2. Von heiligen und unheiligen Personen

4. Von Heiligen

225. Nach dem Tode des hl. Florian wurde sein Leichnam, von einem Lichterschein umgeben, ans Land gespült. Die Mühle in der Nähe heißt bis heute Lichtenscheinmühle.

*226. Den von der Enns angeschwemmten Leichnam des hl. Florian ließ die hl. Valeria, um ihn an sicherer Stätte beizusetzen, von einem Ochsengespann führen, wohin es wollte. An der Stelle, wo die Ochsen nicht mehr weiterzubringen waren, wurde Florian begraben. Über der Stätte erhebt sich das Stift St. Florian.

227. Der hl. Wolfgang kam auch in unser Land und bekehrte das Volk zum Christentum. Am Falkenstein, am Nordufer des Wolfgangsees, lebte er fünf Jahre als Einsiedler.

228. Wolfgang wurde vom Teufel verfolgt und bat am Falkensteiner Felsen Gott um einen Ort, wo er ihm vom Teufel ungehindert dienen könne. Nach dem Gebet warf er das Beil ins Tal. Die Lüfte trugen es so weit, daß er es erst nach langem Suchen auf einem Felsen beim Abersee fand. Dort baute er eine Zelle und ein Kirchlein. Das Beil mauerte er unter dem Altare ein. Heute erhebt sich die Kirche von St. Wolfgang darüber.

229. Einmal schlief Wolfgang zur Messezeit auf einem harten Felsen ein. Voll Reue stieß er Hände und Knie gegen des Felsen. Der Stein gab aber nach und zeigt Eindrücke, wie in Lehm. Es ist der Bußstein in der späteren Kirche St. Wolfgang.
Nach einer anderen Angabe wollte sich der Heilige die Füße abhacken oder das Haupt zerschellen.

230. Als Wolfgang als Einsiedler auf dem Falkenstein lebte, stieg er einmal zu Tal. Der Teufel hoffte ihn zu töten und setzte den gegenüberstehenden Felsen gegen den Heiligen in Bewegung. Wolfgang stemmte Rücken und Hände gegen den Stein, der wie Wachs nachgab. Die Spuren von Haupt und Händen sind noch am Felsen zu sehen.
Voll Freude und Dankbarkeit über seine Errettung soll nun der Heilige den Beilwurf getan haben, der zur Gründung der Kirche St. Wolfgang führte.

*231. Vor dem Teufel flüchtete St. Wolfgang auch einmal auf den Falkenstein. Der Fels öffnete sich vor ihm und ließ ihn durch. Die Öffnung ist noch vorhanden und scheinbar nur für ein Kind. Es kann aber der größte und stärkste Mensch durchschlüpfen, wenn er frei von Sünden ist.

232. Auf der Suche nach dem geworfenen Beil rastete St. Wolfgang auf einem Stein, er zeigt noch die Fußeindrücke und heißt der Raststein.

233. Überhaupt drückte sich, wenn sich Wolfgang am Felsen lehnte, oft die Spur von Kopf, Arm und Rücken ab.
Bei der Kapelle in St. Wolfgangstein bei Kremsmünster ist in einem Stein solch ein Eindruck kenntlich, den die Kniee des Heiligen machten, als er hier betete.

234. Auf seinen Reisen kam der hl. Wolfgang auch nach Kirchschlag. Auf einem Stein im Wald verrichtete er sein Gebet und Gott ließ als Wunderzeichen einen Eindruck des Knieenden am Stein zurück. Später wurde in der Nähe das Schneiderhäusl erbaut. Die Maurer nahmen Steine vom nahen Wald. Noch vor Feierabend fügten sie einen Stein ein, der aber am Morgen verschwunden war und an seiner Stelle im Walde lag. Dies wiederholte sich zweimal. Da sahen die Bauleute näher zu und bemerkten die Eindrücke des Heiligen. Sie bauten zur Sühne eine Kapelle und verwendeten dabei den Stein, der nun liegen blieb und noch heute neben der Türe zu sehen ist. Abseits im Walde liegt noch ein zweiter Stein mit länglichen Abdrücken. Hier kniete St. Wolfgang, die Spuren rühren von seinem Knie und Bein her. In der Kapelle befindet sich eine Holzstatue der schmerzhaften Mutter Gottes, darunter ergießt sich ein gutes, kaltes Wasser in ein Becken. Früher galt es als heilkräftig und die Wände waren von Krücken, die Geheilte geopfert hatten, behangen.

235. Der heilige Wolfgang schuf einst für den Laienbruder, der eine Zeitlang bei ihm weilte, beim Bergholz auf dem Wege nach Mondsee eine Quelle und als ein andermal großer Wassermangel herrschte, stieß er mit seinem Stab in den Falkenstein und sogleich sprudelte eine Quelle hervor. Sie war früher als Heilquelle gern besucht, besonders von Augenkranken.

236. Vor langen Zeiten kam ein Mädchen zum „Krotensee“ zu Scharfling, während der hl. Wolfgang am Ufer des dunklen Sees Kröten fütterte. Er sprach das Kind freundlich an: „Fürchte dich nicht und hilf mir meine Arbeit fördern, ich habe noch viel zu tun; ehe die Sonne untergeht, muß ich fertig sein.“ Der Heilige schien keinen Gefallen an den düsteren Tieren zu haben, aber auch keinen Abscheu. Das Mädchen fürchtete sich nicht mehr und fütterte die Tiere, die gesättigt davon hüpften und in Wasser sprangen. Über Klippen und Waldbäche brachte dann der Heilige das Kind ins Elternhaus zurück, das von diesem Tag an mit Glück gesegnet war.
Der Heilige soll die Kröten des Krötenpulvers wegen gefüttert haben, das er als Mittel gegen Grind den Armen gab. Die Kröten im See sollen einst von den Leuten auch wegen des nahen Krötensteines gefüttert worden sein, dem man wunderbare Heilkraft gegen die vergifteten Pfeile der Magyaren zuschrieb.

*237. Der hl. Wolfgang rastete auf seiner Wanderung im Kobernauserwald bei Friedburg. An der Stelle steht ein Kreuz mit seinem Bildnis.

238. Der Katzenwolferl war ein frommer Einsiedler, er hatte seinen Namen daher, weil er so viele Katzen hatte. Deshalb sollen auch an der Kirche von St. Wolfgang Katzen abgebildet sein.

239. Der heilige Rupert kniete und betete gerne im Walde bei Kirchschlag auf dem Breitenstein, einem Granitblock, im Stein drückten sich die Knie des Betenden ab. Als man den Stein später bei einem Hausbau verwenden sollte, kehrte er immer an seine alte Stelle zurück. Und als man sich wieder mit einem Ochsengespann mühte, brachte man ihn nur dorthin, wo jetzt die Kapelle steht. Da erkannte man den Wink des Himmels und baute die Kapelle. Nächst der Tür ist der Stein heute noch zu sehen.

240. Der heilige Stephan warf im Mühlviertel ein Beil in den Bergwald empor, wo es niederfiel, wurde die Kirche St. Stephan ob Haslach erbaut. Der Heilige drückte dem Stein, auf dem er stand, seine Fußspuren ein.

*241. Eine andere Sage erzählt, daß beim Bau der Kirche alle Morgen das bisher Geschaffene zerstört war, so daß die Bauleute schon ganz verzagt waren. Da erschien ihnen der heilige Stephan und warf sein Hackl. Wo es hinfiel, wurde die Kirche gebaut. Lange wurde die Fußspur des Heiligen gezeigt.

242. Der heilige Stephan rastete auf einem Stein bei Kopfing. Die Spur seines Hauptes prägte sich auf dem Stein ein.

243. Auch der heilige Jakob warf eine Hacke. Dort wo sie hinfiel, wurde die Kirche von St. Jakob bei Willibald errichtet. Noch vor 50 Jahren zeigte man den Stein, auf dem der Heilige gestanden war und der den Abdruck seines Fußes hatte. Nach einer anderen Sage hat auf diesem Stein St. Jakob geschlafen.

*244. Der hl. Rupert zog durch das Waldland von Kopfing und brachte das Evangelium. Er wollte für die jungen Christen eine Kirche schaffen. Über den Bauplatz konnten sich aber die Leute nicht einigen. Da nahm Rupert sein Beil, das er als Waffe gegen wilde Tiere bei sich hatte und warf es in den Wald. Wo es niederfiel, wurde die Kirche gebaut. Auf einem Stein, 500 Schritte von der Kirche, stand der Heilige. Sein Fußtritt ist noch zu erkennen.
Statt des hl. Rupert wird von der Sage auch Johannes der Täufer genannt.

245. Auf seiner Wanderung durch unser Land rastete der hl. Valentin bei einer Quelle unweit der Kirche Haselbach bei Braunau. Seither hilft dieses „heilige Bründl“ gegen Augen- und Zahnschmerzen und die Kirche wurde zum Wallfahrtsort.

246. Der heilige Sebald war ein dänischer Prinz. Nach weiten Reisen kehrte er in die Heimat zurück und heiratete die Tochter eines dänischen Großen. Mitten beim Hochzeitsmahl aber stand er auf, ging hinaus, kam als Pilger zurück und nahm Abschied von Frau und Eltern, Reich und Krone. Er zog in freiwilliger Armut nach Süden. Als er an die Donau kam, breitete er seinen Mantel auf und kam auf ihm trocken hinüber, er gelangte auf einen felsigen Berg in die Nähe von Gaflenz. Als Einsiedler hauste er hier 15 Jahre. Eine Kapelle bezeichnet die Stätte. Er lebte in strenger Zurückgezogenheit, bekehrte die Heiden und wirkte Wunder. Der Berg heißt seither der Heiligenstein, eine Kirche zu Ehren St. Sebalds krönt ihn.

247. Von ihm erzählen noch heute die Leute Geschichten. In einer Höhle, nahe der Einsiedelei verliefen sich Ochsen. Als es schon finster war, kam der Bauer auf der Suche zu Sebald und bat ihn um Hilfe. Der Heilige schickte ihn in die Höhle. Der Bauer kam aber bald wieder zurück, weil es in der Höhle so finster war. Auf Sebalds Geheiß ging er noch einmal hinein und streckte die Finger aus. Von den Fingerspitzen begann es plötzlich hell zu leuchten. Der Bauer fand seine Ochsen. Wie er herauskam, erlosch das Licht.

248. Zwei Müttern starben ihre zwei Kinder, voll Qual gingen sie zu Sebald, er ging mit ihnen in das Haus, betete und machte über die Kinder das Kreuzzeichen. Da wurden sie wieder lebendig.

*249. Eines Tages besuchten ihn seine zwei Freunde Willibald und Wunnibald. Vom weiten Weg erschöpft, baten sie ihn um Speise und Trank. Die Kammer war aber leer. Doch Sebald kniete vor der Hütte nieder und betete inständig zu Gott um Brot. Als er in die Kammer zurückging, lag Brot und Käse bereit und ein Krug des besten Weines stand dabei.

250. Von seinen Verwandten gebeten, machte sich Sebald eines Tages nach Regensburg auf zu einer Besprechung, was mit seinen Gütern zu geschehen habe. Er kam an die Donau, hatte aber kein Geld und so wollten ihn die Schiffer nicht überführen. Zum Staunen der Leute legte er seinen Pilgerrock auf das Wasser, stelle sich darauf und fuhr so hinüber.
Beim Abschied sagte er seinen Verwandten, sie würden ihn nicht mehr sehen, weil er noch vor Ablauf eines Jahres sterben müsse.
Er kehrte in seine Einsiedelei zurück, bald darauf fanden ihn Bauern dort tot auf. Seine Verwandten ließen den Leichnam abholen, um ihn in der Familiengruft beizusetzen. Auf dem weiten Weg kam der Leichnam auch nach Regensburg und wurde dort einen Tag zur Schau gestellt. Ein junger Mann packte zum Spott den Toten beim Bart. Sebald gab ihm aber eine solche Ohrfeige, daß ihm ein Auge herausfiel. Um seinen Frevel zu sühnen, trat der junge Mann in einen Orden und besserte sein Leben.

251. Auf seiner Pilgerreise von Schottland nach Jerusalem kam der heilige Koloman durchs Mondseeland. Er rastete zwei Stunden vom heutigen Mondsee auf einem unwegsamen Berg, der nach ihm Kolomansberg genannt wurde. An dem Platz wurde eine Kapelle erbaut, sie befindet sich nahe einer Quelle, die wegen ihrer Heilkraft von Augenleidenden gern aufgesucht wird.

252. Die heilige Hedwig, Herzogin von Schlesien, unternahm zu Fuß eine Pilgerfahrt nach Rom. Sie wollte barfuß gehen. Ihr Beichtvater befahl ihr aber, Schuhe zu tragen. Sie wollte ihrem Vorsatz treu bleiben und doch dem Beichtvater gehorchen, deshalb trug sie ihre Schuhe in der Hand. Bei Zell bei Zellhof rastete sie außerhalb des Marktes. An der Stelle entsprang dann eine Quelle, das Hedwigsbründl.
Nach einer anderen Erzählung gelobte die Heilige, auf dem Wege solange Eisenschuhe zu tragen, bis sie durchlöchert wären. Ein Stück außerhalb Zell bemerkte sie, daß die Sohlen Löcher bekommen hatten. An der Stelle entspringt das Bründl. Zum Gedächtnis ließ die heilige Hedwig in der Nähe eine Kapelle erbauen. Das Hedwigbründl wurde bald berühmt, weil Gichtkranke und mit Geschwüren Behaftete in ihm Heilung fanden.

253. Ein Mann betete stets zur heiligen Korona. Er baute sich eine Weihnachtskrippe, die das halbe Zimmer einnahm, da erschien im Zimmer, ohne daß sich Tür oder Fenster öffnete, ein unbekanntes Weibl und besah sich die Krippe von allen Seiten. So plötzlich wie sie gekommen war, verschwand sie wieder. Es war die hl. Korona, die sich das Kripperl in eigener Person anschaute.