4. Von Berggeistern, Waldwesen und allerlei Wichten

6. Die Auswanderung der Zwerge

47. Der Wächter eines Hammerwerkes war eben in einer mondhellen Herbstnacht auf dem Heimwege von der „Raingrueb“. Da tat sich ein Fels auf, die Bergmandl zogen teils zu Pferd, teils zu Fuß heraus und wandten sich gegen das Hammerwerk. Der Wächter schlich ihnen nach und sah, wie sie im Hammerwerk verschwanden. Durch ein Astloch der Türe guckte er ihnen nach und sah sie in der eifrigsten Arbeit begriffen. Eben guckte aber ein Bergmandl zum selben Astloch heraus und rief einem andern zu: „Bua, steck dås Loch zua!“ Der andere schlug einen Zapfen hinein und traf das Auge des Wächters, der sogleich heftige Schmerzen empfand. Er begab sich zum Hammerherrn und berichtete ihm, was vorgefallen war. Dieser eilte zur Stelle, sperrte leise auf und rief: „Feierabend in Gottes Namen!“ Da gab ihm ein Bergmandl ein Stück Eisen, an dem sie eben geschmiedet hatten, mit dem Bemerken, daß das Stück nie abnehme, noch zu Ende gehe, wenn es nicht auf einmal verarbeitet werde. Sodann zogen die Bergmandl von dannen. Zuvor gaben sie noch dem Wächter, der sie um Verzeihung bat und sich auf sein Amt berief, einen Stein. Mit diesem heilte er sein eigenes Auge und gab auch vielen anderen das halb oder ganz verlorene Augenlicht wieder. Dem Hammerschmied brachte das Eisenstück Segen und Wohlhabenheit. Als er aber einmal Not an Eisen hatte und das ganze Stück verarbeitete, da war es mit seinem Glück aus. Nach einer anderen Erzählung wurde das Eisenstück von einem Arbeiter gestohlen, wurde aber in der Hand des Diebes ein gewöhnliches Eisenstück.

48. In Rindbach hausten Bergmandl und Bergweibl im Walde. Sie waren kaum so groß wie ein vierjähriges Kind und ließen sich selten sehen. Wurden sie erblickt, so verschwanden sie im Walde. Die Rindbacher fürchteten sich vor ihnen, denn man erzählte sich von ihnen, daß sie den Menschen im geheimen Böses antun. Einmal sah ein Holzhacker ein Bergweibl im Walde, das bitterlich weinte. Er konnte es fangen und es sagte ihm, daß sie alle auf ein paar hundert Jahre aus der Gegend fortziehen müßten. Der Papst soll das Volk verbannt haben, warum wußte niemand zu sagen.

*49. Nachdem man schon lange in der Gegend von Reichraming kein Bergmandl mehr gesehen hatte, ließ sich eines auf einem Felsen sehen und rief den Vorübergehenden zu: „Seit der Teufel das Juchzen aufgebracht hat, lassen wir Berggeister uns nicht mehr sehen.“

50. Eine Schwaigerin wollte einst wissen, warum die Bergmandl nicht mehr kämen und sinnierte darüber nach, da stand ein Bergmandl vor ihr und sagte ihr: „Schuld seid ihr Menschen, weil ihr die Riemengeißel aufgebracht habt, das können wir nicht ansehen, wie das Vieh damit geschlagen wird.“

50. Eine Schwaigerin wollte einst wissen, warum die Bergmandl nicht mehr kämen und sinnierte darüber nach, da stand ein Bergmandl vor ihr und sagte ihr: „Schuld seid ihr Menschen, weil ihr die Riemengeißel aufgebracht habt, das können wir nicht ansehen, wie das Vieh damit geschlagen wird.“

51. In einem Hochtal der Warscheneckgruppe stand die dort hausende Schwaigerin lange mit den Bergmandln auf gutem Fuß. Sie taten ihrer Herde alles Gute und erlaubten ihr sogar, zu ihnen in ihre Felsenwohnung zu kommen. Einmal aber mißbrauchte sie die Gunst und entwendete den Mandln einen frisch gebackenen Laib. Seither sind die Bergmandl nicht mehr zu sehen. Wahrscheinlich sind sie ganz fortgezogen.

*52. Die Zwerge suchten immer mehr vor den Menschen Schutz und Ruhe für sich und ihre Schätze, niemals fanden sie sichere Zuflucht. Da hatte der Heidelbeerstrauch Erbarmen und versprach ihnen Schutz. Mit seinen reichen Schätzen schlüpfte nun das kleine Volk unter den Heidelbeerbusch und machte sich tief unter den Wurzeln heimisch. Mehrere Tage dauerte der Zug, seither läßt sich kein Zwerg mehr sehen.