St. Jakob bei Wilibald

Nachdem die ersten Bewohner dieser Gegend dieselbe wohnbar gemacht hatten, fühlten sie auch das Bedürfnis eines Gotteshauses, wo sie dem Herrn gemeinsam ihre Verehrung darbringen könnten. Eines Tages führten sie von dem sogenannten Antlangerberge, wo sich mehrere Steinbrüche befanden, Bausteine in die Ebene herab und beschlossen, in unmittelbarer Nähe des jetzigen Dorfes Antlangkirchen ein Kirchlein zu erbauen. Doch während der Nacht verschwanden die Steine, und des anderen Tages fand man sie eine halbe Stunde weiter östlich im heutigen Dorfe St. Jakob, an der Stelle, wo jetzt das Kirchlein steht, in einem Haufen aufgeführt.

Die Bauern glaubten, es wären die Steine von mutwilligen Menschen hinabgeschafft worden und ließen sich in ihrem Vorhaben nicht abhalten, sondern waren auch am zweiten und dritten Tage beschäftigt, Baumaterialien zusammenzuführen.

Jedesmal aber verschwanden während der Nachtzeit die aufgeführten Steine, ohne dass man die Spur eines menschlichen Täters auffinden konnte. In St. Jakob wurde aber der Steinhaufen immer größer, da sich hier jedesmal die in Antlangkirchen verschwundenen Steine aufgehäuft fanden.

Nun erkannten die Bauleute, dass dieses das Werk der göttlichwaltenden Vorsehung sei und gehorchten dem stummen Befehle Gottes, indem sie an der Stelle, wo die Steine sich aufhäuften, den heiligen Bau aufführten und sich daselbst zum Gottesdienste versammelten.

Alle Stürme der Zeit waren nicht im Stande, diesen Tempel zu zerstören.

Dieses soll im Laufe des 12. Jahrhunderts gewesen sein; die Bauformen tragen das Gepräge des 14. Jahrhunderts.

In späterer Zeit wurde das Kirchlein geschlossen und an einen Zimmermann verkauft, der selbes zu einem Wohnhause umgestalten wollte.

Beim Abbrechen des Kirchleins hat sich selber Zimmermann aber durch einen Fall vom Dache tödlich verletzt, was als eine Strafe Gottes angesehen wurde, und das Kirchlein war gerettet. Dann wurde das Kirchlein an einen reichen Gutsbesitzer (Bauern) verkauft (1787), der selbes wieder renovieren ließ, und in dessen Besitz es noch ist.

Vor zwei Decennien noch zeigte man in der Waldeshöhe oder Antlangkirchen einen mit Eindrücken vom Rücken und den Füßen ausgeprägten Stein, von welchem im Volksmunde die Sage geht, dass darauf St. Jakobus auf seiner apostolischen Wanderung ausgeruht und der harte Stein sich erweicht habe!



aus "Oberösterreichische Volks – Sagen"
gesammelt von Kajetan Alois Gloning
III. Legenden und fromme Sagen