Gründung des Klosters Kremsmünster

In jener Gegend, wo später das Kloster Kremsmünster entstand, war einst nur dichte Waldung, und Eber hausten in derselben. Herzog Tassilo von Bayern und sein Sohn Günther liebten sehr das edle Waidwerk. Zur Winterszeit jagte Günther einst (im Jahre 777) in dieser Gegend und verfolgte einen gewaltigen Eber, der sich waldeinwärts flüchtete. Er entfernte sich nun sehr weit von seinem Jagdgefolge, erreichte das Wild und erlegte es. Allein der Eber hatte ihm noch eine große Wunde am Fuße beigebracht, woran er sich verblutete.

Da Günther zu lange ausblieb, suchten ihn Tassilo und das Gefolge. Es erschien ihnen ein weißer Hirsch mit leuchtenden Flämmchen auf dem Geweih, dem sie erstaunt nachfolgten. So kamen die Suchenden zu Günthers Leichnam hin, zu dem Platze, wo noch jetzt der Teich gezeigt wird, der des Verunglückten Namen trägt, und wo dessen Denkmal sich befindet.

Tassilo beschloss nun zur Seelenruhe des Verstorbenen ein Kloster zu Ehren des Heilands zu erbauen, und so entstand das herrliche Stift Kremsmünster, dessen Wappen auf diese Sage hindeutet.



aus "Oberösterreichische Volks – Sagen"
gesammelt von Kajetan Alois Gloning
III. Legenden und fromme Sagen