Das Turnier in Linz

Im Mai 1521 fand in Linz das Hochzeitsfest Ferdinand I. mit Anna von Ungarn statt, wobei ein berühmtes Turnier abgehalten wurde.

Ein Spanier aus dem Gefolge des Erzherzogs hatte schon manchen Gegner in den Sand gesteckt, wodurch er so übermütig wurde, dass er die österreichische Ritterschaft öffentlich zu beschimpfen wagte und unter Hohn und Spott jeden deutschen Herrn und Ritter zum Zweikampfe auf Tod und Leben herausforderte.

Es waren auch von Steyer zwei Ritter zu dem Feste gezogen, Herr Sebastian von Losenstein und Herr von Hohenberg, welche beide den kecken Prahlhans züchtigen wollten. Weil der Spanier seinen Hohn in Oberösterreich ausgesprochen hatte, so wurde entschieden, dass Herr von Losenstein die Ehre der oberösterreichischen Ritterschaft verteidigen sollte.

Herr Sebastian nahm einen Bihänder und bestieg sein mit einem Maulkorbe versehenes Ross, welches dahin abgerichtet war, dass es nach Abnahme des Maulkorbes und auf ein gegebenes Zeichen das Pferd des Gegners mit den Zähnen an den Nüstern packte.

Der Kampf begann und der Ritter von Losenstein hielt sich bloß in der Defensive, indem er Stich und Hieb seines Gegners nur abwehrte. Der Spanier setzte ihm aber dergestalt zu, dass die österreichischen Edlen schon für den Losensteiner zu zittern begannen. Ein Ruck, der Maulkorb fiel zu Boden und das Pferd des oberösterreichischen Ritters erfasste das Ross des Gegners sofort an der Nase und hielt diese mit den Zähnen fest, worauf der Herr vom Losenstein mit dem Bihänder auf den Helm des Spaniers einen solch gewuchtigen Hieb führte, dass er entzwei sprang. Erzherzog Ferdinand, der den Fremden lieb hatte, schritt für das Leben des Spaniers ein, der nun in der Gewalt des tapferen Ritters war.

Der Landesadel aber feierte seinen Landsmann mit einem großen Bankette.



aus "Oberösterreichische Volks – Sagen"
gesammelt von Kajetan Alois Gloning
V. Romantische Sagen (Sagen verschiedenen Inhaltes)