Ramsau (Obertraun)

Ramsau (in Steyermark bei Schladming) ist eine protestantische Gemeinde von 600 bis 800 Einwohnern. Erst im Jahre 1781, als von Kaiser Josef das Toleranz-Edikt erlassen wurde, durften sie sich offen zu einer Gemeinde konstituieren. Früher sollen sie heimlich in Scheunen ihren Gottesdienst nach lutherischem Ritus gehalten haben.

Die umgebende Natur ist zu abenteuerlich, als dass nicht auch die Sage hier walten würde. Dort oben zwischen dem eisigen Thorstein und der Scheuchenspitze hat der Böse seine Wohnung, und wie er dort an heiteren, sonnigen Tagen Schneewolken emporwirbelt, so bezeugen des Nachts feurige, stäubende Funken sein Dasein.

Besonders führt er liederliche Dirnen fort und lässt sie an ihren Knien mit Hufeisen beschlagen; der alte Schmied von Steinach musste dieses Geschäft, um Mitternacht vom Satan geweckt, mehrmals vollziehen. Die Veranlassung dieser Sage mag das Auffinden von Hufeisen oben in diesen unwirtbaren, jetzt kaum noch von eines Menschen Fuß betretenen öden Steinwüsten gewesen sein.

Prosaische Forscher hingegen deuten die Sache dahin, dass einst ein Saumpfad von Obertraun über den „Stein“ herüberführte, auf welchem Salz gesäumt wurde.

So unglaublich dies nun auch klingen mag, so ist es doch andererseits Tatsache, dass noch vor wenigen Decennien Pferde auf die Alpen des „Stein“ getrieben wurden. Entweder hat die fortschreitende Erosion auf den Karrenfeldern den wahrscheinlich besseren Weg vernichtet, oder man benützte eine eigene, an die Platten gewöhnte Rasse von Pferden.



aus "Oberösterreichische Volks – Sagen"
gesammelt von Kajetan Alois Gloning
IV. Mythische Sagen