Burgstein

Auf der „hohen Farnau“ erblickt man eine Steinbildung, die einer Burg ähnlich sieht; es ist der „Burgstein“, von welchem die Sage erzählt:

„Hier lebte einst das Geschlecht der Burgsteiner. Es war berüchtigt als Raubrittergeschlecht. Alle umwohnenden Ritter waren Vasallen des Burgsteiners und nicht weniger roh als er selbst. Der letzte dieses Geschlechtes mordete sein treues Weib. Es hatte ihm ein holdes Töchterlein geschenkt, ganz das Ebenbild der Mutter; auch auf dieses unschuldige Wesen übertrug der Entsetzliche seinen Hass. Einst wurde der Ritter in eine Fehde verwickelt mit dem Grafen von Wolfsegg. Er zerstörte dessen Burg, erschlug den Besitzer und führte den Sohn gefangen nach Burgstein. Da sahen sich des Ritters lieblicher Gefangener und sein

 

*)Die erregte Fantasie der jungen Musensöhne wird wohl das Licht heraufbeschworen haben.

Töchterlein – und liebten sich. Der Räuber entdeckte gar bald das zarte Verhältnis; ergrimmt ließ er die Liebenden über die nächste Felswand stürzen, dass beide zerschmettert lagen. Sein Gemüt wurde immer verhärterter. Er und seine Genossen raubten, plünderten, spielten, jagten und peinigten ihre Untertanen bis auf das Blut. Die Strafe Gottes ereilte sie, alle starben in den schönsten Jahren an den schmerzhaftesten Krankheiten. Ihre Burgen schwanden gänzlich vom Erdboden, nur das Schloss der Burgstein ragt versteinert hervor zum ewigen Angedenken. Oft sahen alte Leute von Hohen-Farnau auf den Trümmern ein junges Paar wandeln; noch öfter aber hörten sie wüsten Lärm aus der versteinerten Burg.



aus "Oberösterreichische Volks – Sagen"
gesammelt von Kajetan Alois Gloning
V. Romantische Sagen (Sagen verschiedenen Inhaltes)