Der sagenreiche Richtberg (III.): Richtberg-Taferl
Unzählige Schaudersagen gehen über dies Bild, das mitten im dichtesten Walde am Richtberge steht. Dort sollen sich die allein Wandernden verirrt haben; und entweder in den wilden Schluchten des Berges umgekommen sein, oder durch wunderbare Erscheinungen, als feurige Drachen etc. gerettet worden sein.
Einst zog ein armes Weiblein durch den Wald. Bei dem Taferl überfiel es eine unsägliche Angst. Langsam, als hätte es Blei in den Gliedern, zog es weiter und siehe da, bald kannte es weder Weg noch Steg. - Bitterlich weinend sank die Arme nieder und flehte heiß zum Himmel um Rettung. Noch hatte sie das Gebet nicht geendet, da flog ein feuriger Drache vor ihren Augen auf, der sich langsam ins Tal senkte. Gebannt folgte das Weib der schrecklichen Erscheinung – nach mehreren Stunden war es außer dem Walde und sah vor sich die Lichtlein des Ortes Weyeregg glühen. Der Drache aber entschwand nun mit Blitzesschnelle über den Schafberg hin.
aus "Oberösterreichische Volks – Sagen"
gesammelt von Kajetan Alois Gloning
V. Romantische Sagen (Sagen verschiedenen Inhaltes)