- Der Blasenstein in St. Thomas, im Hintergrund die Kirche. St. Thomas war einst mit St. Veit in Toberstetten durch eine Wallfahrt verbunden. Bildquelle: Archiv Karl Hohensinner
Autor: Karl Hohensinner
Aus dem Pfarrort St. Thomas wird berichtet, dass der Flurname Minifeld an einen geplanten Kirchenbau erinnern soll:
„Als in alter Zeit die Bewohner der Gegend den Entschluß gefasst hatten, eine Kirche zu bauen, konnten sie sich nicht einigen, auf welchen Platze dieselbe errichtet werden sollte. Man wählte endlich einen Platz südwestlich von St. Thomas im sogenannten Minifeld. Schon arbeiteten die Zimmerleute und behauten die Baumstämme, wobei sich einer der Zimmerleute in den Fuß hieb, dass die Späne, auf denen er stand, mit Blut befleckt wurden. Als des andern Tags die Zimmerleute wieder an die Arbeit gingen, bemerkten sie Vögel, welche die blutbefleckten Späne mit den Schnäbeln aufhoben und damit davonflogen. Die Leute sahen dies für ein Zeichen des Himmels an und erbauten die Kirche dort, wohin die Vögel die Späne getragen, nämlich auf den Blasenstein.“
Wer über die Gegend von Sankt Thomas am Blasenstein mehr erfahren möchte, sollte im Heimatbuch von Sankt Thomas von Herbert Hiesmayr nachlesen. Es gibt in dieser Gemeinde eine Fülle seltsamer Steinstrukturen.
Adalbert Depiny bringt in seinem Oberösterreichischen Sagenbuch (Linz 1932) im Unterkapitel „Baustoff vertragen“ für Oberösterreich insgesamt 45 relativ ähnliche Beispiele dieser Sage. Auch in Niederösterreich findet sich diese Überlieferung, beispielsweise im Waldviertel bei der Kirche St. Anna im Felde in Pöggstall.
Im Bezirk Perg findet sich eine ähnliche Sage in Dimbach und in Saxen:
„Die Kirche von Dimbach begann man am Gruberberg. Über Nacht trug aber eine Taube die Abfallspäne nach dem Platz, wo jetzt die Kirche steht. Und als man in
der dritten Nacht Maria selbst inmitten der Späne sah, erfüllte man den höheren Willen und baute die Kirche an die heutige Stelle.“ (Depiny)
In Saxen wird der Ort des ersten Kirchenbaues auf einer Flur angegeben, die seit Jahrhunderten Kirchbichl heißt.
Aus dem Buch "Sagen aus dem Bezirk Perg. Das Oberösterreichische Sagenbuch", Band 4 von Hohensinner, Karl. (Kap. 7, S. 121–122)
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Der Heimatforscher Depiny gründete 1919 die Landes- und Volkskundliche Zeitschrift „Heimatgaue“, welche später im 1947 von Franz Pfeffer begonnenen Magazin „Oberösterreichische Heimatblätter“ eine Fortsetzung fand. Die Volkskunde wurde in den Zwischenkriegsjahren und noch mehr während des Zweiten Weltkrieges immer mehr ideologisch besetzt, wobei sich Depiny als gründlicher und unabhängiger Forscher, aus solchen Auseinandersetzungen heraushielt.
Auch die Sagenforschung gehörte zu seiner Arbeit und so brachte er 1932 das „Oberösterreichische Sagenbuch“ heraus. Er wurde als Gründer der wissenschaftlichen oberösterreichischen Volkskunde" bezeichnet.
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"Das Oberösterreichische Sagenbuch" eine Buchreihe erschienen im Verlages RegionlEdition
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Im Verlag Pirngruber erschien 1932 Adalbert Depinys "Oberösterreichisches Sagenbuch".