Die Roten Kreuze. Eines der letzten Rätsel Europas

„Das Geheimnis der roten Kreuze“ nannte Ernst Fietz seinen 1978 in den OÖ. Heimatblättern erschienenen Beitrag. 2011 waren sie Thema der Ausstellung Schande, Folter, Hinrichtung, denn es dürfte sich um Rechtsdenkmäler handeln. Eine Funktion der Roten Kreuze scheint gesichert: Zur Zeit der Landgerichte waren manche Kreuze Übergabestellen von Delinquenten an das Hochgericht.


„Ein einsames Kreuz in der freien Natur oder im Wald stimmt den aufmerksamen Wanderer irgendwie nachdenklich, und das umso mehr, wenn das Kreuz rot gefärbt ist, als wollte es auf sich aufmerksam machen“. Diese Beobachtung von Ernst Fietz, der als Geometer das Land gut kannte, ist sicher richtig. Denn wenn sie Grenzen markierten, mussten sie schon von weitem aufmerksam machen: Achtung Grenzübertritt! Fietz führt für Oberösterreich 37 Rote Kreuze an. Weiters 3 Rote Kreuzkapellen, 1 Rote Kreuz Säule, 1 Roter Herrgott, 2 Rote Marter, 4 Weiße Kreuze, 1 Weiße Marter, 1 Schwarze Marter, 1 Blaues Kreuz, 1 Gelbes Kreuz sowie 1 Grünes Kreuz. Er schreibt weiter: „Jedenfalls überwiegt die rote Farbe, zumindest dem Namen nach, weil nicht jedes 'Rote' Kreuz auch wirklich rot gefärbt ist. Das gleiche gilt auch von den anderen Farben.“

Der Farbe Rot widmeten Wissenschaftler ihre Aufmerksamkeit. Auf der Internet-Seite des OÖ. Landesmuseums vermerkt Brigitte Heilingbrunner zur Etymologie:
1. Mittelhochdeutsch: rôt = rot; rothaarig; blutig. Quelle: Hennig, Beate, Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch. 5. Auflage, Tübingen, 2007. S. 270.
2. Althochdeutsch: ruota = Rute, Messlatte, Stange und Kreuz
Indogermanisch: rot = Rute, Mess-latte, Kultpfahl. Quelle: Kluge, Friedrich / Götze, Alfred, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 14. Auflage. Berlin 1948.

 

Das rote Kreuz in St. Wolfgang am Stein

Die Steinerne Kapelle mit dem christianisierten
Das rote Kreuz in St. Wolfgang am Stein. Foto: Elisabeth Schiffkorn

Schriftlich ist wenig über die farbigen Kleindenkmäler bekannt. Ernst Fietz stellte daher zu Beginn seiner Arbeit die Frage was „der Volksmund berichtet“. Bei seinen Erhebungen im Jahr 1934 stellte er z. B. fest: „Beim Roten Kreuz im Walde vor St. Wolfgang am Stein im Mühlviertel nahm man Abschied, wenn man für längere Zeit aus dem Heimatorte weg musste, um wieder gesund nach Hause zu kommen.“ Über dieses Kreuz ist an der Steinernen Kapelle zu lesen: „Weiter oben am Wege, inmitten des Waldes, steht ein großes hölzernes Kreuz, das Ulm eine 'ausdrucksstarke Arbeit um 1510' nennt. Von diesem Kreuz nehmen die Leute aus St. Wolfgang Abschied, wenn sie weiter verreisen müssen. Drei Inschriften zeugen vom frommen Sinn der Einwohner dieser Gegend.“

Im Jahr 2015 erhielt ich von einem Anrainer der Kirche von St. Wolfgang folgende Auskunft: „Das Rote Kreuz steht auf der Straße Schlägl – St. Wolfgang – Öpping, warum es so heißt, wissen wir nicht. Unterhalb der Wallfahrtskirche gab es eine Wegstrecke, die hieß Pflaster, da ist der Teufel gefahren, aber nur bei Nacht, da hat der die schweren Fuhrwerke heraufgefahren, aber nur von denen, die eine schwarze Seele hatten. Da war der harte Granit unter der Sandstraße, da sind oft die Fuhrwerke nicht weiter-gekommen. Im Jahr 1963 oder 1964 wurde die Straße neu gebaut, da wurde der Fels herausgesprengt, das waren große Quader. Wo der Felsen stand, der St. Wolfgang am Stein seinen Namen gab, das wissen wir nicht. Das wissen auch die ganz alten Leute nicht mehr. Unterhalb des Roten Kreuzes liegt die Steinerne Herrgottskapelle beim Stein, ein Goaßfuß (Geißfuß) soll als Abdruck darinnen sein, da haben sie die Kapelle gebaut, damit der Teufel nicht mehr zum Stein hingehen kann. Der Bildstock unterhalb der Kapelle wurde als Erinnerung an einen Unfall errichtet.“

Die Steinerne Kapelle mit dem christianisierten Kultstein.
Die Steinerne Kapelle mit dem christianisierten Kultstein. Foto: Elisabeth Schiffkorn

Von H. Petrus Bayer, Prämonstratenser des Stiftes Schlägl erfuhr ich: „Das Rotes Kreuz könnte an der Grenze zwischen dem Landgericht Velden und dem Hochstift Passau aufgestellt worden sein. St. Wolfgang war bis 1614 passauisch, dann wollte das Stift, dass es zu Schlägl kommt.“

Unterhalb des Kreuzes, Richtung Schlägl, befindet sich die genannte Steinerne Kapelle. Die mündliche Überlieferung kann man hier wörtlich nehmen. Die Kapelle dürfte tatsächlich errichtet worden sein, um Kulthandlungen des Teufels, wie die heidnischen Priester genannt wurden, abzustellen. Im Verband dieser Kleindenkmäler und der Kirche am Stein betrachtet, könnte dieses Rote Kreuz weitaus älter sein, als die später errichteten Landgerichtgrenzen.

Ein abgekommenes Rotes Kreuz

An dieser Kreuzung stand ein rotes Kreuz.
An dieser Kreuzung stand ein rotes Kreuz. Der Weg rechts ist die alte Hansbergstraße Richtung Gramastetten. Foto: Elisabeth Schiffkorn

Ein von Fietz nicht erwähntes Rotes Kreuz befand sich in Neußerling an der alten Hansbergstraße. Kons. Robert Schöffl: „Das weiß heute kaum mehr jemand. Es stand an der Kreuzung, dort wo die Hansbergstraße von Gramastetten nach St. Veit führt. Wenn man von Gramastetten kommt, dann geht es links nach Neußerling und rechts nach Hofing. Die alte Hansbergstraße war lange die einzige Verbindung von Neußerling nach Linz. Im Jahr 1900 wurde erst die neue Straße von Gramastetten herauf gebaut, 1930 fuhr dort das erste Postauto. Die Straße war sehr schmal und so kam 1975 das Kreuz weg, im Zuge des Straßenneubaues. Es war ein Holzkreuz, rot angestrichen, die Farbe war schon etwas abgeblättert, mit einem rundgebogenen Blechdach und einer Herrgottfigur.” In diesem Zusammenhang ist wichtig: „Neußerling gehörte zur Herrschaft Lichtenhag und Eschelberg, Stamering zu Rotenfels und Waxenberg. Die Galgenwiese im Wimmerhölzl, 1 km südlich von Neußerling Richtung Gramastetten, dieses Plateau gehörte zu Lichtenhag und das gehörte zur Herrschaft Oberwallsee. Heute erinnert noch die Postautohaltestelle ‘Gallnwiese’ daran.” Dieses Rote Kreuz könnte daher eine Übergabestelle an das Landgericht Oberwallsee markiert haben.

Das Rote Kreuz auf dem Mursberg

Das Rote Kreuz auf dem Mursberg
Das Rote Kreuz auf dem Mursberg. Von seiner einstigen Lage in einem Hohlweg ist heute nichts mehr zu sehen. Die Hügel wurde abgetragen und die Hohlwege zugeschüttet. Foto: Elisabetn Schiffkorn

Möglicherweise sind die Roten Kreuze weitaus älter, als die geschichtlich fassbaren Fakten vermuten lassen. Sie sollen auf Blitzschlag gefährdeten Plätzen errichtet worden sein. Beim Franzosenkreuz auf dem Mursberg in Walding trifft dies zu.

Mit Angabe der Jahreszahl des letzten Franzosenkrieges klingt folgende Sage im Sagenbuch von Adalbert Depiny glaubhaft: „In der Ortschaft Mursbach bei Walding wurden 1809 unter einem Hügel Franzosen begraben. Daher heißt der große Graben neben dem Hügel noch heute Franzosengraben. Und aus demselben Grund nennt man eine Wiese beim Scharinger in Hamberg Totengraben.“

Josef Eidenberger in seinem „Geschichtsbilderbuch von Walding”: „Im Bereich des Franzosenkreuzes, auch Rotes Kreuz genannt, nordwestlich des Tiergartens Mayr (Akazie, Bankerl und Granittisch) befanden sich lange Zeit noch Schützengräben die aber letztendlich irgendwann von der Schubraupe eingeebnet wurden. Dort sollen der Überlieferung nach während der Franzosenkriege auch Messen für die Soldaten abgehalten worden sein.“

Das Kreuz steht auf dem Grund des Karlbauern: Fritz Rechberger erzählt, bei einem Blitzschlag 1994 sei die große Akazie getroffen und das Kreuz zerstört worden, die Herrgottsfigur habe nur eine Beschädigung an den Zehen davon getragen. Rote Kreuze finden sich oft an Grenzen oder Grenzübergängen. Folgende Sage könnte daher mit diesem Rechtsmal am Mursberg in Zusammenhang stehen: „Der Teufel soll eines Tages mit einem Pferd von Pösting kommend auf einem Reitersteig zum Gaderlschuster (Haiböck), von dort zum Kognatzen (Eibensteiner) und weiter zum Karlbauern (Rechberger) über den Teufelsweg zum Schmied auf der Pimmerswies (Luksch) zur Schwarzlacken geritten und in dieser verschwunden sein, um kurz darauf beim Gasthaus Böck (Bergmayr) wieder aufzutauchen. Anschließend soll er wieder verschwunden sein, um wenig später beim Ermer (Greiner) wieder aus der Erde herauszukommen. Es wird heute noch immer behauptet, dass vom Gasthaus Bergmayr aus ein unterirdischer Geheimgang bis auf den Jörgensbühl zum Ermer (Greiner) führen soll …“

Wenn man nun die Sage so verstehen will, dass ein heidnischer Priester, in der Sage als Teufel bezeichnet, in vorchristlicher Zeit möglicherweise die Grenzen seines Herrschaftsgebietes abritt, so ergibt die Sage Sinn. In Pösting stand die Burg Waltenstein, ein Vorgängerbau ist nicht auszu-schließen, die in der Sage genannten Bauernhäuser bestehen noch, ein solcher Ritt wäre heute noch möglich. Die Straße führt rechts am Roten Kreuz vorbei über einen Altweg hinter dem Karlbauern, zum Schmied auf der Pimmerswies. Linkerhand des Kreuzes beginnt der Grund des Steinparzer Hofes. Das Rote Kreuz war ursprünglich vielleicht ein mit roter Farbe gekennzeichneter Baum, der auf schlechten Grund hinwies, nämlich auf eine exponierte Stelle, unter dem die Reisenden der Vorzeit bei Gewittern nicht Unterstand suchen sollten. In der Zeit der Besitznahme des Landes wurden diese Kreuze zu Grenzzeichen. In geschichtlicher Zeit wurden einige dieser Grenzen zu Landgericht- oder Burgfriedgrenzen und einige Rote Kreuze zu Rechtszeichen, bei denen Verbrecher den Landgerichten übergeben wurden. Die Lage des Roten Kreuzes auf dem Mursberg lässt diese Vermutung zu.

 

Schutz für das Hochland?

Das Kreuz stand früher in einer Senke zwischen den Hohlwegen. Das Plateau wurde planiert und die Hohlwege zugeschüttet. Der Steinparzer hieß früher Obervogelseder, der Karlbauer Untervogelseder, beide gehörten zur Herrschaft Oberwallsee. Dieser Hohlweg könnte bei Gefahr rasch durch einen Verhau geschlossen werden, um das Vordringen einer feindlichen Schar auf das Hochland oberhalb der Donauebene zu verhindern. Das Rote Kreuz ist von St. Gotthard aus zu sehen. Die Vogler könnten die Fackler gewesen sein, die bei Gefahr Lichtsignale an das Hochland weitergaben, damit weitere Wege mit Verhauen gesichert werden konnten. Diese Mühlviertler Schanzbauern waren vielleicht die Helden, die in den Hühnengräbern beigesetzt wurden, die in den Bezeichnungen Hühnersteiggraben in Feldkirchen oder in der Ortschaft Hühnergeschrei noch erhalten sind.

Die antiken Schriftsteller berichten vom undurchdringlichen Nordwald, bevölkert nur mit wilden Tieren. Möglicherweise waren es diese Wehrbauern mit ihren Bogen und Lanzen hinter ihren Verschanzungen, die den Wald undurchdringlich erscheinen ließen.

Wo sich Wasseradern kreuzen wie beim Roten Kreuz am Mursberg, an diesen Stellen schlägt der Blitz besonders oft ein, berichtet Gerhard Schöffl, vulgo Steinparzer. In diesem Zusammenhang könnte die Sage aus dem Waldinger Geschichtsbuch von Bedeutung sein, der Schmied in der Pimmerswies hätte dort Lichtl gesehen, die er als Seelen der dort verscharrten Franzosen ansah. Es ist nicht auszuschließen, dass sich an solchen Stellen elektromagnetische Phänomene manisfestierten, die entsprechend der Ereignisse eben als Arme Seelen angesehen wurden.

Verbreitung über ganz Europa

Rote Kreuze finden sich in ganz Europa. Brigitte Heilingbrunner: „Seit Jahrzehnten beschäftigen Rote Kreuze Wissenschaftler aus ganz Europa. Bei der Suche nach dem Sinn der Bezeichnung wurden unterschiedliche Hypothesen aufgestellt. Das anglo-keltische Wort ‘Rod’ ist ein heute noch gebräuchliches englisches Längenmaß. Das bis ins 11. Jahrhundert in England verwendete Rood-Maß war die Ackerfurchenlänge. Zum Begriff Kreuz wäre zu sagen, dass Missionare für das Kruzifix aus Gründen der Kultkontinuität das Wort ‘rood’ verwendeten, was soviel wie Rute, Messlatte, Stange und Kreuz bedeutete. Das etymologische Wörterbuch von Kluge-Götze verweist auf die althochdeutschen Begriff ‘ruota’ oder den indogermanischen Begriff ‘rot’. Im angelsächsischen Traumgedicht vom Hl. Kreuz heißt es: ‘Krist was on rodi, an galga gigista’ = Christus war an dem Kreuz (Rute, Messlatte, Kultpfahl) auf den Galgen gestiegen. Nun stellt sich die Frage ob ‘rot’ nicht vom indogermanischen Messpfahl abgeleitet werden kann. Üblich war es auch Kultpfähle mit dem Blut der Opfertiere einzufärben womit wieder die Farbe Rot in den Vordergrund gelangt. Nicht selten findet man auch später noch den Zusammenhang mit gefallenen Kriegern (Türken, Schweden, Franzosen) und dem Errichten von Roten Kreuzen.”

Anliegen der Bevölkerung

Rotes Kreuz in Bad Leonfelden an der
Rotes Kreuz in Bad Leonfelden an der Pannholzstraße. Foto: Werner Lehner

Konsulent Werner Lehner schreibt in seinem Aufsatz „Das Phänomen der Roten Kreuze”: „Blicken wir uns um in unserem Vaterland Österreich, suchen wir die Roten Kreuze, so gibt es im Burgenland 17, in Kärnten 6, in Niederösterreich 136, Oberösterreich 37, Salzburg 1, Steiermark 59, Tirol 3, Vorarlberg 0 und in Wien 2.” Werner Lehner zitiert aus dem Gemeindeprotokoll von Güssing im Burgenland vom 3. 5. 1836, an diesem Tag wurde das Rote Kreuz neuerlich aufgerichtet und geweiht: „Rote Kreuze müssen zu ewigen Zeiten erhalten werden, solches immer neu zu erbauen, sooft es zugrunde geht, weilen selbe man schon seit urdenklichen Zeiten immer erhalten hat.” Werner Lehner schreibt weiter: „Damit diese wichtigen Grenzzeichen weithin sichtbar waren, wurden sie rot gestrichen. Es handelt sich bei den Roten Kreuzen nicht nur um ein volkskundlich wichtiges und oftmals wenig beachtetes Phänomen, sondern in ihrer Entstehung zweifelsfrei um christlich verkleidete Markierungen.”

In Bad Leonfelden wurde am 29. 5. 1985 das neue Rote Kreuz an der Pannholzstraße nach Schenkenfelden geweiht. Werner Lehner hatte die Initiative ergriffen und wieder ein hölzernes Kreuz mit einem Christuskorpus, einer Blechschnittarbeit, in Zusammenarbeit mit örtlichen Baufirmen und Künstlern errichtet. Zum Kreuz wurde eine Linde gepflanzt.

Wegkreuzungen

Rotes Kreuz in Eidenberg
Rotes Kreuz in Eidenberg. Foto: Elisabeth Schiffkorn

Hans Wakolm aus Eidenberg nahm sich um das Rote Kreuz seiner Gemeinde an: „Es war vermorscht und lag am Boden, bei der Verbreiterung der Straße wurde es wieder aufgestellt. Das Lärchenholz spendete Stift Wilhering, da die alte Stelle aber nach der Verbreiterung der Straße nicht mehr passte, fand es auf der anderen Straßenseite einen neuen Platz. Das Holzkreuz wurde wieder mit roter Farbe versehen, auch das Schindeldach wurde dem alten nachempfunden. Dieses Rote Kreuz ist in allen Wanderkarten verzeichnet, daher war es selbstverständlich, dass es wieder aufgestellt wurde. So blieb auch der Name erhalten. Früher stand das Kreuz auf Stiftsgrund, der Obermoar erlaubte die Aufstellung auf seinem Grund. Es dürfte an der Landgerichtsgrenze gestanden haben. Da die Stelle von Wanderern stark frequentiert ist, wurde daneben eine Bank aufgestellt und ein Abfallkorb angebracht. Das Kleindenkmal steht an einer Straßenkreuzung. Die Straße führt von Lichtenberg nach Eidenberg, ein Wanderweg zur Wolfgangkapelle und zum Kopfwehstein. Beim Rudln (Rutengehen) schlägt die Rute an der alten Stelle an, am jetzigen Standort des Roten Kreuzes reagiert sie nicht.”

Rotes Kreuz an der Wipflerbergstraße. Foto: Elisabeth Schiffkorn

Am Güterweg zwischen Eidenberg und Lichtenberg steht ein weiteres Rotes Kreuz, das mit einer schwarzen Farbe versehen ist, daher wird es von manchen schon als schwarzes Kreuz bezeichnet. Es steht an der Wipflerbergstraße, wo sich vier Wege kreuzen. Auch dieses Kreuz ist in den Wanderkarten eingezeichnet. Primar Schindl ließ es 1964 im Zuge seines Hausbaues wieder errichten, denn es war morsch. Der Baumeister hatte dies ohne Kosten durchgeführt. Da sehr viele Wanderer und Autos an dieser Stelle vorbeikommen, wurde ein Granitnursch (Futtertrog) für

Blumenschmuck vor dem Kreuz aufgestellt. Nach dem Tod von Frau Dr. Schindl wurde ein Erinnerungsbild an sie angebracht.
Nicht weit davon entfernt an einer Wegkreuzung steht ein weiteres Rotes Kreuz. Der so genannte Rote Herrgott in Kronabittedt wurde 2014 abmontiert und ein neues braunes Kreuz errichtet. Das alte Kreuz wird von Nachbarn in einem Schuppen aufgehoben und es zeigt noch deutlich seinen roten Anstrich. Der Herrgott auf dem alten Kreuz war aus Gusseisen, das Material des Herrgotts des neuen Kreuzes ist bemaltes Blech. Die befragten Bewohner waren sich nicht mehr ganz sicher, ob es Roter Herrgott genannt wurde, aber das alte Kreuz ist rot, daher wird das Kleindenkmal zur Unterscheidung des Roten Kreuzes bei Kammerschlag Roter Herrgott genannt worden sein. Es ist dies der von Fietz genannte „Rote Herrgott”.

Weitere Funktionen

Roter Herrgott in Kronabittedt
Roter Herrgott in Kronabittedt. Foto: Elisabeth Schiffkorn

Die roten Kreuze könnten noch andere Funktionen gehabt haben. Siegrid Hirsch, Autorin des Buches „Kultplätze in Oberösterreich“, zitiert Pfarrer Jantsch, der die Ansicht vertrat, die Roten Kreuze hätten auch jene Stellen angezeigt, an denen Händler ihre Waren abluden, und die um-

liegenden Bewohner hätten ihre Bestellungen dort abgeholt. Dies würde die Theorie unterstützen, Rote Kreuze wären uralte Markierungs- und Orientierungspunkte eines alten Handelswegenetzes, möglicherweise durch ganz Europa.

Auffallend ist das Anliegen der Bevölkerung diese „christlich verkleideten Markierungen” immer wieder zu erneuern, „weilen selbe man schon seit urdenklichen Zeiten immer erhalten hat”, wie es in der Güssinger Aufzeichnung formuliert ist.


Autorin:
Dr. Elisabeth Schiffkorn
Artikel aus dem
EuroJournal Heft 2/2015
www.eurojournal.at