1. Hexenzauber

c) Wettermachen und Wetterwehren

*103. Ein Zauberer wendete die Wetter, indem er einen halben Pergamentbogen mit geheimen Zeichen gegen das Wetter hielt; darauf zerschlug es sich in die vier Weltgegenden. Auf solch ein „gewendetes“ Wetter folgte drei bis vier Tage Regen.

*104. Auch ein Schulmeister in Wolfsegg konnte die Wetter „gsegnen“, dabei ging er vor die Haustür und machte mit einem Kruzifix Kreuze in die Luft, während er einen bestimmten Spruch hersagte. Meist schickte er die Wetter nach Schwanenstadt, worüber die „Schwåna“ öfters Klage führten.

105. Ein Bauer in Trautendorf, Pfarre Niederwaldkirchen, konnte das Wetter von seinem Hause fernhalten. Als er einmal fort war, schlug jedoch der Blitz in das Haus und es brannte nieder. Nichts wurde gerettet, denn die beiden Buben des Bauern hatten sich unter dem Barren versteckt, um dem Pfleger zu entgehen, der mit seinen Dienern Rekruten zusammenfing. Als der Bauer heimkam, sagte er: „Netta håts den Kledara tån. Wån i daham gwen war, het i eam schon weida gholfn!“

106. In Gunskirchen richtete eine Bäuerin, wenn ein Wetter kam, die Ofenschüssel, die zum Broteinschießen gehört, unter allerlei Beschwörungen gegen das Wetter.

107. Die Wetterhexen erzeugen Schauer und Gewitter, Hexenhagel erkennt man an den Hexenhaaren, die man im Innern der Schloßen findet.

*108. In St. Stefan am Walde verstand ein Mann, der es mit dem Teufel hielt, das Wettermachen. In einem Schaff voll Wasser rührte er mit einem Haselnußstecken. Alsbald entstand eine Wolke, aus der vernichtender Hagel niederging.

*109. Eine Hexe hatte in Handenberg ein furchtbares Wetter erzeugt. Vor den wütenden Bauern flüchtete sie als Hase in den Wald.

*110. Um Weißenburg wurden einst Schauerkreuze gesetzt, Holzkreuze mit zwei Querbalken. Das kam so: Der Schauer vernichtete einst Jahr für Jahr die Ernte. Die Gemeinde schickte drei Männer zum Papst nach Rom. Er befahl, im Umkreis des Ortes in Abstand von einer halben Stunde je drei Kreuze im Dreieck zu setzen. Er gab ihnen etwas Geweihtes mit, das sie im ausgehöhlten Kreuzfuß in die Erde rammen mußten. Die Leute taten es. Als die Kreuze schon alt und morsch geworden waren, wagte niemand, sie aus dem Boden zu reißen.

*111. In Oberkrenn, Pfarre Öpping, schenkten Zigeuner einem Bauern, der sie aufgenommen hatte, ein Wetterhorn. Beim nächsten Wetter erprobte man es und richtig zog das Wetter in die Nachbarschaft, ging aber dort umso ärger nieder. Aber nicht jeder konnte es blasen. Bei einem Hausverkauf ging es verloren.

112. Die Wagnerin in Rauhenöd konnte Wetter machen. Wenn sie das Gewitter heraufbeschwor, kochte sie in der schwarzen Kuchel einen Zaubertrank und fuhr dann durch die Luft auf einem Besenstiel davon. Bei einem Wetter sah einst ein Mann, dessen Urenkel noch lebt, zwei Beine mit Holzschuhen aus der Wolke heraushängen und schoß einen Holzschuh herab. Die Hexe streifte an die Michaelsfigur am Kirchlein von St. Michael, daß sich diese verbog. Der herabgefallene Holzschuh wurde als der der Wagnerin erkannt, sie wurde gefangen genommen und von vier Pferden zerrissen.

113. Das Schiefbiegen der Blechfigur wird auch der Schönauerin zugeschrieben, die durch ein Wetter die Aistmühlen wegschwemmen wollte. Daran hinderte sie St. Michael, an seinem Bilde fuhr die Hexe wütend an.

114. Die Exlin in Lichtenau bei Freistadt fuhr einmal auf einem Brotkadl durch den Rauchfang gegen St. Michael. Mit aller Wucht stieß sie an das Turmkreuz, daß sie mit verbrochenen Gliedern herabfiel. Sie wurde an Ort und Stelle verbrannt.

*115. Ein Mann in Wolfsegg konnte die Wetterhexen aus der Luft schießen; es geschah ihnen körperliches Leid, aber sie büßten ihre Zauberkraft ein.

116. In Straß bei Naarn schoß ein Jäger ins Wetter, da fielen zwei Holzpantoffel herab, mit dem zweiten Schuß holte er die Hexe selbst herab. Es war eine als Hexe bekannte Bäuerin. Sie bat ihn, niemandem etwas zu sagen. Ihre Untaten kamen aber doch auf und sie wurde auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Kurz vor ihrem Tode rief sie den Teufel an: „Schoiß Jagerl, schoiß!“ Der Teufel aber antwortete: „Hån jå koa Pulver net!“

*117. In Rudolfing bei Aigen wollte ein Gewitter nicht endigen. Ein frommer Aigner Kooperator schoß eine geweihte Kugel in die Wolke, da fiel schwer verwundet eine bekannte Rudolfinger Bäuerin herab, sie erlag der Verletzung, das Wetter aber verzog sich.

118. Um die furchtbaren Wetter, die oft von Wetterhexen gemacht wurden, abzuwenden, läutete man mit einer oder mehreren Glocken. Das Läuten mußte aber noch rechtzeitig – bei „scheinender“ Sonne – einsetzen.

*119. Eine Hexe wollte ein gewaltiges Wetter gegen Rainbach treiben. Es war ihr aber nicht möglich, weil die große Glocke läutete. Da sagte sei, sie habe es nicht tun können, weil der große Hund in Rainbach bellte.

120. Jahrhundertelang hing auf dem Turm der alten Kirche in Gschwandt eine Wetterglocke, die der Kirchenpatronin, der hl. Katharina, geweiht war und allgemein „’s Kaderl“ hieß. Wenn sie rechtzeitig geläutet wurde, konnte sie jedes von einer hexe gemachte Hagelwetter vertreiben. An einem heißen Sommertag ließ eine gefürchtete hexe über dem Traunstein böses Wetter aufsteigen. Blitze zuckten, Sturm und Hagel drohte. Der Mesner lief zum Wetterläuten in die Kirche. Da rief der Teufel der Hexe zu: „Låß da schlaun, daß da ’s Kaderl nöt firkimmt!“ Da ertönte aber auch schon die Wetterglocke. Das Gewitter zerteilte sich, die Hexe stürzte aus den Wolken und blieb zerschmettert in einer Drillingsesche hängen. Nur hie und da fiel ein Riesel, in jedem steckte ein Hexenhaar.
Es heißt auch, so wuchtig sei die Hexe auf einen Baum gefallen, daß er in drei Teile gespalten wurde.

*121. In Arbing lebte eine böse, gehässige Hexe, die aus Tischen und Stühlen molk und den Leuten bösen Wetterschaden zuzufügen suchte. Einmal hörte man bei einem Hagelwetter ihr „Juchatzen“. Man läutete die dem hl. Johannes dem Täufer geweihte Wetterglocke und vernahm eine wehklagende Stimme „Au, au, das Hausenhunderl kelzt!“ Das Wetter verzog sich rasch. Sooft die Hexe den Versuch wiederholte, kamen ihr die Leute mit der Wetterglocke voraus. Einmal übersahen sie es aber, das Wetter war bereits da und die Hexe wollte eben hohnlachend um den Turm fahren, um die Glocke zu vernichten, da fing diese von selbst zu läuten an. Mit einem furchtbaren Aufschrei stürzte die Hexe tot zu Boden, das Wetter aber verzog sich.

*122. Einmal stand ein Gewitter über Linz und verzog sich lange nicht, obwohl in allen Kirchen und Klöstern mit allen Glocken geläutet wurde. Das Wetter war zwischen die vielen geweihten Glocken gekommen und konnte nicht mehr aus.

*123. Die frühere große Glocke in St. Radegund vom Jahre 1812 hatte eine höhere Weihe als die übrigen der Umgebung. Sie trieb alle Wetter Burghausen zu oder gegen das Gebirge. Auch die Glocke von Taxelberg galt als besonders wirksame Wetterglocke.

124. In Steinhaus und Taxelberg wurde das Wetterläuten vor 70 Jahren verboten. Weil es aber dann sieben Jahre lang die Felder verhagelte, wurde es auf Drängen der Bevölkerung wieder erlaubt.

*125. Es gibt auch Glocken, die die Wetter anziehen. Dies gilt von den Glocken in Fischlham, deshalb dürfen sie sich nicht dreinmischen wenn die Glocken in Steinerkirchen an der Traun das Wetter fortläuten.