7. Von Schätzen

8. Was alles zu Gold wird

129. Wenn man auf der Ruine Ruttenstein einen Stein oder auch nur einen Zwetschkenkern aufhebt und einsteckt und nicht daran denkt, bis man daheim in der Stube steht, so hat man Gold in der Tasche.

130. Ein Hirtenknabe fand auf dem Ruttenstein hinter einem Tor, das er noch nie gesehen hatte, Zwetschkenkerne, Erbsen und Bohnen. Eine Handvoll Bohnen nahm er für die Kartenspieler mit, daheim waren sie aber reines Gold.

131. Ein Maurer verfehlte den verschneiten Weg durch das Naarntal und kam auf den Ruttenstein. Darinnen standen Bottiche mit Zwetschken wie zum Branntweinbrennen. Er steckte sich Zwetschken ein, als er daheim im Niederösterreichischen war, sah er, daß sie zu Gold geworden waren.

132. In Oberwang hatte ein Bauer eine große Eiche geschlagen, die besonders schöne Eicheln hatte. Der Bauer nahm einige für seine Kinder zum Spielen heim. Als er sie auf den Tisch legte, waren sie von Gold. Er hatte den Baum am ersten goldenen Samstag umgeschlagen.

133. Eine alte Frau lieh sich beim Mühlbachler in Liebenstein ein Tuch aus. Darauf zählte sie auf der Jankasmauer Geld. Als Belohnung brachte sie eine Schürze voll Kohlen. Als die Bäuerin sie nach einiger Zeit verheizen wollte, hatten sie sich in Gold verwandelt.

*134. An der Stelle, wo einst das Schloß auf dem Rainberg bei Wels in die Erde versank, fand ein Kind Kohlen, die ihm recht schwer vorkamen. Es steckte ein paar Stücke ein und zeigte sie daheim den Eltern, da waren es Goldstücke. Die Eltern aber wollten von dem Teufelschatz nichts wissen, das Kind mußte ihn zurücktragen.

*135. Eine Bauernmagd, die das Vieh hütete, sah auf einer mit Gesträuch bewachsenen Anhöhe einen Haufen Laub wunderbar glänzen. Sie nahm einige Blätter mit, daheim waren sie aber Gold- und Silberstücke. So sehr die Magd suchte, konnte sie aber später nichts mehr finden.

136. Ein Fischer kam abends am Burgstall von Redlham an der Ager vorbei und sah alles silberglänzend liegen. Er hob solch einen schimmernden Kies auf und nahm ihn heim. Daheim sah er erst, daß die Steine aus Silber bestanden. Sofort eilte er wieder zurück, fand aber nur mehr gewöhnliche Steine.

137. In der Gegend von Julbach sah eine Beerensammlerin während des Vormittagsgottesdienstes im Wald einen Kohlenhaufen. Sie nahm ein paar Stücke mit, als sie heimkam, waren sie Gold. Vergeblich eilte die Frau in den Wald zurück, hätte sie ein Stück Brot auf den Schatz geworfen, hätte er ihr gehört.

*138. Beim Suchen nach Laubstreu sah eine Falkensteiner Magd unter einem Baum glänzende Kohlen. Als sie es daheim erzählte, schickte sie die Mutter sogleich zur Stelle zurück. Die Kohlen aber waren verschwunden, nur ein paar Stücklein konnte die Magd in den Korb geben, daheim wurden sie aber zu echtem Gold.

*139. Im alten Schulhaus in Kremsmünster trug man einen Herd ab und fand darunter verdorrtes Laub. Die Tochter des Schuldieners schüttete es in den Bach. Einige Blätter waren aber an der Schürze hängen geblieben und verwandelten sich in Gold.

*140. Zwei arme Frauen fanden beim Grasmähen im Kerschbaumerschloß glänzende Kohlenstücke. Sie hatten Brotbrösel im Sack und konnten daher ohne Furcht vor dem Teufel die Kohlenstücke aufheben. Während sie heimgingen, merkten sie, wie die Kohlenstücke schwerer und schwerer wurden; als sie heimkamen, hatten sie Goldstücke.

141. Eine alte Frau fand beim Burgstall bei Feldkirchen an der Donau einen Haufen glänzender Kohlen. Sie füllte sich den Fürfleck, die Kohlen wurden aber schwer und schwerer, so daß die Frau „frei nimma daschnaufn“ konnte. Sie warf die Kohlen weg. Drei Stücke aber hatte sie in den Kittel gesteckt, die wurden blanke Goldstücke. Umsonst eilte die Frau zum Burgstall zurück, der Kohlenhaufen war verschwunden.

142. Bei der Kapelle, die einst der Schloßherr von Tratteneck hatte erbauen lassen, schliefen drei Handwerksburschen. Im Traum erschien ihnen das Schloßfräulein und gab jedem ein Tannenreisig. Als sie erwachten, fanden sie es zwar, warfen es aber achtlos weg. Nur einer nahm es mit heim, über Nacht wurde es zu lauterem Gold. Da liefen die beiden anderen zur Stelle, wo sie den Zweig weggeworfen hatten, sie konnten aber nichts finden.

*143. Auf dem Roßkogl beim Almsee findet man hie und da Erde von eigentümlich gelber Farbe. Daraus läßt sich der Stein der Weisen gewinnen.