Das bucklige Männlein und das Mädchen. Eine Sage aus der Klamschlucht (Klam)

Rieseneiche und ein Ochsenfuhrwerk in Klam. Alte Ansichtskarte
Rieseneiche und ein Ochsenfuhrwerk in Klam. Alte Ansichtskarte

 Autor: Karl Hohensinner


„Unweit Grein am Klammerbache lebte eine kranke Mutter mit ihrer Tochter; in der Nähe wohnten mehrere wohlhabende, aber geizige Bauern. Zu einem solchen kam abends, als es draußen stürmte und wetterte, ein buckliges Männlein, das einen ungeheuer großen Kopf hatte und kleine grüne Gänseaugen. Es bat um Unterstand, aber der Bauer wies es mit harten Worten ab. So erging es dem Männlein auch in anderen Häusern. Nur in der Hütte der kranken Frau ward es von der Tochter freundlich aufgenommen und bewirtet. Beim Abschiede nahm das Männchen aus seiner Tasche einen frischen Blumenstrauß und überreichte ihn der Tochter mit den Worten: ‚Bereite aus diesen Blumen einen Tee und gib
ihn der Mutter zu trinken und sie wird bald gesund werden!
Am ersten Ostertage bei dem Ave-Läuten komm’ auf die Klammerhöhe, dort wirst du in der Nähe des Brachfelsens, wo rechts das Nadelholzwäldchen steht, einen Platz finden, der mit solchen Blumen überfüllt ist.‘ Darauf verschwand das buckligte Männlein und das Mädchen befolgte alles genau. Auch auf die bezeichnete Höhe wanderte es und brachte eine Zeitlang in der Zwergenhöhle zu. In der ersten Nacht, die auf den Ostertag folgte, rollten große Steine von der Klammerhöhe und zerschmetterten die Häuser der reichen Bauern, nur die Hütte blieb verschont. Das Wasser strömte herab und dadurch entstand das Flußbett des Klammerbaches.“ (Petschan)

Aus dem Buch "Sagen aus dem Bezirk Perg. Das Oberösterreichische Sagenbuch", Band 4 von Hohensinner, Karl. (Kap. 4, S. 52)

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