1. Teufelswerk und Teufelsabwehr

c) Der Teufel bedrängt Menschen

292. Nach dem Gebetläuten durfte man früher keine Milch aus dem Haus geben, sonst wäre eine Hexe oder der Teufel in das Haus gekommen. Als man es in einem Haus bei Altheim trotzdem tat, war gleich der Teufel im Stall. Der Jagerl im Moos trieb ihn wieder aus.

*293. Einer Bäuerin in St. Martin i. I. stellte der Teufel in verschiedener Gestalt nach, suchte sie vom Kirchgang abzuhalten und ihre Zuneigung zu gewinnen. Weil aber nur sie allein den Teufel sah, glaubte ihr niemand. Erst als sie gewaltsam getötet auf der Schwelle gefunden wurde, wußte man, daß sie wahr gesprochen hatte.

294. Die Tochter einer armen Witwe, die am Rande eines Waldes bei Kirchheim wohnte, wurde an einem Winterabend von einem unheimlichen Jäger verfolgt. Gerade noch erreichte sie die Haustüre und riegelte hinter sich zu. Der Jäger rüttelte vergeblich an der Tür und konnte auch sonst nicht in das Haus, das er mehrmals umstreifte. Am nächsten Morgen fand man Spuren von einem Pferdehuf.

295. Ein Bauernbursch von St. Konrad wurde nachts auf dem Heimweg von einem roten Mann mit feurigen Augen verfolgt, der immer näher kam. Der Bursch eilte an einer Waldkapelle vorbei, da hörte er hinter sich nichts mehr und sah um. Der Teufel stand bei der Kapelle und konnte nicht weiter.

296. Gegen Leute, die im Holze arbeiteten, lief ein schwarzes Mandl heran. Sie ließen alles liegen und liefen heim, das Mandl hinter ihnen. Die Bäuerin besprengte den Boden mit Weihwasser, da mußte der Bös weichen, verwandelte sich in einen schwarzen Hund, in eine schwarze Katze und schließlich in einen schwarzen Hahn, der mehr und mehr zurückwich und endlich verschwand.

297. In den Fünfzigerjahren des vorigen Jahrhunderts lebte in der nach ihm benannten Sulzmühle in der Viechtau Dr. Sulzl, ein tüchtiger Arzt. Bei seinen vielen ärztlichen Fahrten hatte er ein gutmütiges Tier, einen Rotschimmel. Merkwürdigerweise war das Pferd in der Dämmerung nie beim Lärchenhügel zwischen Pühret und Reiten vorbeizubringen. Erst wenn es völlig finster war, ging es von selbst weiter. Es saß dort nämlich der Teufel in der Dämmerung und ließ niemanden vorbei, bis der Himmel so schwarz war, wie er selbst. Der Postlippl hatte ihn auf einem Baumstrunk sitzen gesehen und auch Fuhrleute hatten im Zwielicht ein häßliches Mandl bemerkt. Erst als Dr. Sulzl an der Stelle eine Kapelle errichten ließ, war die Gestalt nicht mehr zu sehen und die Pferde kamen nun auch vor Dunkelheit unbehelligt vorbei.

*298. Auch bei der Teufelsleiten zwischen Mattighofen und Pfaffstätt hielt der Teufel Fuhrwerke zurück, indem er die Räder hemmte. Ein Fuhrmann brachte einmal sein Gespann nur mit aller Anstrengung weiter, die Pferde stampften und dampften.

*299. Einem Hausknecht aus Uttendorf geschah ähnliches. Er half sich dadurch, daß er Jauche zwischen den Wagenrädern durchschüttete.

300. Ein Waldgraben zwischen Aurach und Grafenbuch heißt Hosenflickergraben. Dort saß er Teufel auf dem Dach einer Brunnenhütte und flickte mit einer glühenden fadenlosen Nadel an seiner Hose. Gingen Leute mit zerrissenen Kleidern vorbei, so wurden ihnen die schadhaften Stellen vom Teufel auf unliebsame Weise „ausgebleut“. Überreste des Brunnens sind noch sichtbar.

301. Auch zwischen Steindorf und Gampern hauste einst der Teufel in einer Grube, lockte die nachts Vorübergehenden in allerlei Gestalten in die Grube und hielt sie bis zum ersten Hahnenschrei fest. Früher kam niemand los.

302. In Wippenham haben einst Russen gewohnt und einer hat den anderen besucht. Auf dem Heimweg mußte er durch den Schinderdobel. Am Brückengeländer lehnte der Teufel und der Russe konnte nicht vorbei. Er ging einen anderen Weg über den gleichen Bach. Als er über das Wasser ging, krachten die Bäume und schlugen zusammen, der Teufel aber war weg.

303. Einmal mußte ein Holzknecht durch denselben Dobel, der Weg ging dreimal über das sich windende Bachel. Beim ersten Brückel saß eine schwarz Katze am Geländer und pfauchte ihn an. Der Mann schlug sie mit seinem Stock in das Wasser hinab. Dasselbe geschah beim zweiten Brückerl. Beim dritten aber wurde die Katze plötzlich zum Teufel, der sagte: „Jez håb i di!“ Der Mann fiel tot um, der Teufel aber wurde von da an nicht mehr in der Gegend gesehen.

304. Um 1840 gingen zwei Putzleinsdorfer Burschen abends den Weg Ebrastorf – Egnerstorf. Auf dem langen Stein, der als Steg über das Mennerstorfer Bachl führte, sperrte ihnen ein schwarzes Mandl den Weg und rief: „Haut’s mi eini!“ Ein Bursch schlug das Mandl in den Bach hinab, schnell saß es aber wieder auf dem Stein. Dies wiederholte sich beim zweiten Schlage. Ein drittes Mal zuzuschlagen getraute sich keiner. Sie gingen ein Stück aufwärts und sprangen an einer schmalen Stelle über den Bach. Unter fürchterlichen Krachen verschwand das Mandl als feuriger Teufel im Wald. Am nächsten Morgen war das Laub an der Stelle versengt.

*305. In der Teufelshöhle am Hohen Nock trieb einst der Teufel sein Unwesen. Seine Höhle war niemandem sichtbar. Nur nachts öffnete sie sich, so daß arglos Vorübergehende in die Tiefe stürzten. Vor vielen Jahren hätte dort beinahe ein Jäger den Tod gefunden. Auf dem Rückweg von der Gemsenpirsch geriet er in dichten Nebel und wartete auf einem gesicherten Platz auf den nächsten Morgen. Weil aber am nächsten Sonntag und Kirchtag in Molln war, ging er schließlich doch weiter und fiel in die Höhle. Nach qualvollen Stunden konnte er sich vorüberkommenden Kirchgängern bemerkbar machen, sie zogen ihn an Seilen empor. Aus der Tiefe der Höhle tönte ihm das Kichern des Teufels nach, das er die ganze Zeit seit seinem Sturze gehört hatte.