Der böse Pernsteiner
Südöstlich von Kirchdorf im Traunkreise befindet sich auf schroffem Felsen die teilweise zerfallene Ritterburg Pernstein oder Alt-Pernstein. Gegenüber derselben, am linken Ufer der Krems, stand einst auf hohen Felsen die Burg Schellenstein (auch Scharnstein genannt), von der nur mehr wenige Mauerreste nebst einer zerstörten Wasserleitung vorhanden sind. Die beiden Burgen wurden einst von zwei Brüdern besessen.
Der Burgherr auf Pernstein war ein böser Raubritter und gegen seinen Bruder wegen dessen Wohlstandes von Hass und Neid erfüllt, sodass er endlich beschloss, denselben zu ermorden.
Um seinen ruchlosen Plan auszuführen, lud er ihn zu einem Mahle auf die Burg Pernstein. Der Schellensteiner, nichts ahnend, folgte arglos der Einladung. Doch während des Mahles ließ
*)Diese Burg war in Wirklichkeit aber ein arges Raubnest und seine Lage wie dazu geschaffen, da die Donau vermöge ihrer scharfen Biegung zweimal zu ihren Füßen vorbeiströmt und daher jedes vorbeifahrende Schiff lange im Bereiche dieses Schlosses war. Als das Maß der Übeltaten voll war, ließ es Kaiser Maximilian zerstören und vollends niederbrennen.
Pernsteiner die Burg seines Bruders in Brand stecken. Als die Flammen emporschlugen, trat er an das Fenster, welches sich über einer turmhohen Felsenwand befindet und das noch gegenwärtig den Besuchern gezeigt wird, und rief seinem Bruder zu, dass dessen Veste brenne. Als dieser, um sich von dem gemeldeten Unglücke zu überzeugen, rasch zum Fenster eilte, stürzte ihn der neidische Bruder in den Abgrund. Seitdem liegt Schellenstein in Trümmern.
aus "Oberösterreichische Volks – Sagen"
gesammelt von Kajetan Alois Gloning
V. Romantische Sagen (Sagen verschiedenen Inhaltes)