Die Kapelle zum roten Kreuz

An der Straße von Windischgarsten nach Altenmarkt in Steyermark beim Durchbruche „am Engsten“ steht eine kleine Kapelle „zum rothen Kreuz“, in welcher zu Füßen der Gottesmutter ein heilsames Brünnlein hervorquillt. Der Sage nach blieb in der Nähe der jetzigen Kapelle ein Kreuzfahrer, welcher auf der Heimreise diese Straße benützte und von Räubern überfallen wurde, schwer verwundet, bewusstlos liegen. Als er aus dieser Ohnmacht erwachte, gewahrte er ein verwundetes Mäuslein, das sich in der Quelle emsig wusch und vollkommen hergestellt im schnellen Laufe in den Büschen verschwand. Dem Beispiele des Tierchens folgend, fand auch der Kreuzfahrer durch Waschung mit dem wundertätigen Wasser augenblickliche Linderung seiner Schmerzen und Heilung seiner Wunden.

Vollständig gesund, konnte er alsbald diese Stelle verlassen und gelobte zur dankbaren Erinnerung an seine Genesung über die Quelle eine Kapelle zu erbauen. Sein Versprechen hat er redlich gehalten, und alljährlich suchen viele Andächtige aus der Umgebung den Gnadenort auf.

 

An diesen Ort knüpft sich noch eine andere Sage, die gleich hier Platz finden mag.

Obige Stelle „am Engsten“ heißt im Volksmunde der Hengst, weil dort die Knechte eines Bauers dessen äußerst wildes und bösartiges Pferd in den Abgrund stürzten, da der Bauer nicht zu bewegen war, das Tier wegzugeben und jedermann Gefahr lief, von demselben einmal erschlagen zu werden.



aus "Oberösterreichische Volks – Sagen"
gesammelt von Kajetan Alois Gloning
III. Legenden und fromme Sagen