Die Goisernburg und der Lindwurm zu Goisern

Zur Zeit Christi herrschte zu Goisern der König Goiseram auf der Goisernburg, welcher einen Bruder Saharum oder Sachabium hatte. Dieser kam im Jahre 37 nach Christi Geburt nach Griechenland, ließ sich vom Apostel Petrus bekehren und bat ihn, auf die Goisernburg zu ziehen und seinen Bruder dem Christentum zuzuwenden. Saharus (Sabarus) geleitete ihn selbst mit einem Heer bis zur Donau. Goiseram, der von einem anrückenden Heer hörte, zog demselben entgegen, fand aber statt des Feindes seinen Bruder Saharus und den Apostel Petrus und ließ sich und sein Volk wirklich bekehren.

Damals gab es hier außer den Salzwerken auch noch Gold-, Silber-, Kupfer- und Eisengruben. Auf dem Reichenstein selbst lag die große Stadt Goisernburg, die Residenz des Königs und eines Bischofs, welcher auf dem mit Weingärten bedeckten Primersberg seinen Sitz hatte. Zu dieser Zeit war Helfenburg (Juvavia) noch heidnisch und hat noch nicht Salzburg geheißen.
Es folgte eine Zeit, wo sich ein Krieg von ferne heranwälzte, und die Feinde das Land verheerten. Da versammelte sich aber die Stadtgemeinde von Goisernburg, auch von Grestendorf, Lauffen, Reinstetten, Ischl und anderen Dörfern, bei 13.000 Mann stark, griffen die Feinde an und schlugen sie. Den Platz, wo damals die Toden in den Traunfluss geworfen wurden, nennt man noch den Todenweg. Auf dieser Stelle wurde eine Kirche, zum heiligen Kreuz genannt, zu bauen angefangen, durch die gleich darauf erfolgten Wassergüsse aber weggetragen.
Im Jahre 1000 brach nämlich ein Lindwurm aus (vielleicht Bergsturz oder Gießbach), welcher die Stadt verschüttet und gar verderbt hat. Der damalige König Kleonus mit seinem Bruder, der Fürstin, und vier Kindern, sowie dem ganzen Hofe ist untergegangen.
Der Reichenstein heißt seit dieser Zeit der Wurmstein, und der Graben der Wurmgraben, welcher noch jetzt durch Goisern fließt.


aus "Oberösterreichische Volks – Sagen"
gesammelt von Kajetan Alois Gloning
I. Elementar-Sagen