2. Von Frau Bercht und dergleichen Gestalten, von den Elementen und vom Tod

2. Die Elemente, der Tod

12.Die Zwerge, Bergmandl, Alraunen, Spirifankerl, Irrwische, Wassergeister sind gefallene Engel, die Gott auf ihre Bitte in Erde, Feuer, Luft und Wasser bannte.

13. In alten Zeiten waren die Wiesen um Naarn alle eingezäunt. Am Ortseingang standen zwei Gattersäulen aus Granit, von denen eine noch erhalten ist. In das Loch der Säule stampfte man Werch oder Heu, um den Wind zu füttern. Nahm es dieser mit sich fort, dann wußte man, daß er sich legen werde.

*14. Die Windsbraudarn macht sich über „Hår und Leinwat“ her. Sie führt ganze Stücke Leinwand hoch in die Luft und treibt damit ihr Spiel. In Buchkirchen erfaßte sie einmal ein ganz nasses Stück, das eben zum „Blödern“ zusammengelegt und auf der Waschbank lag, und trug es unter heftigem Geräusch weit von dannen. Wird der Har zur Rötze aufgelegt, so ist er von der Windsbraut sicher, wenn man 3 Purzelbäume über ihn macht. Sie vermag ihn auch nicht zu heben, wenn man ihn mit 3 oder 9 Haselzweigen „ansperlt“.

*15. Ein alter Mann in Kremsmünster hörte einst zwei Herdfeuer miteinander reden. Das eine beklagte sich, daß die Hausfrau so „klueg“ sei und dem Feuer gar nichts mehr vergönne. Wenn sie es aber noch lange so fortmache, werde es wild werden und aufs Dach laufen.

*16. Ein Baum, in den der Blitz gefahren ist, ohne ihn zu zersplittern, ist ein Blitzbaum. Kommt er als Tram ins Haus des Besitzers, so fängt er nach einer bestimmten Zeit, die aber niemand vorher bestimmen kann, von selbst zu brennen an. In einem fremden Haus bringt er keinen Schaden. Zimmerleute erkennen solche Bäume daran, daß beim Behauen Funken herausspringen. Dies gelingt aber nur bei drei Stämmen, ist ein vierter Blitzbaum unter dem Bauholz, so läßt er sich nicht feststellen und das Haus muß zu seiner Zeit abbrennen. Auf solche unerklärliche Weise brannte ein Bauernhaus in Kremsmünster ab. Man konnte der Ursache des Brandes nicht auf die Spur kommen, die Zeit des Feuerbaumes war eben aus gewesen.

*17. Ein alter Ebenseer ging nachts heim. Zwischen Gumperstat und Häfing, zwei eigenartigen Häusern, sah er vor sich ein Licht und lief ihm nach. Zu seinem Schrecken sah er, daß es der Feuermann war, dem aus Augen und Schläfen Feuer sprang.

18. Als in Ischl 1865 ein großer Brand ausbrach und man das Feuer nicht löschen konnte, warf man ein Antlaßei hinein; von da an brannte das Feuer nicht mehr weiter und Ischl war gerettet.

19. Als die Saline in Ebensee abbrannte, geriet das Postgebäude in große Gefahr; eine Frau drängte sich herzu und warf ein Antlaßei, ein am Gründonnerstag gelegtes Ei, in das Feuer. Es brannte hoch auf, doch griff es nicht mehr weiter um sich und die Post war gerettet.

*20. Als unter Kaiser Josef das Land vermessen wurde, sagten die Leute heftige Gewitter voraus, weil man der Erde keine Ruhe lasse. Andere sagen, ein fürchterliches Gewitter in jenem Jahr sei vom Volk als Strafe für die Beunruhigung der Erde aufgefaßt worden.

21. Die Urln sind wasserreiche Quellen bei Peuerbach. Für Mädchen ist es gefährlich, dort Wäsche zu schwemmen, denn innerhalb jedes Jahrhunderts muß eine Jungfrau in den Urln ertrinken, sonst überschwemmen die Wasser den Ort. Erst wenn sie ihr Opfer haben, treten sie wieder in das gewöhnliche Ufer zurück.

22. Das Kloster ins Kremsmünster ist auf Holzpfosten erbaut, denn es steht über Wasser. Damit es nicht aus dem Brunnen beim Aichertor ausbrechen und das Kloster mitreißen könne, wurde früher alle Jahre ein Meßkleid in das Brunnenbecken getaucht.

Nach einer anderen Sage ist die Krems ein wildes Wasser; deshalb wird alle Jahre ein neues Meßgewand hineingeworfen, um sie zu beschwichtigen. Einmal hat man es übersehen, da ist das Wasser wie wütend geworden.

23. Als das erste Dampfschiff auf der Donau hinauffahren sollte, meinten die Leute, daß es alle Tage einen Menschen zum Opfer brauche.

*24. Ein Bauer im Höhnhart kam nachts an einem Moor vorbei, daraus sah er einen Reiter auf einen Rappen mit zwei Hunden aufsteigen und auf ein Bauernhaus zureiten. In derselben Nacht starb der Besitzer des Hofes.

*25. Eine Frau ging von ihrem Dorf mit Äpfeln nach Eferding. Unweit vom Dorf begegnete ihr ein riesenhaftes Totengeripp, das mit großen Schritten dem Dorf zuging. Am anderen Tag gab es dort drei Leichen. Den Spuk sahen die Bauern öfter, er zeigte sogar das Geschlecht der Sterbenden an, denn manchmal erschien der Tod, manchmal die Tödin.

*26. Ein Bursch ging einst in einer Winternacht gasseln. Als er sich einem Bach näherte, sah er einen Mann mit einer Sense über der Schulter vom Bach her gegen sich zukommen. Als die Gestalt näher kam, war es der Tod und zitternd vor Schreck lief der Bursche heim. Früh morgens sah er nach und erkannte die Spur eines breiten Männerfußes.

27. Der Kamerl von Staudach bei Oftering ging nachts allein heim. Er begegnete einem Mann und grüßte ihn. Der Fremde antwortete nicht, er hörte ihn aber dann von ferne sagen: „Oan muaß ma nu håbn!“ In der gleichen Nacht noch starb der Spat in Oftering. Der Fremde war der Tod gewesen.

28. Ein Mann ging abends bei einem Kreuzstöckl vorbei. Als er schon vorüber war, sah er sich um. Hinter ihm ging ein Fremder, der nur vom Kreuzstöckl herkommen konnte, obwohl vorher niemand dort war. Es war der Tod, der sich angemeldet hatte. Eine Woche darauf starb der Mann.

29. In der Schmollner Gegend waren die Leute ausgelassen und zügellos. Eine Alte sagte ihnen, in der Luft werde ein Sarg erscheinen und eine schwere Seuche anzeigen. Eines Tages sah man in der Ortschaft Breitenberg einen Sarg in der Luft schwirren und wirklich brach die Pest aus.

*30. Der Schullehrer von Tarsdorf hatte keinen Nebenverdienst, weil es schon lange keine Leiche gegeben hatte, während im Nachbarort ein großes Sterben wütete. Der Schulmeister ging zu seinem Kollegen hinüber und meinte, er solle doch den Tod nach Tarsdorf schicken. Schon am nächsten Tag starb des Schullehrers Sohn und die Pest nahm ihren Anfang.

*31. In Ostermiething gab es gerade in einem Haus beim Heimgarten lustigen Tanz. Da schaute der Tod zum Fenster herein und alle liefen entsetzt davon. Auf dem Weg hörten sie Vögel singen:

Eßt Enzian und Pimpernell,
Dann sterbt ihr nicht so schnell.
Bald darauf brach die Pest aus.

32. Bevor eine Brücke über die Enns führte, wurde der Verkehr zwischen Lahrndorf und Sand mit einer Zille bewerkstelligt. Zum Fährmann kam in der Nacht ein hagerer Mann mit einem schwarzen Mantel und ließ sich über die Enns setzen. Als der schweigsame Gast auf der Dambachseite ausstieg, fragte er nach der Schuldigkeit. Der Ferge getraute sich nicht, von dem unheimlichen Fremden etwas zu verlangen. Der Fremde aber erwiderte: „Das ist dein Glück, sonst hättest du auch sterben müssen!“ Dann ging er hinein ins Dambachtal. Bald darauf hub ein großes Sterben an. Nur der Ferge blieb am Leben. Er hatte den Tod über die Enns gesetzt. Nach einer anderen Erzählung stieg der Fremde mitten im Fluß aus und ging über das Wasser ans Land.

33. Eine arme, alte Witwe sammelte bei Kollerschlag Holz im Wald und hörte eine Stimme um Hilfe rufen. Es war ein kleiner Knabe, der nach Kollerschlag sollte und den Weg nicht wußte. Sie ging mit ihm und als er müde war, nahm sie ihn mitleidig auf den Arm. Das Kind wurde aber immer größer und schwerer, daß der Frau unheimlich wurde und als sie den Knaben vor Kollerschlag auf die Erde setzte und ansah, fiel sie vor Schreck ohnmächtig zusammen, denn es war der Tod. Im Ort begann aber die furchtbare Pest zu wüten und raffte alle Leute dahin, nur die alte Witwe blieb verschont, weil sie selbst den Tod getragen hatte.

34. Im Salzkammergut wütete einst die Pest furchtbar. Bei der wie jedes Jahr stattfindenden Prozession von Ischl nach Laufen konnten nur 9 Ischler mitgehen und umgekehrt waren zum Umgang nach Ischl nur mehr 7 Laufener am Leben. Ein gutes Hausmittel gegen die Pest verkündeten die Vögel:

Eßt Enzian und Pibernell,
Steht auf, sterbt nicht so schnell.

*35. Zur Pestzeit stiegen 3 weiße Jungfrauen aus einem Brunnen in der Nähe des Schlosses Frauenstein bei Mining, pflegten die Kranken gesund und vertrieben den Pestmann. Dann verschwanden sie wieder durch den Brunnen.

36. Der Pestmann brachte von Osten her die Pest nach Braunau und viele Menschen starben. Da gaben die Wassermandl den Leuten Kranebitten zum Essen und Ausräuchern. Wer den Rat befolgte, starb nicht.

*37. Als die Pest unser Land verheerte, kam auf die uralte Linde neben der Kirche in Weichstetten ein kleiner Vogel und sang:

Iß Bitterklee und Enzian,
So kimmst davan, so kimmst davan!
In Peuerbach flog während der Pest ein Vogerl umher und rief den Leuten zu:
Eßt nur brav Bibernell,
So sterbts nöt so schnell.

38. Als in Holzleiten bei Naarn die Pest ausbrach, flog der Pestvogel umher und rief:

Brock Enzian und Bibernell,
Stirbst nöt so schnell.
Ein alter Mann tat es und blieb allein am Leben.

39. Im Trattenbachtal starben in der „Unteren Wänd“ an einem Tage alle Hausleute an der Pest. Als ein armer Hirtenbub von der Weide heimtrieb, sah er die Leichen und floh entsetzt davon. Auf einem Baum hörte er einen Vogel singen:

Iß Bibernell, Enzian, Baldrian,
Stirbst nit so schnell, kimmst davan.

Der Knabe suchte und aß die Kräuter, dann kehrte er mutig in die verseuchte Wänd zurück und begrub die Toten. Er selbst blieb verschont.

40. Als die Pest im Mühlviertel ausbrach, setzte sich ein fremder Vogel auf eine Wegsäule und rief:

O Mensch, ißt du Enzian und Bibernell,
Stirbst du, o Mensch, nicht so schnell.

Ein Bauernbursch aus Prägarten hörte es, wandte den Rat an und wirklich hörte die Pest auf.

41. Zur Zeit, als die Pest furchtbar im Lande wütete und ganze Dörfer ausstarben, betete ein Bauer recht andächtig in der Kirche, daß die Pest doch wieder abziehe. Auf dem Heimweg hörte er auf einem Baum einen kleinen Vogel und verstand ganz deutlich, was er sang:

Eßt Enzian und Pimpernell,
So steht ihr auf und sterbt nicht so schnell.

Der Bauer erzählte er herum, die Leute folgten dem Vogelspruch und bald war die Pest verschwunden.

42. Von Rohrbach aus wurde die Pest in Haslach eingeschleppt, ein großes Sterben entvölkerte bald den Ort. Nur der Hirte, der bei der Herde im Welsetpirret war, blieb übrig. Der Rat, den ein Vogel gesungen hatte, Enzian und Bibernell zu essen, war seine Rettung. Er hörte fast den ganzen Tag das Sterbeglöcklein von Haslach herüber und sah über dem Markt die Pestwolke schweben. Als er aber eines Tages zu einer Kapelle ging, sah er auf einer Linde ein Wölklein hin und herschlüpfen. Schnell holte er sich einen Bohrer und bohrte ein Loch in den Stamm. Alsogleich schlüpfte die Pestwolke hinein, der Hirt verstopfte nun das Loch mit ein Pfropfen. Die Pest war eingesperrt, das furchtbare Sterben war zu Ende.

43. In Haslach stieg aus einem Baumstock eine feine Rauchwolke auf. Das war die Pest. Ein Ehepaar kam an dem Stock vorbei, sie starben als erste und nun begann die Pest zu wüten. Ein mutiger Hirtenjunge lief zum Stock und verstopfte die Öffnung, nun konnte die Rauchsäule nicht mehr aufsteigen und die Pest war verschwunden.

44. In Kremsmünster wurde zur Pestzeit vor jedem Haus, in dem es einen Peststall gegeben hatte, ein Pflock mit einem eingekerbten Strohkreuz eingeschlagen. Hätte man später solch einen Pflock aus der Erde gezogen, so wäre die Pest wieder frei geworden.

45. In einem Bauernhaus in Lichtenberg gelang es, die Pest in einem Tram einzusperren. Als ihn aber einer mutwilligerweise ausriß, begann sie von neuem zu wüten.

46. 1624 und 1625 wütete die Pest in Liebenstein und Umgebung so heftig, daß die meisten Einwohner hinwegstarben. Sie wurden in einem besonderen Teil des Friedhofes in Liebenau beigesetzt. Jahrhunderte wurde hier nicht nachgegraben, um andere Tote zu beerdigen. Denn tut man es, so bricht die Pest wieder los.

*47. In Neuhofen an der Krems wurde in der schweren Pestzeit eine Kreuzsäule gesetzt. Im Laufe der Jahre ist die Säule tief in den Boden gesunken, so daß nur mehr die Spitze hervorragt. Kommt aber die Säule, geschieht es wie immer, wieder aus dem Erdboden an das Tageslicht, bricht die Pest von neuem los.

48. Beim Bauernhaus Böhitz in Roßleiten heißt ein kleiner Hügel der Pesthügel. Wenn man den aufgräbt, kommt die Pest heraus.