1. Von der wilden Jagd

2. Der wilde Jäger

a) Der Teufel jagt arme Seelen

*68. Der Teufel jagt die Seelen der Verdammten durch die Lüfte. Statt der Hunde bedient er sich auch zweier Balken, zwischen denen sie beständig hin- und hergeschleudert werden.

*69. In den Klüften und Wänden des Dachsteines haust der Teufel. Wenn in der Nacht der Wettersturm um die Felsen braust, dann jagt der Teufel liederliche Frauenzimmer vor sich her, denen er zur Strafe für ihre Untaten Hufeisen an die Knie hat nageln lassen. Und wirklich hat man Hufeisen an Orten gefunden, wohin sich kein Pferd versteigen könnte.

70. In stürmischen Nächten jagt der Teufel die armen Seelen durch Dornen und Hecken, über Felsen und Sümpfe, ihnen zur größten Qual. Braust die wilde Jagd vorbei, so scheucht der Lärm die Schläfer auf und das Vieh im Stalle wird unruhig. Derart zieht sie das Trauntal herauf. Menschen, die dem Gjoad begegneten und sich nicht rasch genug niederwarfen, nahm es mit durch Disteln und Busch. Die Hunde der Gegend müssen mit, auch wenn sie fest und sicher angebunden sind. Manchmal kommen sie erst nach zwei oder drei Tagen zerkratzt, beschmutzt und zerbissen heim. Wenn Holzbauern und Bauern einen Baum fällen, machen sie in die Schnittfläche des Stumpfes drei Kreuze, denn sie wissen, dann können die armen Seelen darauf einen Augenblick von der Pein der wilden Jagd rasten.

71. Ein paar Ebenseer Burschen gingen spät abends heim, da sauste die wilde Jagd hinweg. Im Übermute rief ein Bursche: „Huß Hummel, mir a an Stummel!“ Er meinte den Hinterfuß eines Rindes, denn auch die Haustiere müssen bei der wilden Jagd mit. Um Mitternacht erschien dem Burschen in der Kammer der Teufel mit Schwefelgestank und sagte: „Hättest du mir nicht geholfen, hätte ich ihn nicht gekriegt!“ Er meinte aber die arme Seele, über die er durch die Frevelworte des Burschen Gewalt bekommen hatte.

*72. Im Höhnhart stürmt die wilde Jagd über den Romaniberg bei Mauerkirchen und über den Moosberg. In Pferdegestampf, Wagengerassel und Peitschenknallen mischen sich Hundegebell, Katzengeschrei, Eulenrufe und unheimliche Stimmen. Im schwarzen Mantel, mit der schwarzen Feder auf dem Hute, zieht der Teufel mit seiner Schar einher. Die Alten sagten, der Teufel peitsche die ihm wegen ihrer Missetaten verfallenen Jäger durch die Wälder.