7. Von Schätzen

5. In den Berg gehen

89. Im Breitenaignerholz bei Pergkirchen vergruben vor 100 Jahren zur Kriegszeit Bauern drei Butten Gold. Der Teufel brachte sie aber in seine Gewalt. Wer um Mitternacht in den Wald geht, sieht eine Öffnung, muß hineinsteigen und findet die drei Butten, die erste ist mit Gold-, die zweite mit Silber-, die dritte mit Kupfergeld gefüllt. Wer aber nicht vor dem letzten 12 Uhr-Schlag herauskommt, über dem schließt sich die Öffnung.

90. In der Trefferwand in der Zimnitzwildnis befindet sich ein Loch, das die Form eines Schlüsselloches hat. Dahinter liegen große Schätze im Berge. Am heiligen Abend und zu Sonnenwende öffnet sich die Wand um Mitternacht und gibt den Eingang frei. In der heiligen Nacht wagte es ein Bursche aus Pfandl mit zwei Kameraden einzudringen. Sie kamen zu einer goldgefüllten Salzzille, die von altertümlich gekleideten Schiffleuten bewacht wurde. Schnell begann der Bursche seine Beschwörung, aber von schwarzen Hunden angefallen, sanken seine Begleiter vor Grauen in Ohnmacht. Er besprengte sie mit Weihwasser und zog sie aus der Höhle. Da war aber auch schon die Geisterstunde um und der Berg schloß sich wieder.

91. Auch ein jungverheirateter Mann versuchte einmal am heiligen Abend den Weg zu den Schätzen der Trefferwand. Er ging durch die weit geöffnete Spalte in den Berg, versäumte aber, von dem Reichtum ringsum geblendet, die Zeit zur Rückkehr. Der Felsen schloß sich wieder und er mußte im Berg bleiben. Ein Geist führte ihn durch das unterirdische Reich und entließ ihn dann. Der Mann vermeinte, es seien drei Tage gewesen und eilte heim, fand sich aber nicht zurecht, Häuser und Menschen waren ihm fremd. Deshalb ging er zum Pfarramt, in den Matriken stand, daß ein junger Ehemann seines Namens vor 300 Jahren spurlos verschwunden sei. Da wußte der Mann, daß er 300 Jahre im Berg gewesen war und ging sprachlos hinaus. Gleich darauf hörte der Pfarrer einen dumpfen Fall draußen, ging nachsehen, konnte aber den Mann nicht erblicken, nur ein Häuflein Asche lag auf dem Boden, die Reste des verschwundenen Mannes.

92. An einem Johannisabend heigte eine Ebenseerin nahe der Felswand des Spitzelsteins, ihr Kind hatte sie am Waldrand liegen. Die Felswand öffnete sich plötzlich und ein Knabe in weißem Gewand, mit einer Kerze in der Hand, winkte ihr, durch die Spalte zu kommen, aber kein Wort zu sagen. Die Frau folgte dem Knaben und hatte schon eine Menge Schmuck und Münzen zusammengerafft, als sie ihr Kind draußen schreien hörte. Mit dem Ruf „Mein Kind“ ließ sie die Schätze fallen und lief hinaus. Ihr Kind war aber frisch und munter. Als sie wieder umkehren wollte, war die Felsspalte verschwunden.

93. In einem Wäldchen bei Rindbach bei Ebensee ist die Bergweibllücke, in der unermeßliche Reichtümer sind. Eine Frau kam einst zum Ausgang und sah die Türschnalle. Schon wollte sie eintreten, da hörte sie ihre Kinder daheim weinen und lief schnell zurück. Die Kinder aber schliefen ruhig in den Betten. Als die Frau wieder zur Lücke kam, fand sie den Eingang nicht mehr.

*94. Ein Wälscher kam alle Jahre ins Stodertal Gold suchen. Er wurde immer in einer Mühle freundlich aufgenommen. Aus Dankbarkeit gab er dem Müller ein Büchel und zeigte ihm einen Fels, auf dem solle er aus dem Buche beten und dann dreimal klopfen, dann werde sich der Stein öffnen. Der Müller ging mit seiner Tochter, die am Arm einen Scheikel trug, was nicht hätte sein sollen, zum Stein und klopfte dreimal. Der Stein öffnete sich und ein steinerner Steg zeigte sich. Der Müller schickte die Tochter hinab. Sie sah unten ein tiefes Wasser, darauf schwammen drei Mandl mit weißen Köpfen und roten Mänteln. Jeder hielt eine Goldkugel über dem Wasser. Das Mädchen floh zurück und der Stein schloß sich. Der Müller hätte selbst hinab gehen sollen. Das Mädchen bewahrte das Büchel sorgsam auf, bis es ihr der Beichtvater wegnahm.

*95. Drei Männer suchten einst im Höllenloch nach Gold. Sie krochen vorwärts und kamen zu einer eisernen Tür. Auf ihr Klopfen machte eine Jungfrau auf, verlangte aber die Beantwortung von drei Fragen, von denen die erste lautete, ob die Wintergerste noch nicht zeitig sei, die zweite ob noch kein Knäblein geboren sei. Die Männer wußten nicht Antwort und mußten umkehren. Sie kamen an einem Kohlenhaufen vorbei. Dem einen, der niedrige Schuhe anhatte, fielen zwei Stücke hinein. Als er die Schuhe auszog, waren zwei harte Taler drin.

96. Während der Mette und während der Passion am Karfreitag steht in der Jankasmauer eine Tür offen. Wer sie findet, kann hineingehen und sich Schätze mitnehmen, soviel er will. Nur muß er rechtzeitig wieder herauskommen, sonst wird er eingeschlossen. Ein Mann hatte das Glück die Tür zu finden, trat ein und füllte die Taschen mit Gold, draußen leerte er sie aus und wollte wieder hinein, inzwischen hatte sich aber die Wand geschlossen. Der Eingang war nicht mehr zu finden. Ein anderer kam auch zur Glückstunde zur Tür und trug sich Schätze heraus. Er ging aber noch einmal hinein und versäumte die Zeit. Die Tür schloß sich und er kam nicht mehr heraus.

97. Auch in der Mettennacht öffnet sich die Jankasmauer. Ein Bauer fand um diese Zeit eine offene Pforte, wollte hineingehen, bemerkte aber plötzlich im Walde einen Mann. Der schlang ein Grastuch um einen Baumstock, zog an und der Stock war ausgerissen. Darüber vergaß der Bauer das Tor und die Schätze und sah dem Mann zu. Der war aber plötzlich verschwunden und als sich der Bauer zur Felsenspalte umwandte, war auch diese nicht mehr vorhanden.

98. Eine Tür in der Jankasmauer öffnet sich zu heiligen Zeiten. In der Mettennacht fand eine Mutter, die ihr kleines Kind auf dem Arm hatte, die Tür und trat in eine Höhle voll Gold. Sie setzte das Kind auf den Boden, füllte sich die Schürze mit Gold und Silber und trug es hinaus. Als sie aber zurück wollte, war der Eingang verschwunden. Kein Jammern half. Im nächsten Jahr ging sie wieder in der Mettennacht hin und fand die Tür offen. Ihr Kind saß auf einem Tisch, einen frischen Apfel in der Hand. Eine schöne, weiße Frau war oft gekommen und hatte dem Kinde Essen gebracht.

Nach einer anderen Erzählung geschah es am Karfreitag, die weiße Frau war unsere liebe Frau.

Dieselbe Mettennachtssage wird von Ruttenstein erzählt.

99. Am Sonnwendabend kam einmal eine Frau mit ihrem Kinde am Arm an der Trefferwand vorbei, die sich öffnete. Auf den Wink eines eisgrauen Männleins trat sie ein, stellte ihr Kind nieder und füllte ihre Schürze mit Gold, das herumlag. Dann eilte sie ins Freie, um ihren Reichtum niederzuschütten und dann die Schürze nochmals zu füllen. Wie sie aber zurückwollte, war der Eingang verschwunden und ihr Kind eingeschlossen. Es half ihr nichts, als zur nächsten Sonnenwende wiederzukommen. Der Fels öffnete sich da wieder und ihr Knabe sprang ihr entgegen.

*100. Ein Wurzelgräber kam auf dem Heimweg aus dem Gebirge zum Salzberg, da hemmte eine Wand seinen Weg. Im Felsen war aber ein prachtvolles Tor, das in das Innere des Berges führte. Die Höhle war voll Gold, der Wurzelgräber nahm aber nichts, weil er alles für ein Blendwerk der Hölle hielt. In der Nacht träumte ihm, er könne den ungeheuren Schatz heben. In der Früh erzählte er seiner Mutter den Traum. Weil er aber den Traum ausgeplaudert hatte, konnte er die Höhle nicht mehr finden.

*101. Zu dem großen Stein auf der Schabenreutnerhöh bei Steinbach am Ziehberg kam alle Jahre ein fremder Mann und schlug mit einer Rute, die drei Enden hatte, dreimal darauf. Der Stein ging auf, der Fremde trat ein und nahm aus einem Kessel Gold, soviel er mochte. Als er reich genug war, schenkte er die Rute dem Schabenreutner, zeigte ihm ihren Gebrauch, schärfte ihm aber ein, sich durch nichts beirren zu lassen, wenn er im Berge sei. An einem Sonntag, als die Hausleute in der Kirche waren, ging der Bauer in den Berg. Eben wollte er sich die Taschen mit Gold füllen, da schrie eine Stimme: „Schabenreutner, dein Haus brennt!“ Eilig lief er hinaus und vergaß die Rute. Der Stein schloß sich wieder und niemand konnte seither mehr zu dem Kessel mit dem Golde gelangen.

102. Dem Aignerbauer am Fuße des „draußeren Gaisberges“ ging es schlecht, er hatte eine große Familie und viel Not im Hause. Er hatte gehört, daß durch den Gaisberg eine Goldstange geht, an der das Gold in Zapfen herabhängt. Als er an einem Feiertag bergauf stieg und nach diesem Gold aussah, begegnete ihm ein winziges Mandl, dem er auf seine Frage seine Not klagte. Das Mandl gab ihm eine Haselrute und sagte: „Klopf mit ihr auf den Stein dort und du wirst finden, was du suchst. Nimm aber nicht mehr als du tragen kannst und lege die Rute nicht weg, solange du auf dem Berg bist.“ Das Mandl verschwand, der Bauer klopfte mit der Rute an den Stein, es öffnete sich eine Höhle, in der die Goldstange mit ihren vielen Zapfen glänzte. Der Bauer füllte sich alle Säcke mit Gold und ging heim, hinter ihm schloß sich die Höhle. Er lebte nun unbekümmert in den Tag hinein, bis alles Geld verbraucht war. Dann ging er wieder um Gold und nahm gleich einen Karren mit. Ganz erschöpft kam er beim großen Stein an. Weil der Karren auf dem abschüssigen Grund nicht halten wollte, schob er einen Stein unter. Dabei legte er die Rute weg. Als er sie wieder aufheben wollte, war sie verschwunden. Alles Suchen war umsonst, die Höhle aber blieb verschlossen. Seit jener Zeit hat kein Aigner Bauer mehr das Gaisbergmandl und die Höhle gesehen.