Die Sage vom Toiflmüller Ferdl

Dreieck auf dem Teufelstein
Dreieck auf dem Teufelstein

Autor: Dr. Thomas Schwierz
 

Um den Stein rankt sich die Sage vom Toiflmüller Ferdl. Ferdl war in jungen Jahren ein hemmungsloser Wilderer.
Eines Tages trat der Leibhaftige an ihn heran und bot ihm seine Dienste an, wenn er einst die Seele Ferdls dafür einlösen könne. Aus blinder Habgier und Machtbesessenheit war Ferdl jedes Mittel recht, um seine Ziele zu verwirklichen. So schloß er mit dem Teufel einen Bund und versprach seine Seele. Dies geschah auf dem Teufelstein.

Ferdl bemerkte bald darauf, wie ihm die Dinge von der Hand gingen. Jeder Schuß traf und auch sonst gelang alles, was Ferdl in Angriff nahm. Die Leute begannen zu munkeln, daß es beim Toiflmüller wohl nicht mehr ganz mit rechten Dingen zugehen könne.
Doch dann geschah es, daß Ferdl beim Wildern vom Förster auf frischer Tat ertappt wurde. Der Jäger verfolgte ihn und wollte ihn töten. In die Enge getrieben verwandelte sich Ferdl in einen Baumstumpf. Der Förster, der den Schurken nun aus dem Visier verloren hatte, ließ sich auf dem Baumstumpf zu einer Rast nieder und schnitt auf dem Holz mit dem Taschenfeitel Schnupftabak. Die Kerben, die er dabei ins Holz machte, bereiteten Ferdl höllische Schmerzen. 
Als der Jäger weitergezogen war und Ferdl sich zurückverwandeln konnte, bemerkte er blutige Wunden in seinem Gesicht. Dieses Erlebnis hatte Ferdl zutiefst beeindruckt. Er bekam Angst, ging in sich und wandelte sich von dem egoistischen, rücksichtslosen Gauner, der er war, zu einem liebevollen, gottesfürchtigen Menschen.

Der Teufel bangte nun um seinen Lohn. Um die Seele des geläuterten Ferdl nicht zu verlieren, versuchte er, Ferdl mit einem dicken Beutel Geld zu verführen. Als Ferdl auf Verlangen des Teufels nachts zum Teufelstein kam, sah er den Leibhaftigen, wie er in einem Grübchen am Stein Geld zählte. Ferdl blieb standhaft und besprengte Teufel und Geld mit Weihwasser. Der Teufel mußte fliehen, das Dunkel der Nacht wich und es wurde Morgen. Das Geld im Steingrübchen aber verwandelte sich zu Gold. Ferdl begann ein neues Leben in Glück, Fülle und innerem Reichtum. Das Grübchen im Stein sieht man noch heute.

Prof. Stadler deutet den tieferen Sinn der Sage folgendermaßen: das Ziel der menschlichen Psyche, des menschlichen Charakters muß es sein, durch Reifung zu einem Leben in liebevoller Weisheit und Güte zu finden, beseelt von einer Fülle innerer Werte. Zu erreichen ist dies nur, wenn es gelingt, sich vom Streben nach Macht und materiellen Dingen zu lösen.

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"Der Teufelsstein in Haibach im Mühlkreis" von Dr. Thomas Schwierz im EuroJournal Linz - Mühlviertel - Böhmerwald 2001/4. www.eurojournal.at