunderts ging ein Knecht von Schwand herab und sah Lichtln. Sie ließen ihn auf 50 Schritte herankommen und verschwanden dann im Walde.

90. Eine Bäuerin ging nach Hellmannsschlag und wurde von einem Gewitter überrascht, so daß sie zum Schutze die leere Eierbutte, die sie auf dem Rücken trug, überstülpte. Als sie wieder weiterging, sah sie einen Fuchtelmann bei einem Rain hin und herfuchteln. Sie lief, so schnell sie konnte, davon. Das Fuchtellicht wurde seither nicht mehr gesehen.

91. Eine Bäuerin in Burbach ging zur Rorate und sah ein Licht. Es kam auf sie zu und verschwand vor ihr in der Erde. Als sie auf dem Heimweg sich die Stelle genauer ansah, konnte sie nichts mehr bemerken.

92. Ein Mann ging in der Nacht von Gaisbach nach Schwertberg und sah vor sich ein Fünklein daherschweben, auch sah er vor sich die Spuren von Männertritten, konnte aber keine Person entdecken. Unterhalb der alten Hauser-Mühle verschwand das Fünklein und der Mann hörte bitterlich weinen.

93. Der Krämer von Schweinbach mußte einmal auf dem Heimweg von Linz schon im Dunkel durch den Schweinbacher Wald fahren. Plötzlich hörte er ein Jammern und Seufzen und bemerkte, als er sich umsah, ein Lichtlein, das ihn verfolgte. Er gelobte einen Kreuzweg, wenn er gut heimkäme. Das Jammern hörte auf, das Licht aber folgte ihm bis zu seinem Haus. Der Krämer erfüllte sein Gelübde und ließ im Wald an der Stelle der Erscheinung den Kreuzweg errichten, der heute noch dort steht.

*94. Die Irrlichter sind arme Seelen, die erst erlöst werden müssen. Sie zeigen frommen Leuten in finsterer Nacht den Weg. Ein solches führte einen Taglöhner mehrmals nach Hause. Ein anderes zeigte zwei frommen Kindern den Weg, die für ihren sterbenden Vater durch die stürmische Winternacht um den Priester gingen.

95. Die Fuchtelmandl waren hauptsächlich auf feuchten Wiesen zu sehen. War es finster und man verirrte sich, so rief man „Fuchtelmandl! Fuchtelmandl, hilf mir!“ Dann leuchteten sie einem auf den richtigen Weg.

96. Ein Bauer ging abends durch einen großen Wald heim. Da kam ihm ein Lichtl nach und leuchtete ihm heim, es machte ihm das Tor auf und wieder zu. Der Mann war ganz blaß vor Schrecken.

97. Eine Dirne mußte immer im Finstern Wasser holen. Jedesmal fragte sie: „Wo ist der Peter?“ „Wenn er nicht liegt, so steht er“, war die Antwort und schon war ein Fuchtelmandl da und leuchtete.

98. Um ein Haus in Naarn tanzten und huschten eines Abends Fuchtelmandl. Am nächsten Morgen fand man eine Frau in dem Hause ohnmächtig neben dem Bette liegen.

*99. Die Lichtel sind arme Seelen. Sie sind an bestimmten Orten sichtbar. Oft raufen sie miteinander und erreichen, indem sie plötzlich wachsen, die Größe eines Schaub Strohes. Manchesmal kommen sie zu einem ans Bett und warten, bis man sie anspricht. Einem Mann kam einmal ein Lichtl nahe, er aber begann zu fluchen, da entfernte es sich und heulte laut auf.

*100. Einmal zeigte sich ein Lichtl an der Mattig bei Haselbach. Ein Bauer und sein Knecht wollten es ansprechen, aber immer entfloh es, da gaben sie ihr Vorhaben auf.

*101. Die Irrlichter kann man erlösen, wenn man sie anspricht. Tut man es nicht, so erhält man eine Ohrfeige. Häufig sieht man sie an Stellen, wo das tote Stroh hingeworfen wird.

*102. Von einem Lichtl, das ihm in der Sink im Lachforst entgegenkam, erhielt ein Bauer eine Ohrfeige. An der Stelle hörte man öfters auch ein Geräusch wie von einem mit Schotter beladenen Wagen.

103. Zu einem Burschen kam ein Lichtl ans Bett. Er sagte: „Alle guten Geister loben den Herrn! Was ist dein Begehren?“ Da sprach das Lichtl: „Vergelts Gott, jetzt bin ich erlöst!“ Es verschwand. Nach drei Tagen starb aber jemand im Haus.

*104. Fuchtelmandl sind arme Seelen von Verstorbenen, die im Leben eine schwere Schuld nicht gut machen konnten. Nächtlich Verirrten zeigen sie den richtigen Weg und verschwinden auf ein Vergeltsgott. Wer ihnen dies nicht schenkt, verirrt sich aufs neue.

105. Auf den sumpfigen Wiesen von Naarn zeigten sie sich besonders im Advent. Sie waren groß und rund wie eine Saublase und leuchteten hell. Wenn die Leute in die Rorate oder Mette gingen, riefen sie: „Fuchtelmandl, Fuchtelmandl, komm!“ Sogleich lief eines heran und beleuchtete ihnen den Weg. Zum Dank mußte man das „Vergelts Gott“ sagen.

106. Ein Bauer ging zum Marksteiner in Hainbuch. Es war schon dunkel und er sah ein Fuchtelmandl. „Fuchtelmandl, komm! Leucht mir zuwi“, sagte er. Und wirklich leuchtete ihm das Mandl zum Bauernhaus. Als er eintrat, sagte er „Vergelts Gott“.

107. Eine Näherin in Kimpling ging spät abends von der Ster heim durch den Wald. Da sah sie ein Licht neben sich und das Licht hustete. „Helf Gott!“, rief die Näherin. „Gelts Gott! ich bin erlöst“, antwortete das Licht und verschwand.

108. Einem Bauern aus Aching bei Braunau, der vom Wirtshaus heimging, setzte sich ein Lichtlein auf die Schulter und blieb da bis zur Haustüre sitzen. Da gab es ihm eine Ohrfeige und verschwand.

109. Ein Fuchtelmandl leuchtete einem Knecht heim. Daheim brachte er es aber nicht los. Er sagte: „Vergelts Gott hunderttausendmal!“, darauf verschwand das Mandl.

110. Ein Mehrnbacher Bursche ging in später Nacht heim und verirrte sich im großen Wald. Er fing zu beten an und betete für die arme Seele, an die niemand mehr dachte und die doch nur mehr wenig bedurfte, um in den Himmel einzugehen. Da sah er plötzlich ein helles Licht, es wies ihm den Weg aus dem Walde, dann stand es still. Als der Bursche voll Dankbarkeit „I dånk dir schön, Lichtl!“ sagte, hörte er eine menschliche Stimme „Vergelts Gott, daß du mich erlöst hast!“ und das Lichtl war verschwunden. Es war die arme Seele, für die der Bursche gebetet hatte.

*111. In einem Gehölz an der Straße von Ernsting nach Tarsdorf ließ sich im vorigen Jahrhundert ein Lichtlein sehen und setzte sich auf die Deichsel des Fuhrwerks, bis sie durchs finstere Holz waren. Als ein Bauer dafür einmal ein „Vergelts Gott“ sagte, erwiderte das Lichtl, daß es nun erlöst sei.

Auch auf der Fahrt durch die sogenannte Sink im Lachforst bei Ranshofen setzte sich solch ein Lichtl einem Bauer auf die Deichsel.

112. Ebenso leuchtete solch ein Fuchtelmandl einem Fuhrmann in Königswiesen und wurde durch sein „Vergelts Gott“ erlöst.

*113. Ein alter Handenberger Bauer fuhr von Burgkirchen heim. Im Walde überraschte ihn die Dunkelheit. Es wurde so finster, daß die Ochsen nicht mehr vorwärts konnten. Da dachte er sich: „Wenn doch ein Lichtl käm!“ Ein paar Schritte weiter scheuten die Ochsen. Ein Lichtl saß auf der Deichsel. Das Gespann beruhigte sich wieder und das Lichtl leuchtete dem Bauer bis zum Hof, dann entflog es über den Stall. „Vergelts Gott“ rief der Bauer nach und hörte noch eine Stimme: „Ich bin erlöst!“.

114. Ein Fuhrmann fuhr in finsterer Nacht heim und sagte: „Heut ist kein Fuchtelmann da, sonst kommt immer einer!“ Auf einmal sagte ein Fuchtelmann neben ihm: „Aufsitzen mußt mich lassen!“ Der Knecht erlaubte es und der Fuchtelmann leuchtete auf dem Heimweg und auch noch beim Auskarren im Stall. Der Knecht bedankte sich recht und sagte: „Vergelts Gott!“, da sagte das Fuchtelmandl: „Jetzt bin ich erlöst; ich bin schon zwei Jahre umgegangen“.

115. Bei Königswiesen geht bei einem Kreuzstöckel die alte Straße steil bergab. Ein Knecht mußte einmal in finsterer Nacht den schlechten Weg hinabfahren, und sagte zu sich selbst: „Wenn es nur nicht so finster wäre!“ Während der Knecht die Sperrkette anlegte, stand ein kleines Mandl neben ihm, von dessen Daumen ein helles Licht emporleuchtete. Das Mandl ging dem Fuhrwerk den ganzen Weg voran, bis der Knecht die Sperrkette wieder austun konnte. Der Knecht war froh und sagte: „Vergelts Gott für das Leuchten!“ Das Mandl sagte, das „Vergeltsgott“ sei ihm noch zur ewigen Seligkeit abgegangen, und fuhr als lichter Strahl gegen Himmel.

116. Ein Bauer kam spät heim, es war so finster, daß er das Tor nicht aufbrachte. Da erschien neben ihm ein Lichtl und leuchtete ihm. Er sagte: „Vergelts Gott fürs Leuchten!“ Das Licht erwiderte: „Ich sage auch Vergeltsgott, du hast mich erlöst!“ Es war eine arme Seele.

*117. Im Senkwinkel bei Astätt saß nachts ein Lichtl auf einem Gadern, der sich dann immer von selbst öffnete und schloß, wenn jemand durchkam. Genau so war es auch in Schweikersreit. Als dort aber jemand, dem das Lichtl schon öfters geöffnet hatte, „Gelts Gott“ sagte und ein Vaterunser betete, verschwand das Lichtl für immer.

Im unteren Enknachtal zeigten sich Lichtl und um Mitternacht fielen die Gadern polternd zu, aus dem Sumpf ertönten Klagelaute.

118. 1866 wurde bei Haslach im Mühlviertel ein Wilderer erschossen. Seit dieser Zeit sahen die Bewohner der umliegenden Bauernhäuser im Umkreis der Stelle ein Lichtl tanzen. Zwei Weggadern machte es den Leuten auf und zu. Ein Bauer, der daran nicht glauben wollte, ging einmal etwas angeheitert in später Stunde diesen Weg. Das Lichtl öffnete ihm die erste Tür. Es tanzte ihm dann am Weg voraus und öffnete ihm auch das zweite Tor. Er sagte dankbar: „Vergelts Gott, i het net duri gfundn!“ Das Lichtl erwiderte: „I dank schön, jetzt bin i erlöst.“ Von der Zeit an war er verschwunden.

119. Auch in St. Peter am Wimberg machte ein Lichtl nachts den Leuten ein Gatterl auf. Durch das Vergeltsgott eines Fuhrmanns wurde es endlich erlöst.

*120. Bei Holzleiten befand sich bei einer hölzernen Brücke ein Gatterl. So oft jemand an die Stelle kam, öffnete sich das Gatterl und schloß sich hinter ihm von selbst wieder. Die Leute scheuten sich, den Weg zu gehen, bis sich ein beherzter Mann daran machte, den Spuk zu bannen. Als das Gatterl von selbst aufging, rief er „Gelts Gott!“. „Gelts Gott!“ erklang es zurück. Von dieser Zeit an öffnete sich das Gatterl nie wieder von selbst, denn die arme Seele war erlöst. Später wurde das Gatterl entfernt und ein Kreuz an die Stelle gesetzt. Dieselbe Sage geht vom ehemaligen Gatterl beim Schnabauernwiesl in Pramau, Gemeinde Taufkirchen. Heute ist dort ein steinernes Brückl.

121. Einem Bauern bei Polling leuchtete immer, wenn er in finsterer Nacht heimging, ein Lichtl heim. Einmal ging er spät nachts vom Gasthaus zu Pirat nach Hause. Es war finster und regnete in Strömen. Wie immer erwartete ihn an einem Brückl sein Lichtl und leuchtete ihm heim. Während der Mayr sonst, ohne sich um das Lichtl zu kümmern, ins Haus gegangen war, sagte er diesmal „Vergelts Gott!“ Da bekam er eine schallende Ohrfeige und das Lichtl war verschwunden. Eine Stimme aber ließ sich vernehmen: „Auf dein Geltsgott hab i lang genug warten müssen!“

122. Die Fuchtelmandl auf den Sumpfwiesen beim Hartschlössel bei Naarn waren so groß und rund wie eine Saublase und leuchteten den Leuten heim. Hat einem solch ein Kuglmandl schon dreimal geleuchtet und dankt man ihm nie mit „Vergeltsgott“, so schlägt es einem das vierte Mal mit einer kleinen Hacke. Der Getroffene wird schwarz und stirbt.

123. Wer einen Markstein heimlich versetzt und so seinen Grundbesitz mehren will, muß nach dem Tode ruhelos Nacht für Nacht wandeln. Solch ein Lichtl kann erlöst werden, wenn ihm ein braver Mensch „Heil gibt“, indem er sagt: „Gelobt sei Jesus Christus! Tröste dich Gott, arme Seele, was ist dein Begehren?“ Ein Eidenberger Bauernsohn ging einmal nachts heim. Da hüpfte plötzlich neben ihm ein Lichtl daher, der Bursche aber traute sich nicht, Heil zu geben. Erst bei Haustür drehte er sich um und gab dem Lichtl Heil. Dieses antwortete: „Ich dank dir schön, daß du mich erlöst hast, nun wirst auch du bald erlöst sein!“ Kaum war das Lichtl verschwunden, stürzte der Bauernsohn in der Stube zusammen und war tot.

124. Wo die Straße von Eidenberg nach Linz durch den ersten Wald führt, heißt die Steingasse. Bevor die jetzige Straße gebaut war, war nämlich der Weg mit Steinen hoch ausgebaut. Neben dem Steingassenhäusl steht eine Kapelle. An trockenen Tagen klingt dort der Boden hohl. An der Stelle sollen einst drei Schwestern einen großen Schatz vergraben haben, weil sie ihn niemand gönnten. Zur Strafe fanden sie keine Grabruhe und mußten bei Nacht als drei Lichtlein umwandeln. Für ihre Seelenruhe wurde die Kapelle erbaut, seither sind die Lichtlein verschwunden. Den Schatz hat aber noch niemand gehoben. Er brächte ohnedies kein Glück mehr.

125. Von der Kreuzsäule beim Mayr in Reichering bis zur Mair Schliergrube konnte man einige Zeit lang abends ein Lichtlein gehen sehen, ohne den Träger entdecken zu können. Es war ein Fuchtelmandl, die Seele eines Selbstmörders, denn kurz zuvor hatte sich jemand in der Lacke ertränkt. Der Pfarrer von Köppach las mehrere Messen für die arme Seele, worauf der Spuk verschwand. Auch in Köppach trieb sich eine Zeitlang solch ein Fuchtelmandl um, es wurde auf dieselbe Weise erlöst.

126. Als die Fischzucht bei Naarn aufhörte, versumpften die großen Fischteiche und auf den Sumpfwiesen tauchten die Fuchtelmandl auf und trieben ihr Unwesen; ein Papst hat sie auf 50 Jahre verbannt. Die Zeit ist schon längst um, man hat sie aber doch nicht wieder gesehen.

127. Beim Hirschen in Pratztrum tanzten Fuchtelmandl, Kugelmandl, wie sie auch heißen, um das Haus. Seit man aber am Dachboden einen Koffer voll Silber fand, sind sie verschwunden. Nach einer anderen Erzählung tanzten sie um ein Kreuzstöckl, bei dem dann Silber gefunden wurde.

128. In früheren Zeiten sah man am Mondsee in Sommernächten Lichter hin und her huschen. Es sind die Buchelmandl, auch auf dem Schwarzensee wurden sie beobachtet. Sie sind arme Seelen, die noch nicht erlöst sind. Sie stören die Fischer nie in ihrem Beruf, man sieht von ihnen nur einen ausgestreckten Arm mit einer brennenden Fackel aus Buchenholz, einer Buchel. Einem Fischer, der vom nächtlichen Hechtenfang heimfuhr, kam ein Buchelmandl in die Nähe. Der Fischer wollte sich einen Spaß erlauben, und bat das Mandl um ein Tabakfeuer von der Fackel. Da saß das Buchelmandl aber auch schon neben ihm am Steuer und das Fahrzeug fing zu sinken an. Mit dem Aufwand aller Kräfte gelang es ihm, die Schiffshütte zu erreichen. Das Buchelmandl war verschwunden. Vor mehr als 50 Jahren bannte der Papst die Buchelmandl, seither ist am Mondsee und am Schwarzensee kein Buchelmandl mehr zu sehen.

129. Auf den Moorwiesen und benachbarten Äckern im Gemeindegebiet von Laakirchen geht in der Morgen- und Abenddämmerung die Klage um und verfolgt die Wanderer. Sie ist eine arme Seele und hüpft als Flamme oder als brennendes Rad daher. Am besten entkommt man ihr, wenn man quer über das Feld läuft, denn die Klage muß die Furchen auslaufen. Wird man von ihr doch erreicht, so muß man sich rechtzeitig zu Boden werfen, dann hüpft sie über einen hinweg, ohne einem ein Leid zu tun. Wer es nicht tut, muß ihr drei Fragen beantworten. Drei solche Fragen lauten: 1. Was ist besser als Zucker und Honig? 2. Wie viel Speichen hat ein Wagenrad? 3. Was ist härter als Stahl und Eisen? Frage 1 meint die Mutterbrust, Frage 3 den Saurüssel, der immer härter wird. Auf Frage 2 muß eine ungerade Zahl genannt werden: „I renn da deine 3, 5, 7 Speichen åb!“ Wer die rechte Antwort weiß, kann unbehelligt weitergehen, wer aber die Fragen nicht zu beantworten weiß, den rennt die Klage nieder und es kann ihm das Leben kosten.

130. Ein Bauer aus Gschwandt wanderte abends mit einem Sack Mehl von der Mühle heim. Als er schon auf eigenem Grund war, kam die Klage als geisterhaftes Feuer über die frischgeackerten Felderr daher. Der Mann stellte den Sack nieder und lief so schnell er konnte heim. Am nächsten Morgen hielt er Nachschau und fand den Sack zerkratzt und zerrissen.

131. Drei starke Bauern trafen bei Laakirchen die Klage. Einer schlug auf sie; die Klage erwiderte den Schlag; ein Schütteln ging durch den Mann, er fiel tot nieder. Seine beiden Begleiter entflohen.

132. Zwei Schwestern, die spät abends von Loitsberg nach Fraunberg bei Laakirchen heimgingen, sahen an der Straße ein Licht und meinten, jemand wolle sie schrecken, deshalb gingen sie über die Felder heim. In derselben Nacht verfolgte aber die Flamme, die die Klage war, auch den Bruder der beiden Mädchen. Als sie ihm nahe war, fuhren aus der einen Flamme drei auseinander. Im selben Jahr starben aus der Ortschaft drei Leute.

133. In St. Konrad lief die „Klage“, ein feuriges Rad, einem Bauern nach. Er entkam quer über die Sturzäcker, weil die Klage die Furchen auslaufen mußte. Sie verfolgt die Leute und fragt sie, wie viele Speichen sie habe. Man muß eine ungerade Zahl nennen, sonst wird man von ihr zerrissen. Kann man vor der Klage gar nicht aus, soll man sich auf das Gesicht niederwerfen, dann geht die Klage über einen hinweg.

Ein anderer Mann trug gerade einen Sack Mehl heim, als er die Klage kommen sah. Er warf den Sack fort und kletterte auf einen Baum. Der Sack wurde in Stücke zerrissen.